Zum Hauptinhalt springen

St. Bartholomäus

Zeilsheim

1933 - 1945

Die Zeit des Dritten Reiches

1933

Da durch die Vergrößerung Zeilsheims auch die seelsorglichen Verpflichtungen und mit ihnen die pfarramtlichen Verwaltungsaufgaben stark angewachsen sind, drängt die Gemeinde auf die Anstellung einer Seelsorgehelferin. Am 1. März 1933 übernimmt Dorothea Boomers diese Aufgabe in Zeilsheim, muss jedoch die Pfarrei in Sindlingen mitbetreuen.

Am 28. Januar tritt die Regierung von Schleicher wegen fehlender Unterstützung im Reichstag zurück. Bereits am 22. Januar trafen sich der ehemalige Reichskanzler Franz von Papen und der Sohn des Reichspräsidenten, Oskar von Hindenburg, mit Hitler, um über die Bildung einer Koalition des "Nationalen Zusammenschlusses" zu verhandeln. Oskar von Hindenburg kann für das Vorhaben gewonnen werden, und er trägt auch mit die Verantwortung dafür, dass Reichspräsident von Hindenburg überzeugt werden kann, Hitler trotz seiner Abneigungen zum Reichskanzler zu ernennen. Am 30. Januar, der von den Nationalsozialisten als "Tag der Machtergreifung" gefeiert wird, ist es Hitler nach vielen zuvor gescheiterten Versuchen doch noch gelungen, sich die Macht zu erschleichen.

Damit war das Ende der Weimarer Republik besiegelt. Die Gründe für das Scheitern der ersten Deutschen Republik lagen darin begründet, dass der Staat selbst eigentlich nur ein Notbehelf aus der schwierigen Situation von 1918 war, aber auch, weil es um die wirtschaftliche Lage des Staates von Beginn an - durch die viel zu hohen Reparationszahlungen - äußerst schlecht bestellt war. Besonders die Besetzung der Rheinlande und der Gewaltfrieden von Versailles stärkten das Nationalgefühl der Deutschen enorm und sorgten dafür, dass die Politiker, die diese Repressalien hinnahmen, beim Volk kein besonders hohes Ansehen genossen. Den Bürgern fehlte darüber hinaus das republikanische Bewusstsein und die politische Erfahrung. Die Reichswehr bildete einen "Staat im Staate" und die demokratischen Parteien waren so zerstritten, dass es für die NSDAP - oftmals in Zusammenarbeit mit der KPD - ein leichtes war jede kontinuierliche parlamentarische Arbeit zu stören.

Hitlers Kabinett setzt sich nur aus wenigen Nationalsozialisten und aus Mitgliedern der DNVP zusammen; Vizekanzler ist Franz von Papen. Hindenburg und die DNVP glauben, sie könnten die NSDAP in dieser Koalition an die Leine legen und dass sich der Nationalsozialismus an der Macht bald totlaufen werde. Welch eine Fehleinschätzung! Hitler baut statt dessen seine Macht mit Hilfe von Notstandsverordnungen weiter aus. Bereits am 4. Februar werden mit der Verordnung "zum Schutz des deutschen Volkes" verfassungsmäßige Grundrechte außer Kraft gesetzt, und als am 27. Februar der Reichstag brennt, wird am 28. Februar der Ausnahmezustand verhängt, und mit der Verordnung "zum Schutz von Volk und Staat" werden so gut wie alle verbleibenden Grundrechte aufgehoben. Damit beginnt die Verfolgung politischer Gegner, vor allem aus dem Lager der Linken.

Bei der Wahl zum Reichstag am 6. März kann Hitler mit nur 43,9 % der Stimmen zwar keine absolute Mehrheit im Parlament erringen, doch verfügt er mit den Sitzen der mit ihm koalierenden DNVP über 52,9 % der Reichstagsmandate. Diese Wahlschlappe kann Hitler jedoch bereits am 23. März mit dem "Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich", dem sogenannten "Ermächtigungsgesetz", das ihm uneingeschränkte Handlungsvollmachten garantiert wettmachen. Das schlimmste daran ist, dass mit Ausnahme der KPD und SPD alle Parteien dem Gesetz zustimmen und sich damit selbst zu Statisten auf der politischen Bühne degradieren.

Hitler weitet seine Macht weiter aus, indem er versucht, das gesamte Reich unter die Kontrolle der NSDAP zu bringen. Durch das "Vorläufige Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich" werden vom 31. März alle Landesparlamente entsprechend der Stimmenverhältnisse der Reichstagswahl umgebildet und mit dem "Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich" werden in den Ländern Reichsstatthalter eingesetzt, die die Länderregierungen ernennen. Mit dem ebenfalls am 4. April erlassenen "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" geht die gesamte gesetzgebende Gewalt von der Legislativen auf die Exekutive über. Damit ist fast der gesamte föderalistische Staatsaufbau der Weimarer Republik zerschlagen. Die gesamte Gleichschaltungsaktion wird 1934 mit dem "Gesetz über den Neuaufbau des Reiches", nach dessen Maßgabe am 30. Januar 1934 die Länderparlamente und am 14. Februar 1934 der Reichsrat aufgelöst werden, abgeschlossen.

Am 2. Mai werden alle Gewerkschaften aufgelöst, und nach der Beschlagnahmung aller Gewerkschaftsvermögen die "Deutsche Arbeitsfront" gegründet (24.10.1934). Im Mai und Juli werden KPD und SPD von der Regierung verboten, und alle anderen Parteien außer der NSDAP lösen sich auf. Mit dem "Gesetz gegen die Neubildung von Parteien" vom 14. Juli und dem am 1. Dezember erlassenen "Gesetz zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat" wird die NSDAP Staatspartei und das Deutsche Reich ein Einparteienstaat.

Die Katholische Kirche versucht zunächst, mit den neuen Machthabern ins Reine zu kommen. Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII., und der deutsche Vizekanzler Franz von Papen unterzeichnen am 20. Juli im Vatikan das Reichskonkordat, das den Katholiken - zu mindestens formal - ihre Rechte zusichert. Jedoch wurde dieses Konkordat in der späteren Praxis des Kirchenkampfes praktisch wertlos, weil Hitler sich nicht an seine Grundsätze hielt. Wie er Religionen und Kirchen einschätzt zeigt Hitler bereits am 6. Mai in einer Gesprächsnotiz recht deutlich:

"Mit den Konfessionen, ob nun diese oder jene: das ist alles gleich. Das hat keine Zukunft mehr. Für die Deutschen jedenfalls nicht. Der Faschismus mag in Gottes Namen seinen Frieden mit der Kirche machen. Ich werde das auch tun. Warum nicht? Das wird mich nicht abhalten, mit Stumpf und Stiel, mit allen seinen Wurzeln und Fasern das Christentum in Deutschland auszurotten. [...] Eine deutsche Kirche, ein deutsches Christentum ist Krampf. Man ist entweder Christ oder Deutscher. Beides kann man nicht sein." 

Obwohl die Nationalsozialisten bei den letzten freien Wahlen deutlich an Stimmen gewonnen hatten, können sie in Zeilsheim nicht richtig Fuß fassen. Viele Bewohner der Kolonie sind Sozialisten oder praktizierende Christen, und die Alteingesessenen, traditionell katholisch, finden Rückendeckung bei Pfarrer Rudersdorf. Am ehesten bekommen die Nationalsozialisten Zuspruch von den unkritischen Arbeitnehmern, "völkisch gesinnten" Landwirten oder um ihre Existenz ringenden kleinen Gewerbetreibenden.

Innerhalb der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft gilt die Jugend als "Garant der Zukunft". Alles läuft darauf hinaus, die Kinder und Jugendlichen zu erfassen und anderen Erziehungseinflüssen zu entziehen. Die Garantie dafür bilden Jungvolk, Hitlerjugend und BDM (Bund Deutscher Mädel), für die ab 1936 die Zwangsmitgliedschaft gilt, und die Schule, in der junge Menschen "körperlich, geistig und sittlich im Geiste des Nationalsozialismus" herangebildet werden. Lehrpersonen, deren Gegnerschaft bekannt ist, werden vom Dienst suspendiert, wie beispielsweise der Rektor der Zeilsheimer Schule, Heinz Kromer, der als Abgeordneter einer demokratischen Partei seine staatsbürgerlichen Rechte wahrgenommen hatte. Mit ihm zusammen werden am 3. Juli 1933 auch die Lehrer Adolf Brandenburger und Paul Schmitt aus dem Staatsdienst entlassen.

1934

Um einer sozialistischen "zweiten Revolution" zuvorzukommen, nutzt Hitler am 30. Juni, als der Plan Ernst Röhms (Stabschef der SA) bekannt wird, die SA und Reichswehr zu einer Miliz zu verschmelzen, die Gunst der Stunde, um politische Gegner aus den eigenen und anderen Reihen zu beseitigen. Dieser sogenannte "Röhm-Putsch" endet in der größten innerparteilichen Säuberungsaktion und kostet auch viele Gegner außerhalb der NSDAP, darunter General Kurt von Schleicher, Hitlers Vorgänger als Reichskanzler und einer seiner Gegner, das Leben.

Als am 2. August Reichspräsident von Hindenburg stirbt, übernimmt Hitler das Amt des Reichspräsidenten und nennt sich fortan "Führer und Reichskanzler". Damit ist Hitler jetzt uneingeschränkter Machthaber im Dritten Reich. Am gleichen Tag noch lässt Hitler die Reichswehr auf seine Person vereidigen, wodurch er die Reichswehr zum absoluten Machtinstrument seiner Politik macht. Später wird diese Vereidigung den Soldaten als Begründung für ihren absoluten Gehorsam dienen; besonders bei den Verbrechen an der Ostfront.

Nach seiner totalen Machtübernahme beginnt Hitler als bald damit, gegen seine politischen Gegner vorzugehen. Neben den Juden und Sozialisten gehören auch die aktiven Christen dazu. In Zeilsheim, einem Dorf mit lebendiger kirchlicher Tradition, bekommen die christlichen Gemeinden dies auch ausgiebig zu spüren. Sind es am Anfang nur kleine Nadelstiche, so folgen bald amtliche Beschränkungen oder Verbote. So werden zum Beispiel die kirchlichen Kindergärten von der Partei übernommen, die christliche Jugendarbeit untersagt, kirchliche Feiertage abgeschafft und der Religionsunterricht in den Schulen verboten. Der Pfarrer und der Kaplan der katholischen Gemeinde, die zu diesen Maßnahmen nicht schweigen, müssen sich Verhöre durch die Gestapo (Geheime Staatspolizei) gefallen lassen und der Kaplan wird sogar ins Gefängnis geworfen. Viele Gläubige packt die Furcht, der Gottesdienstbesuch lässt nach und die Kirchenaustritte häufen sich.

1935

Mit der Volksabstimmung vom 17. Januar wird das Saarland in das Reichsgebiet zurück eingegliedert. Damit beginnt Hitlers "Heim ins Reich"-Politik.

Als am 15. September die "Nürnberger Gesetze" erlassen werden, zeigt Hitler auch, wie er zu anderen Völkern steht, besonders zu den Juden, die mit diesen Gesetzen vollständig entrechtet werden. Alle Deutschen müssen einen "Arier-Nachweis" liefern, um zu belegen, dass sie auch wirklich deutscher Abstammung sind und zur Volksgemeinschaft gehören.

fronleinam 1935b
Auszug der Monstranz bei der Fronleichnamsprozession im Jahre 1935
fronleinam 1935a
Die Kindergarten-Kinder bei der Fronleichnamsprozession im Jahre 1935

 1936

Pfarrer Wilhelm Rudersdorf stirbt am 8. Dezember 1936 in Würzburg. Große Trauer herrscht in der Gemeinde, als die Nachricht von seinem Tode aus Würzburg eintrifft, wo er sich einer Kopfoperation unterziehen musste, die er nicht überlebt.

Am 24. Dezember, rechtzeitig zu Weihnachten, stellt Prof. Heinrich Dieckmann die Innenausmalung des Anbaus der Kirche mit großflächigen Fresken zum Thema "Der Aufbau des Reiches Gottes" fertig. Außerdem hat Prof. Dieckmann zwei Fenster mit den 4 Evangelisten gestaltet, die im Chor auf beiden Seiten des Hochaltars eingebaut worden sind. Ebenfalls rechtzeitig zu Weihnachten stellt Bildhauer Adolf Roth die neue Krippe fertig.

Hitler setzt im Jahre 1936 seine "Heim ins Reich"-Politik fort. Am 7. März lässt er die nach dem Versailler Vertrag entmilitarisierten Rheinlande von der Wehrmacht besetzen. Damit beginnen die Verletzungen der Verträge, die von den Regierungen der Weimarer Republik mit den Nachbarstaaten verhandelt wurden und nun durch neue Verträge, die Hitlers Politik begünstigen, ersetzt werden.

1937

Am 1. Januar 1937 wird der Geistliche Rat Alexander Rupp als neuer Pfarrer und Nachfolger des verstorbenen Pfarrers Wilhelm Rudersdorf in Zeilsheim eingeführt. Er übernimmt die Leitung der Gemeinde in einer äußerst schwierigen Zeit und leitet die Gemeinde mit viel Umsicht und Entschlossenheit.

rupp

Geistl. Rat Alexander Rupp

Pfarrer von Zeilsheim vom 01.01.1937 bis 03.02.1959

* 07.07.1891 in Frankfurt am Main
+ 03.02.1959 in Zeilsheim

 

 

Hitlers Kirchenpolitik scheitert. Trotz des Reichskonkordats wächst der Widerstand der katholischen Kirche und Papst Pius XI. bezieht mit der Enzyklika "Mit brennender Sorge" eindeutig Position gegen Hitler:

"Wer in pantheistischer Verschwommenheit Gott mit dem Weltall gleichsetzt, Gott in der Welt verweltlicht und die Welt in Gott vergöttlicht, gehört nicht zu den Gottgläubigen. Wer nach angeblich altgermanisch-vorchristlicher Vorstellung das düstere und unpersönliche Schicksal an die Stelle Gottes rückt, leugnet Gottes Weisheit und Vorsehung. [...] Ein solcher kann nicht beanspruchen, zu den Gottgläubigen gerechnet zu werden. [...]"

1937 / 1938

In einer Zeit, als die wirtschaftliche Not und Wohnungsmangel den Alltag prägen, entstehen mit Unterstützung der Hoechst AG auf 800 - 1000 m² großen Parzellen entlang des Welschgrabens 30 kleine Siedlungshäuser. Die Mitglieder der Siedlungsgemeinschaft "Am Steinrutsch" arbeiten weitgehend in Selbsthilfe von früh bis spät an Haus und Garten. Um dem Leben ein klein wenig Glanz zu geben, ist unendlich viel Mühe notwendig. Zu den Baukosten von 5.500 Reichsmark muss jeder Siedler 1.700 Mark aufbringen, was bei einem Wochenverdienst von nur 30 Reichsmark kein geringer Betrag ist.

Die Siedler erhalten darüber hinaus die Auflage, Kleintiere zu halten und einen großen Nutzgarten zu bestellen, eine Auflage, die sich in den schlechten Jahren des Krieges und der Nachkriegszeit als Vorteil erweisen soll, da man praktisch Selbstversorger ist.

In der gleichen Zeit entstehen auch die Häuser im Hahnbergweg, Butznickelweg, Rasselweg, Geierskopfweg und der Bechtenwaldstraße.

steinrutsch
Bauarbeiten bei der Errichtung der Siedlung
"Am Steinrutsch" 1937

 1938

Am 2. Oktober feiert die katholische Pfarrgemeinde mit einem großen Festgottesdienst das 50-jährige Jubiläum der Errichtung einer eigenen Pfarrei. Größere Feierlichkeiten sind auf Grund der politischen Lage leider nicht möglich.

Am 12. März marschieren deutsche Truppen in Österreich ein, und am 13. März wird offiziell der Anschluss Österreichs als Ostmark an das Deutsche Reich vollzogen. Damit hat Hitler nach dem Einmarsch in den entmilitarisierten Rheinlanden bereits zum zweiten Mal gegen die Bedingungen des Vertrages von Versailles verstoßen, doch die europäischen Mächte Großbritannien und Frankreich sehen auch dieses Mal wieder nur zu und verfolgen weiterhin ihre "Appeasement"-Politik. Mit der Volksabstimmung vom 10. April, bei der sich 99% der österreichischen Bevölkerung für den Anschluss aussprechen, wird die Besetzung rückwirkend für rechtens erklärt.

Doch auch damit ist Hitler noch nicht am Ende seiner "Heim ins Reich"-Politik angelangt. Mit Hilfe der Presse und des Rundfunks provoziert Hitler eine Krise um die deutsche Bevölkerung im Sudetenland, die im Münchener Abkommen vom 29. September gipfelt, in dem Italien, Großbritannien und Frankreich ihre Zustimmung zum Anschluß des Sudetenlandes an das Deutsche Reich geben. Mit dem Einlenken der europäischen Mächte wird bedauerlicherweise ein erster Umsturzversuch des militärischen Widerstandes um die Generäle Ludwig Beck, Claus Graf Schenk von Stauffenberg und Erwin von Witzleben vereitelt, die Hitler mit Hilfe der Wehrmacht im Falle eines drohenden Krieges mit Großbritannien und Frankreich absetzen wollten.

Trotz Hitlers Beteuerung, der Anschluss des Sudetenlandes sei seine letzte Forderung, gibt er am 21. Oktober den Geheimbefehl zur "Erledigung der Rest-Tschechei" heraus und führt damit seine aggressive Politik weiter.

Innenpolitisch führt Hitler sein Ziel der Verfolgung politischer Feinde, besonders der Juden weiter. Auf Grund der großangelegten Hetzkampagne durch den Reichsminister für Propaganda und Volksaufklärung Joseph Goebbels, kommt es in der Nacht vom 9./10. November in ganz Deutschland zu organisierten Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung. Synagogen werden in Brand gesteckt und jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert und verwüstet. Diese Progromnacht, von den Nationalsozialisten als "Reichskristallnacht" bezeichnet, stellt den Höhepunkt von Diskriminierung und Verbrechen gegen die Juden vor dem Zweiten Weltkrieg dar. Zu Zeiten des Krieges gipfelt das Ganze in der Konferenz von Wannsee am 20. Januar 1942, auf der die planmäßige Massenvernichtung, die sogenannte "Endlösung der Judenfrage" beschlossen wird, worauf in den folgenden Jahren mehr als 6 Mio. Juden in den Vernichtungslagern von Auschwitz, Treblinka oder Theresienstadt ihr Leben lassen müssen.

 1939

Ab 19. Januar werden alle in nichtkirchlichen Räumen stattfinden Veranstaltungen religiöser Vereine anmelde- und gebührenpflichtig. Damit versucht die Partei das christliche Leben weiterhin in kleinen, aber doch entscheidenden Schritten zu erschweren und letztendlich auszurotten.

Die Ausstattung der Kirche wird weiter ergänzt. Für den Hochaltar kann Pfarrer Rupp eine Holzplastik mit dem Bildnis des Heiligen Bartholomäus erwerben. Damit besitzt die Kirche endlich auch ein Bildnis ihres Patrons.

bartho
Die von Pfarrer Rupp 1939 erworbene Bartholomäus-Figur

Hitler nutzt im März, als der Nationalitätenstreit zwischen Tschechen und Slowaken einen neuen Höhepunkt erreicht hat, die Gunst der Stunde und lässt die Wehrmacht am 15. März entsprechend dem Geheimbefehl vom 21. Oktober 1938 in der Tschechoslowakei einmarschieren. Am darauffolgenden Tag wird das "Reichsprotektorat Böhmen und Mähren" errichtet und die Slowakei wird ein selbständiger Staat unter dem Schutz des Deutschen Reiches. Wieder einmal sehen die Großmächte nur zu anstatt zu handeln, allerdings geben sie, als am 23. März die Verhandlungen zwischen Polen und Deutschland über eine exterritoriale Verbindung des Reiches mit Ostpreußen und den Anschluss Danzigs scheitern, Garantien für die Unabhängigkeit Polens ab, weil sie befürchten, dass Polen Hitlers nächstes Ziel sein könnte. Zuvor erreicht Hitler jedoch am 23. März den Anschluss des Memelgebietes an das Reich.

Damit fehlt Hitler bei seiner "Heim ins Reich"-Politik nur noch der Anschluss der an Polen gefallenen Ostgebiete. Um auch diesen letzten Schritt wagen zu können, schließt Hitler am 23. August mit der Sowjetunion einen Nichtangriffspakt ab und regelt außerdem in einem geheimen Zusatzprotokoll die Aufteilung der Beute nach der Niederwerfung Polens. Hitler geht dabei davon aus, dass Großbritannien und Frankreich trotz ihrer Garantien auch diesmal wieder nur zuschauen und ihm nachträglich die eroberten Gebiete zusprechen werden.

 1939 - 1945

Am 1. September 1939 beginnt Hitler mit dem Angriff auf Polen den Zweiten Weltkrieg, der so viel Leid, Elend und Tod über die Welt gebracht hat. Fast 30 Millionen Menschen kostet der Krieg bis 1945 das Leben. Deutschland selbst muss schwer für den verursachten Schaden bezahlen: Das ganze Land liegt in Trümmern, Deutschland wird geteilt und tausende Menschen werden aus ihren Wohngebieten vertrieben.

Hitler versucht den Angriff zu Beginn noch als Notwehr zu rechtfertigen, indem er SS-Soldaten in polnischen Uniformen den deutschen Sender in Gleiwitz überfallen lässt und danach im Rundfunk verkündet: "Seit 5:45 Uhr wird zurückgeschossen!". Diesmal jedoch fallen Großbritannien und Frankreich nicht wieder auf Hitlers Täuschungsversuche herein, sondern erklären ihm den Krieg, ohne jedoch direkt zu handeln. Stattdessen warten sie ab und lassen Hitler von Sieg zu Sieg stürmen. Nach dem schnellen Sieg über Polen folgt Anfang 1940 die Eroberung von Dänemark und Norwegen, doch mit Ausnahme eines Angriffes auf die deutschen Zerstörer in Narvik verhalten sich die Alliierten auch hier wieder ruhig. Als Deutschland im Frühjahr 1940 Belgien, die Niederlande und Luxemburg angreift, entsenden die Briten wieder nur eine kleine Expeditionsarmee, und die Franzosen ruhen sich hinter ihrer angeblich unüberwindbaren Maginot-Linie aus: Ein schwerer Fehler. Generaloberst Rommel gelingt das Umgehen der Linie, und er erwischt die Franzosen auf dem linken Fuß. Frankreich wird innerhalb von zwei Wochen überrannt und muss am 22. Juni 1940 in Compiégne die bedingungslose Kapitulation unterzeichnen. Damit ist nur noch Großbritannien mit Deutschland im Krieg.

Nach der Niederwerfung Frankreichs versucht Hitler zunächst, Großbritannien zum Frieden zu bewegen, doch der britische Premierminister Winston Spencer Churchill lehnt ab. Deshalb versucht Göring, England mit seiner Luftwaffe in die Knie zu zwingen. Als diese Versuche jedoch scheitern wendet sich Hitler neuen Zielen zu: Der "Lebensraum im Osten". Hitler lässt Pläne für einen Angriff gegen die Sowjetunion erarbeiten. Als Mussolini im Sommer 1941 Griechenland angreift, jedoch eine herbe Niederlage einstecken muss, und auch Jugoslawien die Freundschaftsverträge aufkündigt, greift Hitler mit der Wehrmacht ein und erobert in drei Wochen den Balkan. Am 22. Juni 1941 greift Deutschland die Sowjetunion an und operiert gleichzeitig auch in Afrika, wo die italienischen Truppen von den britischen Armeen überrannt worden sind.

Die Zersplitterung führt dazu, dass die deutsche Armee an zu vielen Stellen gleichzeitig ihre Kräfte einsetzen muss und so wird im Winter 1941 vor Moskau der Krieg quasi entschieden. Zwar kann die Wehrmacht im Sommer 1942 noch bis Stalingrad vorstoßen und die Stadt einnehmen, aber mit dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbour am 8. Dezember 1941 hat Deutschland jetzt noch einen weiteren Gegner, die USA. Als im Winter 1942 / 1943 die deutschen Truppen in Stalingrad eingeschlossen und vernichtet werden, beginnt der Anfang vom Ende.

Doch Hitler denkt nicht an Kapitulation. Stattdessen lässt er von Joseph Goebbels über den Rundfunk die Parole vom "Endsieg" verkünden. Mit der Kapitulation Italiens im Sommer 1943 und der Landung amerikanischer Truppen in Süditalien wird Deutschland in einen Zwei- und mit der Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 in einen Dreifrontenkrieg verwickelt. Doch noch immer ist Hitler nicht zu einer Aufgabe bereit. Deshalb versuchen am 20. Juli 1944 mehrere Offiziere um die Generäle Ludwig Beck, Claus Graf Schenk von Stauffenberg und Erwin von Witzleben sowie ehemalige Politiker wie Julius Leber und Carl Friedrich Goerdeler, Hitler zu ermorden. Als das Attentat jedoch misslingt, werden die Widerstandskämpfer hingerichtet. Die letzten Monate des Krieges vom Juli 1944 bis zum Mai 1945 fordern mehr Menschen das Leben als der gesamte Krieg zuvor.

Als Berlin am 30. April 1945 von den Sowjets erobert wird, begeht Hitler Selbstmord, doch der Krieg geht noch bis zum 8. Mai 1945 weiter und kostet mehrere tausend Menschen das Leben.

Geschehnisse in Zeilsheim:

Die Regierung schafft 1940 alle kirchlichen Feiertage ab. Die Prozessionen zu Fronleichnam werden daher auf den Sonntag nach dem Fronleichnams-Tag verlegt. Allerdings können sie während des Krieges ohnehin nicht durchgeführt werden, da die Gefahr durch Tieffliegerangriffe zu hoch ist.

Trotz des Krieges wird die Pfarrkirche weiter ergänzt. Für den Anbau kann am 1. Juli 1941 eine Marienstatue angeschafft werden. "Maria im Rosenhaag" nennt Otto Zirnbauer seine Marienfigur. Auf der anderen Seite wird die Gemeinde zur Herausgabe der Bronzeglocken aufgefordert. Am 13. Dezember 1941 kommt man der Aufforderung nur zaghaft nach und liefert eine der beiden Glocken im Schwesternhaus ab. Am 14. Januar 1942 wird die Gemeinde dann allerdings auch zur Herausgabe der beiden größeren Glocken der Pfarrkirche gezwungen. Seit dem hängt im Dachtürmchen der Pfarrkirche nur noch eine Glocke.

Auch die Zeilsheimer Zivilbevölkerung wird erstmals direkt durch den Krieg in Mitleidenschaft gezogen. Am 3. September 1941 fallen in Zeilsheim an drei verschiedenen Stellen Bomben. Die Abwürfe sind allerdings nur versehentlich auf Zeilsheim gefallen, als Frankfurt von britischen Bomberverbänden angegriffen worden ist.

Verfasser:

Alexander von Janta-Lipinski

Quellen:

Vollert, Adalbert:
Zeilsheim - Ein Frankfurter Stadtteil in alter und neuer Zeit (Herausgegeben von der Frankfurter Sparkasse von 1822)

Kinder, Hermann; Hilgemann, Werner:
dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band 1, 24. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1990

Kinder, Hermann; Hilgemann, Werner:
dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band 2, 28. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1994

1918 - 1933

Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und der Weimarer Republik

1918

Nachdem der Kaiser am 9. November abgedankt hat und Philipp Scheidemann die Republik ausruft, werden die Regierungsgeschäfte an den SPD-Vorsitzenden Friedrich Ebert übertragen. Am 10. November bildet sich die neue Regierung der "Rat der Volksbeauftragten", der je drei Mitglieder von SPD und USPD angehören. Daneben bildet sich, mit dem Ziel der Errichtung einer sozialistischen Räterepublik, außerdem ein "Vollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte". In Zeilsheim bildet sich am 15. November ein eigener Arbeiter- und Soldatenrat, jedoch setzen sich die Befürworter einer Räterepublik nicht durch.

Durch den Waffenstillstandsvertrag als Sieger aus dem Ersten Weltkrieg hervorgegangen, besetzen französische Truppen im Dezember weite Teile des linksrheinischen Reichsterritoriums. Am 14. Dezember rücken dabei auch 1.100 Soldaten in Zeilsheim ein und besetzen den Ort. Als Ersatz für die während des Krieges eingeschmolzenen Glocken erhält die Kirche die Glocke eines Bahnhofes der Ludwigsbahn (Bahnlinie Höchst-Limburg).

1919 / 1920

Am 18. Januar 1919 wird in Paris die Versailler Friedenskonferenz eröffnet, die ohne Beteiligung Deutschlands die Friedensbedingungen ausarbeitet. Am 19. Januar 1919 wird die Nationalversammlung als erstes demokratisches gesetzgebendes Gremium des Deutschen Reiches gewählt. Aufgabe der Nationalversammlung ist es, eine Verfassung zu erarbeiten und die Grundlagen für einen demokratischen deutschen Staat zu schaffen. Als ersten Reichspräsidenten wählt sie den SPD-Vorsitzenden Friedrich Ebert, Ministerpräsident wird der SPD-Politiker Philipp Scheidemann.

Am 7. Mai 1919 werden die Friedensbedingungen an Deutschland überreicht, das nur noch schriftlich gegen die bestehende Fassung protestieren und wenige Änderungen an der Vorlage durchsetzen kann. Deutschland ist über die oktroyierten Bedingungen des Vertrages nicht sehr glücklich, verliert es doch Posen und Westpreußen, sowie das im Deutsch-Französischen Krieg eroberte Elsaß-Lothringen. Darüber hinaus werden die linksrheinischen Gebiete, das Ruhrgebiet und Teile des Rhein-Main-Gebietes von Frankreich besetzt und die alleinige Kriegsschuld dem Deutschen Reich angelastet. Im Zuge der Androhung eines Einmarsches der Truppen der Siegermächte auf deutsches Territorium, unterzeichnet die Nationalversammlung den Versailler Vertrag am 28. Juni 1919.

Am 11. August 1919 wird die von der Nationalversammlung verabschiedete Reichsverfassung von Reichspräsident Ebert unterzeichnet. Am 10. Januar 1920 tritt der Vertrag von Versailles in Kraft und am 6. Juni 1920 werden die ersten freien Wahlen zum Reichstag durchgeführt.

1921 / 1922

Im Jahre 1920 wurde das Schulsystem demokratisiert. Die Eltern bekamen ein Mitspracherecht in Form eines Elternbeirates, der über verschiedene Listen zusammengesetzt ist. Die Elternbeiratswahl zeigt die schulpolitische Stimmung in Zeilsheim:

Katholische Liste             224 Stimmen = 11 Sitze
Unabhängige Sozialisten    90 Stimmen =   4 Sitze
Evangelische Liste             69 Stimmen =   3 Sitze
Mehrheitssozialisten          40 Stimmen =   2 Sitze

Da das Mitspracherecht der Eltern auch bei der Besetzung von Lehrerstellen gilt, bekommt die Zeilsheimer Schulszene schon bald einen politischen Akzent.

1921 kommt es zu einem erbitterten Schulkampf, als die sozialistischen Elternvertreter für die 39 "freireligiösen" Schüler die Einstellung des "freisinnigen" Lehrers Paul Schmitt fordern. Die christlichen Elternvertreter stimmen dieser Entscheidung jedoch nicht zu, und deshalb rufen die Sozialisten zum Schulstreik auf und besetzen am 1. Mai 1922 sämtliche Eingänge zur Schule. Katholische Väter bahnten daraufhin unter Anführung von Kaplan Müller schulwilligen Kindern den Weg ins Schulhaus.

Die Regierung in Wiesbaden ist auch nicht bereit nachzugeben und besteht auf der Einstellung des Lehrers Schmitt. Daraufhin drohen die Katholiken mit Schulstreik, und am 30. Juni 1922 bleiben etwa 360 katholische Schüler dem Unterricht fern. Der Streit kann erst beigelegt werden, als die Regierung in Wiesbaden Ende August 1922 die amtliche Erlaubnis erteilt, Schüler aus der Klasse des Lehrers Schmitt umschulen zu können.

kks 1925
Lehrerin Änne Jösch mit dem 2. Schuljahr (Klasse 7b) im Jahre 1925

1923

Die Wirtschaftskrise erreicht ihren Höhepunkt. Die Inflation der Währung ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass die Reichsregierung ständig neue Gesetze zur Prägung von Münzen mit immer größeren Nennwerten erlässt. Bis jedoch die Münzen geprägt und tatsächlich ausgegeben werden, sind sie schon wieder wertlos. Böse Stimmen behaupten, dass die Münzen nur noch geprägt werden, um die Arbeitsplätze zu erhalten.

Im Herbst ist die Reichsmark zur wertlosen Rechengröße herabgesunken. Um das Vertrauen der Bevölkerung und des Auslandes in die Währung zurückzugewinnen, sucht die Reichsbank nach einer überzeugenden Deckungsmöglichkeit. Aus diesem Grund wird am 15. Oktober die Deutsche Rentenbank in Berlin gegründet. Deren Rentenbriefe bilden die Deckung für die neue Währung, die aus diesem Grunde den Namen "Rentenmark" erhält. Ab 15. November werden die alten Reichsmark zum Kurs von 1 Billionen Reichsmark = 1 Rentenmark umgetauscht.

Damit erholt sich die deutsche Wirtshaft langsam wieder, jedoch sinkt das Vertrauen der Bevölkerung in den noch jungen deutschen Staat. Das politische Leben beginnt sich langsam zu radikalisieren. Die Parteien, die treu zur Verfassung stehen, verlieren an Stimmen, während die Gegner der Republik (KPD, DNVP, NSDAP) immer größere Stimmenzuwächse verzeichnen. 

1925

Am 1. Januar wird Friedrich von Boehn als Nachfolger von Heinrich Weil, der am 31. Dezember nach Eibingen versetzt wurde, neuer Pfarrer in Zeilsheim.

Pfarrer Friedrich von Boehn

Friedrich von Boehn

Pfarrer von Zeilsheim vom 01.01.1925 bis 30.04.1929

* 03.08.1884 in Wiesbaden
+ 16.01.1970 in Wiesbaden

 

 

Die Farbwerke stellen den dritten Abschnitt ihrer Werkswohnungen, die sogenannte "Neue Kolonie" fertig. Insgesamt wurden 154 weitere Wohnungen gebaut. Die Bevölkerung Zeilsheims wächst auf 4.504 Seelen.

Am 28. Februar stirbt Reichspräsident Friedrich Ebert. Damit verliert Deutschland einen seiner wichtigsten Befürworter der Weimarer Republik. Mit der Wahl des monarchistischen, greisen Feldmarschalls des Ersten Weltkrieges Paul von Hindenburg wird am 26. April einer der Gegner der Weimarer Republik zum Reichspräsidenten gewählt. Damit beginnt langsam das Ende der jungen Demokratie.

1926

Zeilsheim wird endlich auch an das öffentliche Nahverkehrsnetz der Stadt Höchst am Main angeschlossen. Die neu eingerichtete Buslinie Höchst-Sindlingen-Zeilsheim verbindet damit die beiden westlichen Vororte mit der Stadtmitte, der seit 1917 bestehenden Stadt Höchst am Main.

Auch bei der Lösung des Platzproblems in der Pfarrkirche bewegt sich wieder etwas. Der bekannte Frankfurter Architekt Martin Weber kann für das Bauvorhaben gewonnen werden. Es stellt sich nur noch die Frage, ob ein Neubau oder eine Erweiterung der vorhandenen Kirche erfolgen soll.

Deutschland kann in der Außenpolitik erstmals wieder Erfolge erzielen. Frankreich kann durch die Verträge von Locarno zur Räumung des Ruhrgebietes und der Kölner Zone, dem ersten Abschnitt der seit 1918 besetzten Rheinlande bewegt werden. In den Verträgen wird im Weiteren die Räumung des gesamten Rheinlandes in zwei weiteren Abschnitten bis zum Jahre 1930 festgelegt.

Nach der Annäherung an Frankreich und somit außenpolitisch saniert, gelingt Deutschland außerdem die Aufnahme in den Völkerbund, aus dem es unter Hitler 1933 allerdings wieder austritt.

1928

Die Stadt Höchst am Main wird nach Frankfurt eingemeindet. Zeilsheim hat im Jahr der Eingemeindung 4602 Einwohner. 

1929

Am 30. April wird Pfarrer Friedrich von Boehn wegen Differenzen um seine Person nach Wiesbaden abberufen. Neuer Pfarrer von Zeilsheim wird Wilhelm Rudersdorf, der am 1. Juli in sein Amt eingeführt wird.

rudersdorf

Wilhelm Rudersdorf

Pfarrer von Zeilsheim vom 01.07.1929 bis 08.12.1936

* 20.02.1891 in Ellar
+ 08.12.1936 in Würzburg

 

 

Mit dem Zusammenbruch der New Yorker Börse am 29. Oktober, dem sogenannten "Schwarzen Freitag" wird die Weltwirtschaftskrise eingeleitet. In Deutschland wirkt sich die Wirtschaftskrise durch die schlechte Lage der Wirtschaft auf Grund der Folgen des Krieges und der Reparationszahlungen besonders schlimm aus.

1930

Reichskanzler Hermann Müller-Franken wird am 28. März wegen seiner Vorlage zur Arbeitslosenversicherung vom Reichstag gestürzt. Neuer Reichskanzler wird Dr. Heinrich Brüning. Bei der Wahl zum Reichstag vom 14. September verliert Brüning seine politische Mehrheit und kann nur noch, gestützt auf Notverordnungen des Reichspräsidenten, der ihm sein volles Vertrauen schenkt, regieren. Damit ist die Demokratie so gut wie ausgeschaltet und der Reichstag seiner Mitbestimmungsrechte beraubt.

Viel schlimmer als der Verlust der parlamentarischen Mehrheit der Regierung Brüning sind jedoch die Stimmengewinne der NSDAP, die gegenüber der Wahl von 1928, bei der sie nur 12 Sitze im Reichstag erringen konnte, jetzt 95 Sitze mehr, nämlich 107 Sitze, im Reichstag besitzt.

1932

Endlich gelingt es der Gemeinde die Kirchenerweiterung in Angriff zu nehmen. In einer Pfarrversammlung am 29. März im Saalbau des "Löwen" wird der Gemeinde der Entwurf von Architekt Martin Weber vorgestellt, der die Erweiterung der bestehenden Kirche um ein quer zur alten Kirche stehendes Langschiff - einen hellen, einfachen, modernen Bau - vorsieht. Am 11. April schließlich wird vom Kirchenvorstand einstimmig der Beschluss gefasst, die Kirche entsprechend den Plänen von Martin Weber zu erweitern. Am 2. Mai wird unter der Bauleitung des Hofheimer Bauingenieurs Georg Müller mit den Arbeiten begonnen. Beim Bau werden besonders Arbeiter und Arbeitslose aus Zeilsheim beschäftigt.

Am Pfingstsonntag, dem 15. Mai wird feierlich der Grundstein des Erweiterungsbaus gelegt, nachdem zuvor das älteste Zeilsheimer Schulhaus niedergelegt wurde. In den folgenden Monaten arbeiten ständig mehr als 10 Menschen ohne heutige technische Hilfsmittel an dem Bau. Bei einer Arbeitszeit von 48 Wochenstunden erhalten die Arbeiter gerade mal einen Stundenlohn von 0,90 Reichsmark.

Bereits am 4. September können die neuen Glocken für den vorhandenen Glockenstuhl-Dachreiter geweiht werden. Die neuen Glocken heißen:

  • St. Bartholomäus (H')
  • Sancta Maria (D'')
  • St. Aloysius (E'')
gloc alt
Die Glocken bei der Weihe am 4. September 1932

Die alten Glocken (Maria Victoria und das Ludwigsbahnglöckchen), die bis dahin im Dachreiter der alten Kirche hingen, werden dem Schwesternhaus geschenkt und dort im kleinen Turm auf dem Dach des Hauses aufgehängt.

Die feierliche Konsekration der neuen Kirche (ohne Anstrich, Fußboden, Einrichtung, endgültige Fenster etc.) findet am 20. November durch Bischof Dr. Antonius Hilfrich statt. Die Gesamtkosten für die Erweiterung der Kirche betragen 65.039,51 Reichsmark und sind über den Kirchenbauverein, Kapital des Baufonds, Erbschaften, Firmenspenden, eine Diözesankollekte u.ä. beschafft worden.

erweiterung 1932
Die Innenausstattung der Kirche bei der Einweihung 1932
innenausstattung 1932
Altarraum 1932

Im gleichen Jahr wird auch mit dem Bau der Hellerhofsiedlungen im Bereich des Pflugspfades und der Kegelbahn begonnen.

Als Folge der Intrigen der "Kamarilla" um Hindenburg (General Kurt von Schleicher, Oskar von Hindenburg [Sohn des Reichspräsidenten], ostelbische Junker), die Reichskanzler Dr. Heinrich Brüning wegen seiner Sanierungs- und Siedlungspolitik agrobolschewistischer Neigungen verdächtigen, wird die Regierung am 30. Mai gestürzt. Nachfolger Brünings wird am 1. Juni Franz von Papen. Am 4. Juni wird der Reichstag aufgelöst. Bei den Neuwahlen am 31. Juli kann die NSDAP 230 Sitze im Reichstag erringen und wird damit stärkste Kraft. Hindenburg weigert sich jedoch, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. Da die Regierung von Papen mit 145 Sitzen keine parlamentarische Mehrheit besitzt, regiert der Reichskanzler nur noch gestützt auf Notverordnungen.

Die NSDAP kann bei den Landtagswahlen in Anhalt (21.05.32), Oldenburg (16.06.32), Mecklenburg-Schwerin (13.07.32) und Thüringen (26.07.32) die nötigen Mehrheiten erringen und stellt den Ministerpräsidenten und die Regierung; in Braunschweig, Lübeck und Mecklenburg-Strelitz ist sie an der Regierung beteiligt. Den härtesten Schlag jedoch muß die Weimarer Republik hinnehmen, als die NSDAP bei der Landtagswahl in Preußen am 24. April zur stärksten Fraktion gewählt wird und damit die absolute Mehrheit der seit 1920 gemeinsam regierenden Parteien (SPD, Zentrum und DDP) bricht. Damit ist Preußen als größter Teilstaat des Reiches unregierbar geworden.

Am 12. September lässt Reichskanzler von Papen den Reichstag erneut auflösen, weil er wegen seiner Notverordnungen zur Durchführung des "Papen-Plans" zur Ankurbelung der Wirtschaft vom Reichstag niedergestimmt wird. Bei der Reichstagswahl am 6. November muss die NSDAP zwar Verluste hinnehmen, bleibt aber mit 196 Sitzen dennoch stärkste Partei. Die Regierungsparteien können zwar leichte Gewinne verzeichnen, doch besitzen sie mit 155 Sitzen noch immer keine regierungsfähige Mehrheit.

Reichskanzler von Papen versucht weiterhin mit Notverordnungen zu regieren, doch sein Plan, einen autoritären "Neuen Staat" unter Ausschaltung des Reichstages und gestützt auf die Reichswehr zu errichten, scheitert, und von Papen tritt am 17. November zurück.

Am 3. Dezember wird General Kurt von Schleicher zum neuen Reichskanzler ernannt. Sein Versuch, eine Spaltung der NSDAP mit Hilfe des sozialistischen Flügels um Georg Strasser herbeizuführen und die Mittelparteien, Gewerkschaften und SPD für seine Politik zu gewinnen, schlägt fehl.

Verfasser:

Alexander von Janta-Lipinski

Quellen:

Vollert, Adalbert:
Zeilsheim - Ein Frankfurter Stadtteil in alter und neuer Zeit (Herausgegeben von der Frankfurter Sparkasse von 1822)

Kinder, Hermann; Hilgemann, Werner:
dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band 1, 24. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1990

Kinder, Hermann; Hilgemann, Werner:
dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band 2, 28. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1994

1870 - 1918

Die Zeit des Kaiserreiches

1870 / 1871

Napoleon III. der sich bereits im Deutschen Krieg Hoffnungen auf Kompensationen am Rhein gemacht hatte und später vergeblich versuchte, Preußen zur Einwilligung der Annexion von Belgien und Luxemburg zuzustimmen, befürchtet durch die Kandidatur des katholischen Prinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen für den spanischen Thron eine preußische Hegemonie in Europa.

Obwohl Preußen auf die Kandidatur verzichtet, fordert Napoleon III. aus Prestigegründen eine Garantie des Verzichts. In Bad Ems kommt es deshalb zu einem Treffen zwischen Wilhelm I. und dem französischen Botschafter Vincent Graf Benedetti. Auf Bismarcks Veröffentlichung der "Emser Depesche" hin erklärt Frankreich Preußen den Krieg.

Für Frankreich völlig unerwartet treten alle süddeutschen Staaten mit in den Krieg ein und besiegen Frankreich am 2. September 1870 bei Sedan und nehmen Napoleon III. gefangen. Damit verliert Frankreich den Deutsch-Französischen Krieg und muss als Wiedergutmachung Elsaß-Lothringen an Deutschland abtreten.

Bismarck nutzt die nationale Begeisterung zur Gründung des deutschen Kaiserreichs. Am 18. Januar 1871 wird Wilhelm I. im Spiegelsaal von Versailles zum Deutschen Kaiser proklamiert.

1875

Einführung des dezimalen Maß- und Gewichtssystems. Damit wird das seit Jahrhunderten herrschende Chaos im deutschen Maß- und Gewichtssystem - jedes Fürstentum und jede Reichsfreie Stadt hatten ihr eigenes Maßsystem - endlich beseitigt. Das Währungssystem wird von Gulden auf Goldmark umgestellt.

1882

Zwischen Zeilsheim und Sindlingen wird eine Haltestelle an der Bahnlinie Frankfurt - Wiesbaden (heute: Bahnhof Sindlingen) eingerichtet. Eine Haltestelle an der Bahnlinie Frankfurt - Limburg war 1875 am Protest der Zeilsheimer Landwirte gescheitert.

1885

Endlich kann die Frage der offenen Pfarrbesoldung geklärt werden, an der die Erfüllung der seit fast 200 Jahren erhobenen Forderung nach einer eigenen Pfarrei gescheitert war. Der ledige Landwirt Michael Weil stiftet der Kirchengemeinde 20.000, der Witwer Andreas Weil 6.857 Goldmark. Mit dieser Stiftung kann nicht nur die Pfarrstelle eingerichtet, sondern auch ein Pfarrhaus angekauft werden.

1888

Obwohl bereits 1885 alle Bedingungen zur Errichtung einer eigenen Pfarrei erfüllt werden konnten, wird Zeilsheim erst am 27. September 1888 per Dekret selbständige Pfarrei, da sich die vom Limburger Ordinariat mit der preußischen Provinzregierung in Wiesbaden aufgenommenen Verhandlungen über 3 Jahre hinzogen.

1889

Am 1. April wird Friedrich Sehrbrock zum ersten Pfarrer der selbständigen Pfarrei ernannt.

sehrbrock

Pfarrer Friedrich Sehrbrock

Pfarrer von Zeilsheim vom 01.04.1889 bis 31.03.1911

* 12.04.1846 in Lünen (Westfalen)
+ 27.08.1911 in Zeilsheim

 

 

In dem noch stillen, abgelegenen Bauerndorf leben zu diesem Zeitpunkt 523 Katholiken.

Zeilsheim ist noch immer ein fast ausschließlicher katholischer Ort. So leben 1889 gerade mal 10 Protestanten in Zeilsheim. Kirchlich gehören die protestantischen Mitchristen zur Kirchengemeinde Oberliederbach, das bereits 1552 evangelisch geworden war und blieb.

Da das alte Schulhaus neben der Pfarrkirche den Schülerzahlen nicht mehr Stand halten kann, wird die alte Pfarrscheune gegenüber der Kirche (heute steht dort das Pfarrgemeindezentrum) zur Schule umgebaut. Außerdem wird eine zweite Lehrerstelle geschaffen, um den Unterricht ordnungsgemäß abhalten zu können.

1899

Am 23. Juni spendet Bischof Dominikus Willi erstmals 84 Jungen und Mädchen das Sakrament der Firmung.

Die Zahl der evangelischen Christen in Zeilsheim ist inzwischen auf 34 angewachsen. Die kirchliche Betreuung der protestantischen Gemeinde wird vom Höchster Seelsorgebezirk Sindlingen übernommen. In Ermangelung eines eigenen Gotteshauses wird in der Zeilsheimer Schule 14-tägig ein eigener Gottesdienst für die Zeilsheimer Protestanten gehalten.

1899 - 1902

Die Farbwerke Hoechst AG bauen neben dem Bauerndorf eine große Arbeitersiedlung mit 100 Wohnungen in 45 Doppel- und 10 Einzelhäusern, genannt "Kolonie". Die Einwohnerzahl wächst durch die zuziehenden Arbeiter rapide an. Durch den Zuzug von Außerhalb wächst mit der Zahl der Einwohner auch der Anteil der evangelischen Christen in Zeilsheim stark an. Zeilsheim ist nun wirklich kein rein katholischer Ort mehr.

Auch die Schule ist mittlerweile viel zu klein und die Farbwerke errichten daher im Jahre 1901 ein zweistöckiges Schulgebäude (Nordwestflügel der heutigen Käthe-Kollwitz-Schule) mit acht Unterrichts- und zwei Lehrmittelräumen.

kks 1910
Käthe-Kollwitz-Schule um 1910

1902

Der evangelische Seelsorgebezirk Sindlingen wird von Höchst abgetrennt und zur selbständigen Kirchengemeinde Sindlingen-Zeilsheim erhoben. Die evangelischen Mitchristen besitzen jedoch noch immer kein eigenes Gotteshaus in Zeilsheim.

ab 1904

In Zeilsheim werden langsam auch die modernen technischen Standards eingeführt, die bereits in den umliegenden Ortschaften gegen Ende des vorangegangenen Jahrhunderts Einzug gehalten haben:

1904: Zeilsheim erhält eine Postagentur
1905: Straßenbeleuchtungen mit Petroleumlampen werden installiert
1911: Zeilsheim wird an das elektrische Stromnetz angeschlossen
1914: Zeilsheim wird an das Gasleitungsnetz angeschlossen

1910

Die Farbwerke beenden den zweiten Bauabschnitt der "Kolonie". Die Bevölkerung wächst um fast 300% von 1081 Einwohnern im Jahre 1900 auf 2797.

zhm 1910
Ansicht Zeilsheims um 1910 (Pfarrkirche in der Bildmitte)

1911

Pfarrer Friedrich Sehrbrock geht in den Ruhestand. Als Nachfolger wird Pfarrer Heinrich Weil am 9. April 1911 feierlich in sein Amt eingeführt.

Pfarrer Heinrich Weil

Heinrich Weil

Pfarrer von Zeilsheim vom 01.04.1911 bis 31.12.1924

* 07.04.1877 in Oberselters
+ 29.05.1940 in Eibingen

 

 

Die Dernbacher Ordensgemeinschaft "Arme Dienstmägde Jesu Christi" errichtet in Zeilsheim einen kleinen Konvent mit drei Schwestern. Unter großer Anteilnahme der Zeilsheimer werden die Schwestern am 27. April 1911 in Zeilsheim willkommen geheißen. Sie werden notdürftig im ältesten Schulhaus (siehe auch unter 1682-1690) neben der Kirche untergebracht und widmen sich fortan der Krankenpflege und der Arbeit im Kindergarten. 1932 wurde das Gebäude bei der Erweiterung der Kirche abgerissen.

Erst im Jahre 1913 können die Dernbacher Schwestern in ein eigenes Schwesternhaus umziehen, das in einer Bauzeit von sechs Monaten in der Saalfelder Straße errichtet wurde. An das Schwesternhaus angegliedert ist ein eigener Kindergarten, der im Jahr der Einweihung von 100 Kindern besucht wird. Erstmals stehen in dem neuen Gebäude auch fünf Wohnungen für alleinstehende Menschen und eine Wohnung für den Kaplan zur Verfügung.

lehmkaut
Erstes Zeilsheimer Schulhaus
("Lehmkaut" genannt)

1690 wurde das Haus zum Schulehalten und als Lehrerwohnung errichtet. Bis 1834 diente das Gebäude gleichzeitig als Gemeindehaus. Das Haus wurde 1820 um einen Klassenraumtrakt erweitert (Anbau rechts) und bis 1889 unterrichtlich genutzt. Danach war es Dienstwohnung für "unverheiratete Lehrer" und 1911 - 1913 katholisches Schwesternhaus.
1932 wurde das Gebäude bei der Erweiterung der Kirche abgerissen.

1912

Die Zahl der evangelischen Christen in Zeilsheim ist inzwischen so weit angestiegen, dass in Zeilsheim endlich auch eine evangelische Kirche gebaut und eine eigene Gemeinde errichtet wird. Das Gelände spendet die Farbwerke und gibt außerdem zu den Gesamtkosten von 79.000 Goldmark einen Zuschuss von 10.000 Mark. Zur Ausstattung der Kirche gehören eine Turmuhr, drei Glocken und eine Orgel.

Die Schule ist, nachdem mit dem zweiten Bauabschnitt der "Kolonie" die Bevölkerung weiter gewachsen ist, erneut zu klein und wird um einen zweiten Schultrakt (Nordostflügel der Käthe-Kollwitz-Schule) mit neun Klassenräumen sowie einer Rektorenwohnung, einem Lehrer- und einem Lehrmittelzimmer erweitert.

Auch der Friedhof genügt nicht mehr den Anforderungen der Gemeinde und so wird der alte Friedhof nicht mehr genutzt und 1941 niedergelegt. Ein neuer größerer Friedhof wird am Ortsausgang nach Kriftel hinter dem Welschgraben angelegt. Dieser Friedhof wird auch noch heute genutzt.

ab 1912

Die katholische Kirche ist zu klein, da die Gemeinde inzwischen auf fast 2000 Seelen angewachsen ist. Der Vorgänger von Pfarrer Weil, Friedrich Sehrbrock, versuchte bereits seit 1910 das Problem mit drei Sonntagsgottesdiensten zu lösen, doch auch diese Maßnahme kann keine Abhilfe schaffen.

Der Wunsch nach einem Neubau der Kirche führt dazu, dass die Gemeinde in Verhandlungen mit der Provinzregierung in Wiesbaden tritt, um die Finanzierung des Neubaus gemäß der alten Patronatsverpflichtungen von 1755 zu klären.

Als Zeilsheim mitten in den Wirren des Ersten Weltkrieges, im Jahre 1917, nach Höchst eingemeindet wird, muss auch der Magistrat der Stadt Höchst am Main an den Verhandlungen beteiligt werden. Zwar wurden bereits mehrere Entwürfe in Auftrag gegeben, doch scheitert das Bauvorhaben zunächst an den anhaltenden Problemen durch den Ersten Weltkrieg und später dann an den Folgen des Krieges und der Weltwirtschaftskrise.

1914 - 1918

Ausgelöst durch die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 durch serbische Nationalisten in Sarajevo und bestärkt durch die sogenannte "Blankovollmacht" durch Deutschland, stellt Österreich-Ungarn Serbien am 23. Juli 1914 ein Ultimatum, das für Serbien unannehmbar ist. Nach der Ablehnung des Ultimatums durch Serbien erklärt Österreich-Ungarn Serbien am 28. Juli 1914 den Krieg.

Durch die verschiedenen Bündnissysteme wird eine Kettenreaktion ausgelöst, die zur Folge hat, dass sich alle Großmächte ab dem 12. August 1914 im Kriegszustand befinden. 1917 treten auch die Vereinigten Staaten von Amerika in den Krieg ein, da Deutschland den uneingeschränkten U-Boot-Krieg ankündigt.

Als im Sommer 1918 der Krieg nicht mehr zu gewinnen zu sein scheint, die deutsche Hochseeflotte aber dennoch gegen die stärkere Royal Navy in den Krieg ziehen soll, meutern die Matrosen. Diese Meuterei entwickelt sich schnell zur Revolution. Am 9. November 1918 dankt Kaiser Wilhelm II. ab und Philipp Scheidemann ruft die Republik aus. Am 11. November 1918 unterzeichnet Deutschland im Wald von Compiégne den Waffenstillstand.

Während des Krieges fallen auch viele Zeilsheimer auf den Schlachtfeldern in Frankreich und Russland. Die Kirchengemeinden müssen im Verlauf des Krieges ihre Glocken zur Einschmelzung an das Militär übergeben. Dadurch hängt im Turm der Bartholomäuskirche seitdem nur noch eine Glocke; die evangelische Gemeinde muss sogar alle drei Glocken herausgeben.

Verfasser:

Alexander von Janta-Lipinski

Quellen:

Vollert, Adalbert:
Zeilsheim - Ein Frankfurter Stadtteil in alter und neuer Zeit (Herausgegeben von der Frankfurter Sparkasse von 1822)

Kinder, Hermann; Hilgemann, Werner:
dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band 1, 24. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1990

Kinder, Hermann; Hilgemann, Werner:
dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band 2, 28. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1994

1618 -1870

Vom 30-jährigen Krieg bis zur Gründung des Kaiserreiches

1618 - 1648

Im ganzen Heiligen Römischen Reich tobt der Dreißigjährige Krieg. Zeilsheim muss, wie viele andere Orte im Reich, schlimm unter dem Krieg leiden. Gegen einen solchen Krieg, in dem es keine Regeln gibt und die Soldaten plündernd und mordend durch die Lande ziehen, ist ein kleines Dorf wie Zeilsheim machtlos. Immer wieder durchstreifen die sich bekriegenden Armeen die Mainebene.

Am 20. Juni 1622 kommt es zwischen Höchst und Rödelheim zu einer blutigen Schlacht zwischen dem kaiserlichen Generalissimus Graf Johann Tserclaes von Tilly und dem protestantischen Feldherren Herzog Christian von Braunschweig, die mit entscheidenden Niederlage der protestantischen Truppen endet. Dennoch wurden von den Protestanten viele katholische Orte, darunter auch Zeilsheim, deren Kapelle geplündert und deren Bewohner vor den Soldaten in die Taunuswälder geflüchtet waren, zerstört und niedergebrannt. Aber auch protestantische Orte, wie Unterliederbach, wurden von den katholischen Truppen heimgesucht.

Bis 1631 bleibt es im Maingau dann verhältnismäßig ruhig. Am 27. November 1631 erobert Gustav II. Adolf von Schweden jedoch die Stadt Höchst und am 13. Dezember desselben Jahres auch Mainz. Bis 1634 lagern die schwedischen Truppen in dieser Gegend und plündern die umliegenden Dörfer.

Während der Kriegsjahre nimmt die Bevölkerung in Zeilsheim rapide ab. Von 24 Häusern zu Beginn des Krieges sind nur noch 15 bewohnt, die Bevölkerungszahl ist um die Hälfte gesunken. Genaue Zahlen sind jedoch nicht zu belegen, da während der schwedischen Verwüstungen die Kirchenbücher mit den entsprechenden Statistiken verschwunden sind.

histkart
Zeilsheim im Mittelalter (nach einer Rekonstruktion von Jakob Christ)
1 = Freihof
2 = Deutschordenshof mit Zehntscheune
3 = Hof des Klosters Retters
4 = Hof des Klosters Altenmünster
5 = Liebfrauengut
6 = Kronberger Hof
B = Beune (Gemeindeland)
K = Kapelle

W = Wed (Brandweiher)

1666

Von Ostern bis zum 24. August (Fest des Hl. Bartholomäus) wütet in Zeilsheim die Pest. Im Juni häufen sich die Todesfälle. In einer Woche gibt es acht Pesttote. Schultheiß Johannes Nix und Heinrich Odenthal beschließen mit allen Bewohnern den Ort zu verlassen und auf freiem Feld zu campieren. Am 18. Juni verlassen die Zeilsheimer mit allen beweglichen Gütern den Ort und ziehen hinaus aufs Feld Richtung Münster. Trinkwasser bekommen sie aus dem Lachgraben und die Höchster Antoniter versorgen sie mit Lebensmitteln.

Doch auch draußen auf dem Feld sind die Bewohner vor der Pest nicht geschützt, doch werden hier auch Kinder geboren. Insgesamt sterben 24 Menschen an der Pest etwa ein Drittel der Bevölkerung, die vor der Epidemie in Zeilsheim lebten.

Unsere Vorfahren geloben aus Dankbarkeit für die Beendigung der Schreckenszeit, der Mutter Gottes auf dem Berg bei Hofheim eine Kirche zu errichten und jährlich am ersten Sonntag nach dem 1. Juli eine Prozession dorthin durchzuführen. Außer Zeilsheim beteiligen sich auch die Nachbargemeinden Hofheim, Kriftel, Hattersheim und Münster.

Die Hofheimer Bergkapelle wird 1667 fertiggestellt und seitdem pilgern die Christen der umliegenden Gemeinden jährlich entsprechend ihres Gelöbnisses "aus Dankbarkeit für die Errettung aus größter Not" nach Hofheim.

Im Namen der Zeilsheimer Gemeinde erwirbt Heinrich Odenthal im Jahre 1668 ein Muttergottesbild, die Pestmadonna, aus Köln.

Pestmadonna
Die Pestmadonna von 1668 in voller Kleidung

1668

Nach dem 30-jährigen Krieg wird im Kurfürstentum Mainz die Gerichtsbarkeit neu geregelt. Zeilsheim verliert seine Ortsgerichtsbarkeit, die nun vom Hochgericht Hofheim übernommen wird. Berufungsinstanz wird das Hofgericht in Mainz. Für die Zeilsheimer ist dies jedoch eine große Zumutung, da die Gerichtsverhandlungen drei Mal im Jahr gehalten werden, und alle männlichen Bewohner des Ortes zu diesen Verhandlungen zu erscheinen haben. Damit ist der Ort in dieser Zeit völlig schutzlos gegen Überfälle und Räubereien, und im Falle eines Feuers besteht die Gefahr, dass der ganze Ort niederbrennt.

Deswegen reicht Schultheiß Johannes Lentz bereits 1717 bei der kurfürstlichen Regierung den Antrag auf Entlassung aus der Hofheimer Ortgerichtsbarkeit ein, und 1722 kehrt die Ortsgerichtsbarkeit nach Zeilsheim zurück. Nur für schwerwiegende Rechtsgeschäfte ist jetzt noch das Hochgericht in Hofheim zuständig.

1672 - 1678

Zeilsheim wird im Holländischen Krieg erneut durch kriegerische Auseinandersetzungen in Mitleidenschaft gezogen. 1672 brechen unter französischem Kommando stehende lothringische und brandenburgische Söldner die Kapelle auf, stehlen wertvolle Kultgegenstände und verbrennen das Gestühl und die Bänke.

Nachdem sich Zeilsheim gerade von diesem Überfall erholt und das Gotteshaus wieder Instand gesetzt hat, wird es bereits zwei Jahre später, im Jahre 1674, erneut von lothringischen Dragonern überfallen, die bei ihrem Überfall auch den Zeilsheimer Schultheiß Paul Merz in seiner Wohnung ermorden. Auf diesen Überfall folgen kurz darauf im gleichen Jahr kaiserliche Truppen, die die Kapelle verwüsten und die beiden Glocken mitnehmen. Die Glocken werden zwei Jahre später in Frankfurt als Diebesgut beschlagnahmt und an die Gemeinde in Zeilsheim zurückgegeben.

Doch alle diese Ereignisse vermögen es nicht, wie es in den Kirchenbüchern vermerkt ist, "der frommen Volksseele zu schaden". Auch die Opferbereitschaft der Zeilsheimer war in keinster Weise getrübt, ließ sich die Gemeinde die Instandsetzung und Ausschmückung der Kapelle doch einiges kosten.

1682 - 1690

Im Kurfürstentum Mainz wird 1682 die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Die Gemeinden sind dazu angehalten, Gebäude zur Unterrichtung der Schüler zur Verfügung zu stellen und einen Dorflehrer zu beschäftigen.

Das als Privatgebäude 1683 errichtete "Häuslein bei der Kirche" wurde 1690 als Schulgebäude mit Lehrerwohnung hergerichtet und diente bis 1834 gleichzeitig als Gemeindehaus. Das Haus wurde bis 1889 als Schule genutzt.

lehmkaut
Erstes Zeilsheimer Schulhaus
("Lehmkaut" genannt)

1690 wurde das Haus zum Schulehalten und als Lehrerwohnung errichtet. Bis 1834 diente das Gebäude gleichzeitig als Gemeindehaus. Das Haus wurde 1820 um einen Klassenraumtrakt erweitert (Anbau rechts) und bis 1889 unterrichtlich genutzt. Danach war es Dienstwohnung für "unverheiratete Lehrer" und 1911 - 1913 katholisches Schwesternhaus.
1932 wurde das Gebäude bei der Erweiterung der Kirche abgerissen.

1730

Nachdem der Zeilsheimer Schultheiß Embs bereits 1629 bei den Antonitern auf eine bessere seelsorgliche Betreuung und die Errichtung einer eigenen Pfarrei in Zeilsheim gedrängt hatte, sich die Situation jedoch trotz höherer Pfarrbesoldung nicht besserte, verfügt die Kurfürstliche Hofkammer zu Mainz am 26. Juni:

"Gegen eine Jahresvergütung von 30 Malter Korn aus dem Kurfürstlichen Zehnten wird die Verpflichtung der Meßfeier an Sonn- und Feiertagen bestätigt und auf die vier höchsten Festtage des Jahres ausgedehnt." 

1736

Die Zeilsheimer errichten zum Dank für die Befreiung von der Pest vor den Toren des Ortes eine kleine Kapelle, die dem Heiligen Erzengel Michael geweiht ist. Die 1668 erworbene Pestmadonna steht seitdem in der kleinen Michaelskapelle (heute steht dort nur noch eine Kopie, das Original befindet sich jetzt in der Pfarrkirche.) 

1738

Zeilsheim ist auf über 40 Familien gewachsen und die Kapelle bietet nicht mehr genügend Platz für die Gläubigen. Daher genehmigt die Kürfürstliche Regierung die Erweiterung des Gotteshauses um einen Chorraum und eine Sakristei.

1741

Die Erweiterung der Kapelle von 1738 änderte jedoch nichts an dem allgemein schlechten Zustand des Gotteshauses. Die Kapelle ist durch die Geschehnisse der letzten Jahrzehnte so in Mitleidenschaft gezogen worden, dass eine vollständige Sanierung nötig ist, für die die Gemeinde allerdings selber nicht aufkommen kann. Deshalb weist Kurmainz die Amtskellerei Hofheim an, der Gemeinde "einen Nachlass des Zehnten und aller übrigen Abgaben zu gewähren, um die notwendigen Reparaturen an dem vom Verfall bedrohten Gotteshaus vorzunehmen".

1755

Im Mainzer Landrecht wird festgeschrieben, wie die Kosten für den Bau und die Unterhaltung der Kirchen auf dem Gebiet des Kurfürstentums Mainz zu verteilen sind. Es heißt darin:

Die Errichtung und Unterhaltung von Kirchen und Kapellen werden finanziert durch

  • Zehntherr - Chor der Kirche
  • zivile/bürgerliche Gemeinde - Turm, Glocken, Uhr
  • Kirchenfonds/kirchliche Gemeinde - Langhaus

Dieses Gewohnheitsrecht wird später auch von der Herzoglich Nassauischen Landesregierung übernommen.

1792 - 1797

Um das französische Königtum zu schützen bilden Preußen, Österreich und Sardinien am 19. Juli 1792 eine Koalition, der sich 1793 auch Großbritannien, Rußland, Spanien, Portugal, die Niederlanden, die Italienischen Staaten, Neapel und die deutschen Fürsten anschließen. Im April 1792 erklärt Frankreich Österreich wegen seiner Invasionsdrohungen den Krieg.

Zuerst verläuft der Krieg für die Koalition erfolgversprechend, doch bereits im September 1792 erleidet die Koalition eine entscheidende Niederlage. Französische Truppen dringen bis an den Rhein vor und besetzen die Festung Mainz. Brandschatzend und plündernd dringen sie über den Rhein bis nach Frankfurt vor, das am 22. Oktober 1792 freiwillig übergeben wird. Auch Zeilsheim wird von französischen Truppen besetzt. Das 1741 gerade erst renovierte Gotteshaus wird von den französischen Truppen als Brot- und Getreidespeicher missbraucht, und "das Dach mitsamt Vorbau mit geworfenen Steinen ruiniert". Erst durch den Kriegseintritt Großbritanniens wendet sich das Kriegsglück wieder, und die Koalition gewinnt wieder die Oberhand. Am 22. Juli 1793 wird das besetzte Mainz durch hessische und preußische Truppen befreit.

Nach der französischen Heeresreform von 1794, ändert sich die Situation jedoch wieder, und die Koalition muss eine Niederlage nach der anderen hinnehmen. Im Herbst 1795 dringt der französische General Jourdan mit 18.000 Soldaten in den Maingau vor und lagert mit seinen Truppen in den umliegenden Orten, darunter auch in Zeilsheim. Um nicht von anrückenden Koalitionstruppen eingeschlossen zu werden, verlässt er die Gegend jedoch sehr schnell wieder. Dafür quartieren sich dann jedoch österreichische Truppen in unserer Gegend ein.

Nach den Friedensschlüssen bekommt Frankreich das gesamte linke Rheinufer zugesprochen. Mainz wird als "Mayence" für 16 Jahre französisches Territorium. Das Kurfürstentum Mainz zu dem auch Zeilsheim gehört wird für diese Zeit von Aschaffenburg aus regiert.

1798 - 1802

Nachdem Großbritannien, Russland, Österreich, das Osmanische Reich, Neapel und Portugal eine neue zweite Koalition gegen Frankreich geschlossen haben, besetzen französische Truppen das Oberamt Höchst mit allen dazugehörenden Ortschaften, also auch Zeilsheim. Das Kurfürstentum Mainz mobilisiert den Landsturm. Zum Teil mit Dreschflegeln und Sensen ausgerüstete Männer leisten den französischen Truppen bei Höchst in mehreren Gefechten erbittert Widerstand, müssen aber am 4. Juli 1800 der feindlichen Übermacht weichen.

Im Frieden von Luneville wird das Ende der französischen Revolutionskriege besiegelt und die Neuordnung Mitteleuropas festgelegt. Frankreich behauptet seine linksrheinischen Gebiete und baut sich in den umliegenden Staaten ein Satellitensystem auf.

1803

Durch die Säkularisation wird die Antoniterniederlassung in Höchst sowie der gesamte Antoniterorden aufgelöst. Auch das geistliche Kurfürstentum Mainz fällt der Säkularisation zum Opfer; Mainz verliert außerdem seinen Erzbischofssitz und ist seitdem nur noch Sitz eines Suffraganbischofs. Die Gebiete des Kurfürstentums werden unter den weltlichen Fürstentümern aufgeteilt, wobei das Gebiet um Zeilsheim an das Herzogtum Nassau fällt.

Durch ein Dekret der neuen Herzoglich Nassauischen Regierung wird Zeilsheim mit eigenem Gottesdienst als Pfarrvikarie (Filialkirche) der Pfarrei Höchst von Weltgeistlichen betreut.

1805 / 1806

Vom 3. Koalitionskrieg wird Zeilsheim nicht unmittelbar berührt. Kriegerische Auseinandersetzungen werden nicht im Rhein-Main-Gebiet geführt. Allerdings kommt Zeilsheim als Nassauisches Territorium bei der Bildung des Rheinbundes 1806, einem französischen Satellitensystem, unter französischen Einfluss. Darüber hinaus legt der römisch-deutsche Kaiser Franz II. 1806 die Kaiserkrone nieder. Damit endet die bald 1000-jährige Geschichte eines deutschen Staates.

1812 - 1814

Frankreich greift nach dem Zusammenbruch Preußens mit 700.000 Soldaten, darunter auch Nassauischen Streitkräften, Russland an, doch wird es im Winter vor Moskau entscheidend geschlagen. Bereits seit September 1812 sind über 15.000 verletzte Soldaten im Oberamt Höchst einquartiert und warten auf ihren Weitertransport nach Frankreich. Fast jedes Haus gleicht einem Lazarett.

Noch schlimmer kommt es für die umliegenden Orte allerdings, als die am 16.-19. Oktober 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig geschlagene französische Armee in die Rhein-Main-Gegend flieht. Auf sie folgen schließlich im November die siegreichen Truppen der Koalition, die bis Januar 1814 einquartiert bleiben. So muß Zeilsheim nochmals schwer unter den Repressalien der Einquartierung leiden.

1816

Zu Beginn der Nassauischen Zeit ist die Zeilsheimer Kirche, nicht zuletzt durch die Geschehnisse von 1795, so baufällig, dass für die Nassauische Regierung nur noch ein Abriss und Neubau in Frage kommt. Deshalb wird das alte Gotteshaus auf Abbruch versteigert.

1816 - 1819

Der Mainzer Bauinspektor Johann Christian Zais wird mit der Bauplanung für eine neue Kirche beauftragt. Das neue Gotteshaus wird als klassizistisches Bauwerk, eine damals übliche Stilart, in der von Johann Christian Zais auch die Kirchen in Sindlingen und Münster errichtet wurden, geplant.

Im Zuge der Bauarbeiten wird das erhöhte Gelände abgetragen und der Friedhof an den südöstlichen Ortsausgang verlegt. Der Neubau der Kirche wird Ende 1818 fertiggestellt und 1819 eingesegnet. Die Kosten für den Bau der Kirche betragen 9.915 Gulden und 13 Kreuzer.

Der barocke, noch heute in der Kirche stehende Hochaltar, stammt aus dem 18. Jahrhundert. Seine Herkunft ist allerdings nicht bekannt. Da das Geld für neue Glocken nicht vorhanden ist, werden vorläufig die Glocken aus der alten Kirche übernommen.

aussenansicht 1907
Kirche St. Bartholomäus in einer Aufnahme aus dem Jahr 1907
stb 1932
Kirche St. Bartholomäus in einer Aufnahme aus dem Jahr 1932

1821

Zum ersten Mal erhält Zeilsheim eine eigene Orgel. Die Orgel wird für 280 Gulden von der evangelischen Gemeinde in Nastätten erworben. Diese Schleifladenorgel steht bis zur Anschaffung einer neuen Orgel im Jahre 1962 in der St. Bartholomäuskirche und danach bis 1986 in der Hofheimer Bergkapelle. Nach der Anschaffung einer neuen Orgel für die Bergkapelle schenkt die Hofheimer Pfarrei Zeilsheim zum 100-jährigen Bestehen der Pfarrgemeinde im Jahre 1988 fünf Pfeifen der alten Orgel, die heute in einem Schaukasten im Pfarrgemeindezentrum zu bewundern sind.

1827

Auf dem Gebiet des Herzogtums Nassau wird ein neues Bistum gegründet, das Bistum Limburg. Kathedralkirche des neuen Bistums ist der 1235 geweihte St. Georgs-Dom in Limburg. Zeilsheim, seit 1803 Nassauisches Gebiet, wechselt von der Diözese Mainz, die seitdem das Gebiet des Großherzogtums Hessen-Darmstadt umfasst, zur Diözese Limburg.

1835

Zeilsheim wird auf Beschluss der Landesregierung und im Einvernehmen mit dem Bischöflichen Ordinariat der Pfarrei Hofheim zugewiesen. Begründet wird die Entscheidung mit der "bedeutsamen Entfernung des Filials von dem Pfarrorte und des beschwerlichen Weges von Höchst nach Zeilsheim".

Obwohl die Zeilsheimer heftig protestieren und ihrerseits von der Kirche an gerechnet, 170 Schritte weniger nach Höchst ermitteln, bleibt es bei der getroffenen Entscheidung. Somit können die Zeilsheimer nur noch auf die Erfüllung der seit 200 Jahren erhobenen Forderung nach der Errichtung einer eigenen Pfarrei hoffen.

1848 / 1849

Im Rahmen der nationalen Erhebung der deutschen Bevölkerung, die durch die Februarunruhen in Frankreich ausgelöst wurde, tagt in Frankfurt die Nationalversammlung. Aufgabe der Nationalversammlung soll die Schaffung einer Verfassung und eines gemeinsamen Deutschen Staates sein. Im März 1849 wird die Reichsverfassung durch die Abgeordneten angenommen, doch die Frage, wie das Deutsche Reich in seinen Grenzen aussehen soll, teilt die Nationalversammlung in verschiedene Lager. Am Ende setzt sich die sogenannte "Kleindeutsche Lösung" durch, die vorsieht, alle deutschen Staaten, Deutsch-Österreich und Luxemburg in das Reich mit einzubeziehen, während das restliche, ungarische Österreich nicht Teil des Reiches wäre.

Als erblichen Kaiser des Reiches wählt die Nationalversammlung den preußischen König Friedrich Wilhelm IV., der die ihm angetragene Ehre jedoch ablehnt. Darauf ziehen Preußen und Österreich ihre Abgeordneten ab. Die restlichen Abgeordneten versuchen verzweifelt, doch noch eine Lösung zu finden; jedoch scheitern alle Versuche und damit auch die Hoffnungen, ein neues Deutsches Reich zu schaffen.

Die Revolution bringt jedoch eine kleine Liberalisierung der bis dahin absolutistischen Systeme. So werden ab 1849 die Schultheißen nicht mehr von der Regierung bestellt, sondern in freien Wahlen von der männlichen Bevölkerung gewählt. Hierbei gilt jedoch das Dreiklassenwahlrecht, wobei die Klassen gemäß ihren Einkünften bemessen werden, und jede Klasse ein Drittel aller Stimmen besitzt. Somit bestimmen mehr oder weniger allein die Wohlhabenden den Ausgang einer solchen Wahl. Dieses Wahlrecht bleibt noch bis 1919 in Kraft.

1863

Mit 66.450 Gulden Startkapital gründen in Höchst die Herren Wilhelm Meister und Dr. Eugen Lucius mit August Müller als Teilhaber die chemische Fabrik "Meister, Lucius & Co.". 1864 scheidet August Müller als Teilhaber aus dem Unternehmen aus und Dr. Adolf Brüning tritt an seine Stelle. Die Firma ändert ihren Namen in "Meister, Lucius & Brüning". Das Unternehmen wächst immer mehr an und wird schon bald zum größten Arbeitgeber der Region.

Am 1. Januar 1880 wird die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und nennt sich fortan "Farbwerke Hoechst AG, vorm. Meister, Lucius & Brüning".

1866

Zwischen Preußen und Österreich kommt es wegen der Frage der politischen Vorherrschaft im Deutschen Bund zum Krieg. Die deutschen Staaten treten alle in den Krieg ein. Auf Seiten Preußens stehen fast alle norddeutschen Staaten, auf Seiten Österreichs kämpfen alle süddeutschen Staaten, darunter auch das Großherzogtum Hessen-Darmstadt, das Kurfürstentum Hessen-Kassel und das Herzogtum Nassau, sowie die Freie Reichsstadt Frankfurt.

Preußen und seine Verbündeten entscheiden den Deutschen Krieg mit dem Sieg über die hannoversche Armee bei Langensalza und Österreich bei Königsgrätz für sich. Preußen annektiert alle gegnerischen Staaten nördlich der Mainlinie außer Sachsen und Hessen-Darmstadt. Zeilsheim kommt damit als Nassauische Gemeinde zu Preußen. Aus dem Herzogtum Nassau wird die Provinz Hessen-Nassau mit Sitz der Provinzregierung in Wiesbaden gebildet.

Während des Krieges sind in Zeilsheim zuerst Teile der nassauischen Truppen einquartiert, später dann, nach der Kapitulation Nassaus, preußische Soldaten.

1870

Die Zeilsheimer haben endlich das Geld, für die neue Kirche auch neue Glocken zu kaufen. Die alten Glocken werden entfernt und an die bereits vorhandenen Reiter werden die neuen Glocken gehängt. Die neuen Glocken heißen:

  • Pius (c)
  • Petrus (es)
  • Maria Victoria (g)

Verfasser:

Alexander von Janta-Lipinski

Quellen:

Vollert, Adalbert:
Zeilsheim - Ein Frankfurter Stadtteil in alter und neuer Zeit (Herausgegeben von der Frankfurter Sparkasse von 1822)

Kinder, Hermann; Hilgemann, Werner:
dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band 1, 24. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1990

Kinder, Hermann; Hilgemann, Werner:
dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band 2, 28. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1994

500 - 1618

Von der Ortsgründung bis zum 30-jährigen Krieg

Zwischen 500 und 700

Unter König Chlodwig (482 - 511) wird das Frankenreich nach Siegen über die Burgunder und Alemannen (um 500) vereint, und die Gegend Zeilsheims wird fränkisch. Das Frankenreich wird in einzelne Gaue aufgeteilt; die Zeilsheimer Gegend wird dabei dem Niddagau zugeordnet.

Der Niddagau wird erstmals urkundlich im Jahre 770 erwähnt. Er erstreckt sich von der westlichen Wetterau bis zum Schwarzbach (Hofheim, Kriftel) und von den Taunushängen bis hinunter zum Main. In diese Zeit fällt die Entstehung Zeilsheims, das am Rande einer fruchtbaren Lößstraße, vermutlich von einem fränkischen Edelmann Namens Ciolf, gegründet wurde.

Die Benennung der Orte erfolgte gemäß alter fränkischer Tradition. So sagt der Name Ciolfesheim viel über die Entstehung des Ortes aus, auch wenn wir keine genauen Schriftstücke über diese Epoche besitzen. Nach fränkischem Brauch siedelten sich die Edelleute mit ihrem Herrenhof (fränkisch: "Heim") in verschiedenen Gegenden an und zwangen ihre Knechte, sich in dieser Gegend niederzulassen. So entstand um den Herrenhof auch eine kleine Siedlung. Im Laufe der Jahre siedelten sich weitere Menschen hier an und nannten den Ort Ciolfesheim.

In diese Zeit fällt auch die Christianisierung unserer Gegend. König Chlodwig war der erste fränkische Herrscher, der sich taufen ließ und zum Christentum übertrat; ihm folgten viele Untertanen. Die große Christianisierung erfolgte jedoch erst später durch iro-schottische Wanderprediger und den angelsächsischen Benediktinermönch Bonifatius, der 732 zum Erzbischof von Mainz ernannt wurde.

754

Bonifatius erleidet bei den heidnischen Friesen am 5. Juni den Märtyrertod. Gemäß seinem Willen wird sein Leichnam in das von ihm gegründete Kloster Fulda überführt. Der Leichenzug nimmt seinen Weg entlang des Rheins nach Mainz und von dort aus entlang der alten Römerstraße nach Fulda. Dabei führt sein Weg auch durch die Gemarkung Zeilsheims.

794

Zeilsheim wird als Ciolfesheim erstmals in einer Urkunde vom 31. Mai genannt:

"Ich, in Gottes Namen, Flanbrecht, schenke dem heiligen Märtyrer Nazarius, dessen Körper im Kloster Lorsch ruht, dem der ehrwürdige Abt Richbod vorsteht, zum ewigen Besitz und aus freiem Willen im Niddagau im Dorfe Ciolfesheim 1 Hube und 30 Morgen Land und 1 Knecht."

flanurk
Text der Originalurkunde vom 31. Mai 794
(siebte Reihe: Ciolfesheim)

Aus verschiedenen anderen Akten erfahren wir, dass die meisten Einwohner des Ortes Bauern oder Leibeigene sind.

830

In Höchst wird die Kirche zur Heiligen Margaretha (die heutige Justinuskirche), eine der Hauptkirchen im fränkischen Niddagau durch Erzbischof Otgar von Mainz geweiht. Der Erzbischof überträgt die Oberaufsicht über die Seelsorge dem Archidiakonat St. Peter zu Mainz.

In Zeilsheim gibt es noch keine eigene Ortsgemeinde und auch kein eigenes Gotteshaus. Die Seelsorge wird durch die in Höchst tätigen Priester und Ordensleute geleitet. Zeilsheims Mutterkirche ist daher die Kirche zur Heiligen Margaretha.

1090

Der Mainzer Erzbischof Ruthard beauftragt das Mainzer Benediktinerkloster St. Alban mit der Seelsorge in Höchst und den angrenzenden Orten, darunter auch Zeilsheim. Für ihren zusätzlichen Dienst erhalten die Mönche 90 Morgen Ackerland in Zeilsheim.

1263

Zum ersten Mal wird urkundlich eine Zivilgemeinde in Zeilsheim erwähnt. Zeilsheim besitzt zu dieser Zeit neben den Hofgerichten, die für alle den jeweiligen Hof betreffenden Rechtsangelegenheiten zuständig sind, bereits schon ein eigenes Dorfgericht, das über alle niederen Rechtsangelegenheiten des Ortes Recht zu sprechen hat.

Für alle höheren Rechtssachen sind die Hochgerichte zuständig. Zeilsheim fällt dabei in den Bezirk des Hochgerichtes Königstein.

1384

Zum ersten Mal wird urkundlich eine Kapelle in Zeilsheim erwähnt. Dieses wohl erste Gotteshaus war der Hl. Gertrud geweiht und hatte als wesentliches Merkmal einen dem Hl. Bartholomäus geweihten Altar sowie einen eigenen Friedhof.

Über den Bau dieses ersten Gotteshauses - vermutlich eine Holzkonstruktion - ist nichts überliefert. Da in der Urkunde jedoch seine Lage an der "Kirchgasse" (heute Alt-Zeilsheim) beschrieben wird und außerdem 2 Kirchenrechner erwähnt werden, kann man davon ausgehen, dass die dort stehende Kapelle bereits damals ein hohes Alter besaß und vermutlich im 12. Jahrhundert erbaut wurde.

In der Urkunde wird weiterhin erwähnt, dass eine Else von Zeilßheym ihre Ländereien an die "Capelle zu Zylssheim" verpfändet und mit einer jährlichen Abgabe von 6 Maltern Korn an die Mönche des Klosters St. Alban einen monatlichen Gottesdienst in Zeilsheim fundiert.

Die Abgaben werden nach 1400 durch die Zivilgemeinde um 3 Malter erhöht, um alle 14 Tage einen Gottesdienst in Zeilsheim zu ermöglichen. Diese "Caplaneystiftung" garantiert den Zeilsheimern eine regelmäßige gottesdienstliche Betreuung.

1400

Kurmainz verpfändet die Vogtei Hofheim, zu der die Orte Hattersheim, Hofheim, Kriftel, Marxheim, Münster, Sindlingen und Zeilsheim gehören, für 10.000 Gulden an die Grafschaft Falkenstein. Dabei legt es ausdrücklich den Rechtsvorbehalt einer Wiedereinlösung der Pfandsumme fest, der auch in allen folgenden Verträgen ausdrücklich festgeschrieben wird.

1419

Erzbischof Johann hebt das Albanerkloster in Höchst auf; Kirche und Klostergut fallen an den Erzbischof. Die kirchlichen Dienste werden von Weltgeistlichen übernommen. Ein "Frühmesser" wird verpflichtet alle 14 Tage Gottesdienst in Zeilsheim zu halten, sowie Kindstaufen und Beerdigungen im Ort selbst vorzunehmen.

1432

Die alte Gertrudiskapelle wird abgerissen und an ihrer Stelle eine neue Kapelle - diesmal aus Stein - errichtet. Das neue Gotteshaus wird dem Heiligen Bartholomäus geweiht und besitzt bereits einen Turm mit zwei Glocken. Der Altar der alten Kapelle wird auch in das neue Gotteshaus übernommen. Fast 400 Jahre stand diese Kapelle ohne wesentliche Veränderungen auf dem "Kirchberg", umgeben vom "Kirchhof", der örtlichen Begräbnisstätte.

barthkap
Ansicht und Grundriß der 1432 in gotischem Stil erbauten Bartholomäuskapelle
(nach einer Rekonstruktion von Jakob Christ)

1441

Der Mainzer Erzbischof Dietrich von Erbach beruft wieder Ordensgeistliche nach Höchst. 12 Antoniter aus dem Mutterhaus Roßdorf bei Hanau übernehmen die Seelsorge der Kirche und Pfarrei. Die Mönche sind damit auch für die Zeilsheimer Kaplanei und Höfe zuständig.

Bis zur Auflösung des Ordens 1803 wirken die Antoniter in Höchst und Umgebung als "sozialer Vorposten" bei der Seelsorge, im Schulwesen und in der Krankenpflege. Viele Antoniter sind namentlich bekannt, vor allem Heinrich Odenthal, der den Zeilsheimern bei der Pestepidemie 1666 beistand, das verschollene Kirchenbuch neu anlegte und zurückliegende Ereignisse nachschrieb.

1463

Unter einem Baum auf freiem Felde wird bei Zeilsheim der Zeilsheimer Friede zur Beendigung der Mainzer Stiftsfehde geschlossen.

Die Stiftsfehde war 1459 ausgebrochen und hatte schwere Folgen für die Kirche, das Kurfürstentum Mainz und das ganze Heilige Römische Reich. Mainz hatte zwei Erzbischöfe, die Anspruch auf den Bischofsstuhl erhoben: Adolf II. von Nassau und Diether von Isenburg. Die Fehde wurde mit großer Härte und brutaler Gewalt ausgetragen. Am 28. Oktober 1462 hatte Adolf II. Mainz im Handstreich genommen. Alle Anhänger Diethers, darunter auch der Erfinder der Buchdruckkunst, Johannes Gutenberg, mussten die Stadt verlassen.

Am 5. Oktober einigen sich die beiden streitenden Parteien in Zeilsheim und beenden ihre Feindseligkeiten.

1465

Die Pfandschaft der Vogtei Hofheim geht von der Grafschaft Falkenstein auf die Grafschaft Eppstein über. 1487 wird diese Pfandschaft auf die doppelte Summe (20.000 Gulden) erhöht.

ab 1517

Mit dem Anschlag der "95 Thesen gegen den Ablass" an die Türen der Schloßkirche von Wittenberg durch Luther am 31. Oktober 1517 beginnt in Deutschland eine Epoche, die geprägt ist von der Glaubensspaltung und kriegerischen Auseinandersetzungen.

Anfänglich von Luther nur als Protest gegen die Missstände in der katholischen Kirche gedacht, verselbständigt sich die Bewegung, und es kommt 1519 zum Bruch mit Rom. Es beginnt die Zeit der Reformation.

Zeilsheim bleibt hiervon weitgehend unberührt und als kurmainzisches Dorf katholisch.

1535

Die Pfandschaft der Vogtei Hofheim fällt in Erbfolge an die Grafschaft Stolberg-Ortenburg. Da die Grafen von Stolberg zum Protestantismus konvertierten, müssen auch alle Einwohner der Vogtei Hofheim zum Protestantismus übertreten. Die Zeilsheimer leisten dem Befehl zwangsläufig Folge, und Zeilsheim wird damit ein evangelischer Ort.

1546 / 1547

Die Religionsstreitigkeiten zwischen dem katholischen Kaiser und den evangelischen Reichsfürsten erleben im Schmalkaldischen Krieg einen ersten Höhepunkt, als die Mitglieder des Schmalkaldischen Bundes versuchen, die Religionsfrage mit Gewalt zu lösen.

Zeilsheim ist von den Auseinandersetzungen auch betroffen, als die protestantischen Armeen Mainz und Frankfurt belagern und umliegende Dörfer, so auch Zeilsheim brandschatzen.

Der Krieg führt jedoch zu keinem Erfolg für eine der beiden Seiten und im Augsburger Religionsfrieden von 1555 wird der Status Quo anerkannt. Eine der wichtigsten Bestimmungen des Augsburger Friedens ist die Regelung des Religionsbekenntnisses (cuis regio - eius religio), wonach alle Untertanen den Glauben des Landesherren annehmen müssen; lediglich in den Freien Reichsstädten herrscht Religionsfreiheit.

1565

Dem Mainzer Kurfürsten Daniel von Homburg gelingt die Einlösung der Pfandschaft über die Vogtei Hofheim. Zeilsheim muss 44 Gulden 20 Albus und fünf Pfennig zur Zahlung der Pfandsumme beisteuern. Damit ist Zeilsheim endgültig ein kurmainzisches Dorf. Alle Einwohner treten nach der Einlösung der Pfandschaft wieder zum Katholizismus über.

Im Rahmen einer Gebietsreform wird das Amt Hofheim mit dem Amt Höchst zu einem Oberamt vereinigt. Sitz des Oberamtes wird Höchst, Hofheim bleibt Amtssitz.

Verfasser:

Alexander von Janta-Lipinski

Quellen:

Vollert, Adalbert:
Zeilsheim - Ein Frankfurter Stadtteil in alter und neuer Zeit (Herausgegeben von der Frankfurter Sparkasse von 1822)

Kinder, Hermann; Hilgemann, Werner:
dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band 1, 24. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1990

Kinder, Hermann; Hilgemann, Werner:
dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band 2, 28. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1994

St. Bartholomäus Zeilsheim am Jakobsweg

Jakobswege gibt es zahlreiche. Sie enden letztlich alle in dem rund 2.500 km entfernten Santiago de Compostella in Nordspanien. Einer dieser alten Pilgerwege führt durch Frankfurt als ein Teilstück des Pilgerweges von Fulda nach Frankfurt.

LOGOSJBFRA 2000px transparent 1024x1024Die am 28. April 2014 gegründete die Hessische St. Jakobusgesellschaft Frankfurt am Main hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Religion, Kultur und Wissenschaft im Hinblick auf die Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela zu fördern. Der Verein verfolgt seine Ziele in christlichem Geist und in Verbindung zu den Kirchen. Er fühlt sich der europäischen Zusammenarbeit und Völkerverständigung verpflichtet.
Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke und unterstützt die Gründung von Regionalgruppen. Deren Sprecher haben eine beratende Stimme im Vorstand. Die Regionalgruppen bieten Interessierten ein Forum „vor Ort“.

Am 26. Juli 2014 führt denn auch der Weg einer Schnupperpilgergruppe um Dr. Prömper, dem stellvertretenen Vorsitzenden der Hessischen St. Jakobusgesellschaft Frankfurt am Main, hin zu unserer Kirche St. Bartholomäus. Sie starten auf ihrem zweiten Teilstück (auf dem Jakobusweg Frankfurt – Mainz von St. Justinus/Höchst nach Maria Himmelfahrt/Weilbach) um 10:00 Uhr in der Frühe und erreichen unsere Kirche gegen 12:00 Uhr.

20140726 10 SchnupperPilgern2 105

  20140726 10 SchnupperPilgern2 107  20140726 11 SchnupperPilgern2 110

20140726 11 SchnupperPilgern2 114  20140726 12 SchnupperPilgern2 116  20140726 12 SchnupperPilgern2 117

(Fotos: Juan Andrès)

Hier werden die Pilger von Pfr. Martin Sauer und Eva von Janta Lipinski begrüßt und empfangen. Es folgt eine Führung durch unsere Kirche.

Ein anschließendes Angebot zu einer kleinen Trinkpause im Gemeindehaus wird von den Pilgern gerne und dankend angenommen.

Ab St. Bartholomäus geht der Jakobsweg dann weiter in Richtung Mainz auf der schon markierten gemeinsamen Bonifatius-Route.

20180305 1319122Eine Stempelstelle für die Pilger auf dem Jakobsweg ist
im Vorraum der Kirche St. Bartholomäus eingerichtet.

Unter https://jakobus-hessen.de finden Sie auf der Homepage
der Hessischen St. Jakobusgesellschaft Frankfurt am Main
wertvolle Informationen zu diesem Pilgerweg.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.