ausBlick Nov. 2019 - Grußwort
Liebe Mitchristen,
Seit Langem wohne ich in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Glockenturm. Obwohl wir heute alle längst eine Uhr oder ein Smartphone haben, höre ich den Glockenschlag gerne, der mir die Zeit ansagt oder mich zum Gottesdienst ruft.
Manche Leute sind vom Läuten der Glocken genervt und kämpfen sogar vor Gericht für ihre Abschaltung. Es wäre sicher interessant die Gründe für ihren regelrechten „Glockenhass“ zu analysieren. Ich jedenfalls höre den Klang von Glocken sehr gerne, sie stören mich nicht im Geringsten, im Gegenteil, ich finde Glocken haben etwas Beruhigendes, etwas „Entschleunigendes“, ich kann mitten im Alltagsgeschäft beim Hören auf die Glocken einen Moment innehalten, und dann geht’s weiter. Glocken sind ein Kulturgut unserer Gesellschaft, das ich nicht missen möchte. Jetzt, im November, dem Monat, in dem wir in besonderer Weise an Allerseelen, am Sonntag nach Allerseelen auf den Friedhöfen und am Volkstrauertag an unsere Toten denken, da hat das Läuten der Glocken für mich noch eine andere Bedeutung: Es weist in die Ewigkeit. Ich habe einen Glauben, der mir ein Leben verheißt, dass nicht mit dem Tod endet. Ich weiß, dass wir Christen aus der österlichen Hoffnung auf Auferstehung und ewiges Leben leben. Jedes Mal, wenn irgendwo eine Glocke läutet, zum Beispiel mittags um 12:00 Uhr wird mir das bewusst. Die Glocken erinnern mich daran: Dein Leben hier auf der Erde ist begrenzt, mach was daraus, aber Du musst nicht zwanghaft so leben, als ob hier und jetzt alles verwirklicht werden muss, als ob es kein „Leben danach“ gäbe. Mir tun Menschen leid, die diese Lebensperspektive über den Tod hinaus für sich nicht sehen oder daran nicht glauben können, weil manche von ihnen ganz im „Alltag“ leben (wollen?), der keine Zeit lässt in die Tiefe zu kommen. Mich macht das Wissen um diese Lebensperspektive über den Tod hinaus innerlich frei und hat positive Auswirkungen auf meine Einstellung zum Leben und zu meinen Mitmenschen. Wie gut ist es da, dass da manchmal Glocken in diesen „Alltag“ sozusagen hineinläuten, so auch sonntags morgens, wenn sie zum Gottesdienst einladen.
Für das Pastoralteam grüßt herzlich
Michael Ickstadt, Pastoralreferent
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