Die fallenden Blätter zeigen es an – der Herbst steht vor der Tür

Auf der Suche nach einem passenden Bild für den Kinderwortgottesdienst, ist mir das Titelbild in die Hände gefallen. Ich bin bei dem Gedanken, sich in Jesus zu verlieben, hängen geblieben. Was für eine Zweideutigkeit doch hinter diesem Satz steckt, wenn man ihn etwas freier übersetzt. „Fall in Love“- sich verlieben. Eines der schönsten Dinge, was einem passieren kann und eine Angelegenheit, bei der man ein Stück weit auch den Halt verlieren oder sich im besten Falle fallenlassen kann. Dafür braucht es Vertrauen, in sich und den anderen. „Fall“ als amerikanische Übersetzung für den Herbst, kann aber auch für das Ende des Lebens stehen. Ein Leben, das vielleicht Enttäuschungen gebracht hat und man nun allein dasteht. Und als ob das nicht schon kompliziert mit der Liebe auf Erden ist, soll ich mich nun in Jesus verlieben? Ist das von uns Menschen nicht etwas viel verlangt?

Sich fallen lassen, vertrauen, daran glauben – Eigenschaften, die nicht jeder selbstverständlich innehat. Schließlich streben wir Menschen nach einem hohen Bedürfnis an Sicherheit. Oder warum sonst belegen wir im internationalen Vergleich der Versicherungsmärkte Rang 6. Wie kann ich mich also in Jesus verlieben? Muss ich nicht dazu erstmal mich selbst lieben und wie geht das? Dafür gibt es doch bestimmt ein You-Tube-Video oder einen Podcast. Ich habe es online nicht überprüft, bin aber überzeugt, dass die Eigenschaft der Selbstliebe in jedem von uns steckt und das seit Jahrhunderten, bevor es das mediale Universum aus Facebook und Co. gab. Ein Vorbild finden wir in Maria Magdalena. In der Literatur wird die Selbstliebe im Kontext von Maria Magdalena als das bewusste Anerkennen und Wertschätzen des eigenen Selbst, einschließlich der eigenen Fehler und Schattenseiten beschrieben. Liebe ich mich mit allen meinen Ecken und Kanten, kann ich mich voll Vertrauen fallen lassen.

Die fallenden Blätter zeigen es an – der Herbst steht vor der Tür und es ist nicht nur der Abschied vom Sommer mit seiner Wärme und seinem Licht, sondern auch der nahende Abschied von diesem Jahr. Öffnen wir unsere Herzen für die Strahlen der Herbstsonne, fangen wir die Wärme in ihnen ein und verlieben wir uns wieder neu, in uns selbst, in unsere Mitmenschen und damit auch in Jesus und schlussendlich in Gott.

Anja Siegel