Die Rolle der Frau im Laufe der Kirchengeschichte
Am 11. April hatten wir einen Abend im Rahmen der Bildungsarbeit unserer Pfarrei über die Rolle der Frauen in der Hierarchie der Kirche der vergangenen Jahrhunderte. Festgemacht am Beispiel der Äbtissin von Las Huelgas in Spanien, die die Rechte eines Bischofs hatte und auch wie ein Bischof mit Mitra und Bischofsstab in ihr Amt eingeführt wurde, sind wir den Spuren der Frauen in der Kirche nachgegangen.
Immer war die Rolle der Frau in der Gesellschaft Maßstab für die Rechte, die ihr zugebilligt wurden. Die Selbstverständlichkeit, mit der wir als Frauen heute gleiche Rechte fordern, gibt es erst seit dem vergangenen Jahrhundert. Die beiden Weltkriege, in denen die Frauen das Leben ohne die Männer, die an der Front standen, bewältigen mussten, haben viel zum Selbstbewusstsein der Frauen unserer Eltern- und Großelterngeneration beigetragen. Bildung war für Frauen der vergangenen Jahrhunderte oft nur schwer oder nur im Stand der Ehelosigkeit zu erreichen, wie auch heute in vielen Gesellschaften unserer Welt den Frauen keine oder nur niedere Rechte zugestanden werden.
Bildung konnte, wie wir es auch von Hildegard von Bingen kennen, meist nur im Kloster erreicht werden, weil Frauen nicht alleine leben durften, außer, wenn sie verwitwet waren.
Wenn wir zu den kirchlichen Strukturen schauen, waren Bischöfe oft nachgeborene Söhne aus Adelsfamilien, die ebenfalls nicht geweiht waren. So konnten sie zwar die rechtliche und politische Seite ihres Amtes wahrnehmen, also sich um die Liegenschaften kümmern, Gelder verwalten, Machtansprüche durchsetzen usw., aber die Eucharistie feiern, Sakramente spenden oder predigen durften sie nicht. Dazu wurde ihnen ein Weihbischof zur Seite gestellt, der diese Aufgaben aufgrund seiner Ausbildung und seiner Weihe ausüben durfte.
Das galt für die Äbtissinnen im Rang eines Bischofs ebenfalls. Die rechtliche Seite durften sie wahrnehmen, aber die an die Weihe gebundenen Aufgaben nicht. Sie werden sich sicher nicht immer daran gehalten haben. Erst mit dem zweiten vatikanischen Konzil wurde das Bischofsamt untrennbar mit der Weihe verbunden und damit entfiel für Frauen mangels Weihemöglichkeit der Bischofsrang.
Die Ausschließlichkeit, mit der die Weihe zum Priester bei Männern angesiedelt ist, ist aus heutiger, weiblicher Sicht nicht mehr nachvollziehbar. Dass die Apostel und Jünger nur Männer waren, ist widerlegt. In der frühen Zeit des Christentums habe Frauen Gemeinden geleitet und wurden auch von Jesus sebst nicht ausgegrenzt.
Ist es nicht längst geboten, in einer Zeit, in der Seelsorge immer kleiner geschrieben wird, die besonderen Fähigkeiten der Frauen den Gemeinden vollumfänglich zu Gute kommen zu lassen, anstatt die Eucharistiefeiern immer weiter zu zentralisieren und zu reduzieren, Dies wird unserem christlichen Auftrag nicht gerecht. Die Weihe von Frauen kann nur eine Bereicherung für uns Christen sein.
Lieselotte Bollin
Einleitungsbild: Zisterzienserinnenabtei Huelgas
Foto: Javi Guerra Hernando - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35701302