Friedensgottesdienst
für Kamerun und alle vergessenen Kriege
Am 21. Oktober feierten wir in der Kirche St. Johannes Apostel einen Friedensgottesdienst. Nachfolgend ein paar Auszüge aus dem Gottesdienst:
Was gibt uns Halt, wenn uns beim Blick in die Welt, beim Hören von Krisen und Kriegen, die Sorgen bedrängen? Es ist unsere Hoffnung, die wir in Gott setzen. Das Motto des Sonntags der Weltmission handelt von der Hoffnung: Meine Hoffnung, sie gilt dir so lautet das Leitwort aus Psalm 39.8
Und dann ist da heute die Wanderfriedenskerze bei uns zu Gast. Das Motto dieser ökumenischen Aktion, durchgeführt u.a. durch pax Christi, lautet: Vergessene Kriege - Menschen des Friedens. Auch hier gilt der Vers: Meine Hoffnung, sie gilt dir.
Die Kerze wurde von unserem Gemeindemitglied Lilo Pörtner gestaltet. Sie können gerne nach dem Ende des Gottesdienstes nach vorne kommen und die Details bestaunen. Die Wandefriedenskerze wandert durch das Bistum von Gemeinde zu Gemeinde, von Gottesdienst zu Gottesdienst. Auch hier gilt der Vers: Meine Hoffnung, sie gilt dir.
Und dann sehen Sie noch eine Grünpflanze an der Kerze. Es ist ein Drachenbaum, wie er auch in Kamerun wächst. Eine sogenannte Peaceplant – Friedenspflanze. Die Zweige der Pflanzen werden dort gerne bei Prozessionen geschwenkt. Diese Peaceplant steht heute stellvertretend für unser Partnerbistum Kumbo und unsere Partnergemeine St. Joseph in Djottin. Seit 2016 tobt dort ein Krieg. Ein vergessener Krieg. Dazu werden wir später mehr hören. Aber auch hier gilt der Vers: Meine Hoffnung, sie gilt dir.
Kyrie
Zu Beginn dieser Feier wollen wir uns besinnen und das Erbarmen des Herrn auf uns herabrufen.
Herr Jesus Christus, vor Dir dürfen wir sein, wie wir sind. Herr erbarme dich.
Herr Jesus Christus, Du schaust auch auf die Menschen in den vergessenen Kriegen. Herr erbarme dich.
Herr Jesus Christus, Du bist unsere Hoffnung. Herr erbarme dich
Der Herr erbarme sich unser, er nehme von uns Sünde und Schuld, damit wir mit reinem Herzen diese Feier begehen.
Meine Hoffnung, sie gilt Dir. Wie im Psalm 39 so ruhten auch in der Erzählung im Markus-Evangelium alle Hoffnungen von Bartimäus auf Jesus. Er hatte schon so viel von Jesus gehört. Und jetzt kam dieser Jesus ausgerechnet nach Jericho. Seine Hoffnung war so groß. Er mußte Jesus einfach ansprechen. Was soll ich für dich tun?, fragte ihn Jesus. Rabbi, flehte ihn der Blinde an, ich möchte sehen können! Darauf antwortete Jesus: Geh! Dein Glaube hat dich geheilt.
Meine Hoffnung gilt Dir. Ich bin so unruhig. Ich habe so eine große Angst vor der Zukunft. Es ist so schwierig auf der Arbeit. Und das Geld wird immer wieder knapp. Und dann diese Krankheit. Was kann ich denn tun? Und dann sitze ich hier in der Kirche. Ich komme ja oft zu Dir mein Herr. Kannst Du mir bitte, bitte helfen.
Steh auf. Dein Glaube hat Dir geholfen.
Meine Hoffnung Sie gilt Dir. Aber da ist dieser vergessene Krieg in Kamerun, der seit fast 8 Jahren stillschweigend Kameruner tötet. Es ist der Krieg, in dem aufgrund der Marginalisierung der Menschen im englischsprachigen Teil des Landes einige junge Männer und Frauen zu den Waffen gegriffen haben, um für die Unabhängigkeit zu kämpfen und ein neues Land zu gründen.
Alles begann 2016, als Lehrer und Anwälte auf die Straße gingen, um gegen die überwältigende Präsenz der französischen Sprache in den Schulen und Gerichten im englischsprachigen Teil Kameruns zu protestieren. Es verwandelte sich schnell in soziale Unruhen, und aufgrund des schlechten Umgangs der Regierung mit der Situation, artete die Situation in einen Krieg aus.
Dies ist ein „vergessener Krieg“, weil nicht genug darüber gesprochen wird. In den Medien wird nicht viel darüber berichtet, und viele Menschen auf der Welt wissen nicht, was in diesem Teil der Welt geschieht. Mehr als 7.000 Menschen wurden getötet und mehr als 600.000 sind geflohen.
In vielen Gegenden konnten Kinder in diesen Jahren nicht zur Schule gehen. Schulen wurden zerstört und niedergebrannt. Kinder wurden getötet und andere traumatisiert, nur weil sie zur Schule gehen wollten. Auch Lehrer leiden in dieser schwierigen Zeit sehr, da sie entführt und einige getötet wurden, nur weil sie Lehrer sind und ihren Job machen wollen. Die Reichen haben ihre Kinder in den französischsprachigen Teil des Landes geschickt, damit sie dort zur Schule gehen, oder sogar ins Ausland. Es sind die Kinder der Ärmsten der Armen, die im Krieg gefangen sind.
Father Paul Biya, der auch schon hier viele Gottesdienste mit uns gefeiert hat, beantwortete die Frage: Was gibt Ihnen Hoffnung auf Frieden?
Unser Glaube an Gott ist unsere größte Hoffnung auf Frieden. Wir haben protestiert, geweint und getrauert, aber die Welt scheint uns gleichgültig zu sein. Unser Leiden scheint für viele Menschen, die wissen, was passiert, die etwas tun könnten, aber lieber schweigen, keinen Sinn zu ergeben.
Die Kirche ist ein großes Zeichen der Hoffnung für die Menschen. Die Bischöfe haben an die Regierungsbehörden und die verfeindeten Parteien geschrieben. Die Bischöfe sind weiterhin die Stimme der leidenden Massen und erzählen der Welt, was mit uns passiert. Es gibt Reaktionen, aber nicht genug, um das Leiden unseres Volkes zu beenden.
Trotz der Härte der Situation, die sich an manchen Stellen wirklich noch verschlimmert, sind alle unsere Priester in ihren verschiedenen Pfarreien und Einrichtungen geblieben, trösten die Menschen, leiden mit ihnen und geben ihnen Hoffnung. Auch Bischof George, der Bischof von Kumbo lässt nicht nach in seinen Bemühungen, die Diözese zu bereisen, selbst wenn dies bedeutet, dass er zu Fuß oder sogar mit dem Motorrad unterwegs sein muss.
Unsere Freunde und Partner der Diözese Limburg haben uns auf dem ganzen Weg begleitet und begleiten uns weiterhin. Sie waren da, um unsere Sorgen und unsere Freude zu teilen. Wir reisen gemeinsam als ein Volk, das sich zwar weit voneinander entfernt befindet, sich aber auf diesem Weg des Glaubens gegenseitig begleitet.
Sowohl Bischof Georg Bätzing als auch viele aus dem Bistum haben mehrere Schritte in Richtung der deutschen Regierung unternommen, um ihre Aufmerksamkeit auf die Geschehnisse in Kamerun zu lenken. Vor einigen Wochen besuchte der Bischof von Limburg mit einer Delegation die Menschen in Kamerun. Dies war ein großer Moment des Trostes und der Hoffnung für uns, die Menschen der Diözese Kumbo und Kamerun im Allgemeinen. Wir wurden erneut darin bestärkt, dass wir nicht allein leiden. Unsere Lieben sind bei uns.
Soweit die Worte von Father Paul.
Letztendlich gilt bei diesem vergessenen Krieg erst recht. Mein Hoffnung sie gilt Dir. Amen
Ulf Erdmann und Stefan Hecktor mit Unterstützung von Winni Montz und Father Paul Biya