In der heutigen Zeit engagieren sich viele Menschen in ihrer Gemeinde und Pfarrei. Sie tragen dazu bei, dass die Gemeinschaft enger zusammenwächst und wichtige Projekte umgesetzt werden können. In unserer Übersichtsseite "Blickwinkel" stellen wir Ihnen einige dieser engagierten Menschen vor. Sie erzählen uns von ihrem Engagement und stellen dabei ein besonderes Thema in den Fokus. Entdecken Sie, was kirchliches Engagement bedeuten kann und welche positiven Veränderungen es bewirken kann. Lassen Sie sich inspirieren von den Geschichten und Visionen, die in den Blickwinkeln zu finden sind.
Seelsorge ist meine Berufung. Menschen in den Gemeinden in Freud und Leid zu begleiten, dafür brennt mein Herz
Das hat mich vor 30 Jahren motiviert, den Beruf der Pastoralreferentin zu ergreifen. Seit dem hat sich manches verändert.
Mittlerweile ist mein Arbeitsschwerpunkt in der Pfarrei die Erstkommunion. Mit der Vorbereitung auf die Erstkommunion unterstützen wir die Eltern in den Gemeinden bei der religiösen Erziehung ihrer Kinder in ganz besonderer Weise. Für manche Familien ist die Erstkommunion der erste Kontakt zur Kirche seit langer Zeit. Es ist dabei spannend zu sehen, wie viele bunte Familien es in unseren Gemeinden gibt. Und es ist toll, dass diese Familien noch etwas von uns als Kirche erwarten, trotz all dem Schmutz und den Vertuschungen, die in den letzten Jahren ans Licht gekommen sind.
Die Zeit der Vorbereitung der Kinder ist auch eine gute Gelegenheit, mit den Eltern in Kontakt und ins Gespräch zu kommen. Elternabende und die Weggottesdienste bieten dafür Anknüpfungspunkte. Leider hat uns Corona in den letzten Jahren dabei total ausgebremst!
Mit Kindern über Gott zu reden und ihnen von Jesus zu erzählen ist immer wieder eine Herausforderung, auch in der Schule. Denn um komplexe Sachverhalte kindgemäß zu erklären, braucht es verstehbare Worte und Beispiele. Das klappt nur, wenn ich meinen Glauben ständig neu bedenke und versuche, ihn in einfache Worte zu fassen. Und es profitieren nicht nur die Kinder davon, wenn ihnen komplizierte Glaubensinhalte einfach erklärt werden! Dass dies möglich ist, ohne Wesentliches wegzulassen, das hat uns Jesus vorgemacht. Denn seine Botschaft damals wurde ja auch von den einfachen Leuten, von Fischern und Tagelöhnern gut verstanden.
Es freut mich, wenn ich merke, dass Kinder schon Glaubenserfahrungen mitbringen. Denn dann spielt der Glaube in der Familie noch eine Rolle. Aber es entmutigt mich auch nicht, wenn manche Kinder das Kreuzzeichen noch nicht kennen. Egal, mit welchem Hintergrund die Kinder kommen: Wir haben ihnen die weltbeste Botschaft mitzugeben: „Es gibt einen Gott, der dich lieb hat! Für den bist du wertvoll! Für den bist du wichtig! Er bleibt immer bei dir, egal was passiert. Und er ist sogar stärker als der Tod!“
Wenn es uns gelingt, dass bei den Kindern auch nur ein Körnchen dieser sensationellen Botschaft das Herz erreicht und dort hängen bleibt, dann haben wir diesen Kindern einen Schatz für ihr ganzes Leben mitgegeben!
Den Beruf der Pastoralreferentin habe ich gewählt, weil es als Frau die einzige Möglichkeit ist, mit einem vollen Theologiestudium als Seelsorgerin in der Gemeinde zu arbeiten.
Bislang hatte ich Glück mit den Pfarrern, die meine Vorgesetzten waren. Ich habe keine Verbote oder Ablehnung erfahren, weil ich eine Frau bin. Aus der Arbeit im Vorstand der Berufsgruppe der Pastoralreferent*innen im Bistum weiß ich allerdings, dass das nicht selbstverständlich ist!
Manche Frau in der Seelsorge ist entmutigt und desillusioniert! Generell gibt es viele Frauen, die von der Kirche enttäuscht sind. Sie wollen sich nicht mehr als Menschen zweiter Klasse fühlen. Manche kirchlichen Traditionen sind für Menschen des 21. Jahrhunderts einfach nicht mehr nachvollziehbar. Es gab Zeiten, in denen die Kirche eine Vorreiterrolle für die Gleichstellung aller Menschen inne hatte und hierbei Maßstäbe setze. Heutzutage höre ich von jungen Frauen den Vorwurf: „Die katholische Kirche ist die einzige große Organisation in Deutschland, die ungestraft Menschen aufgrund ihres Geschlechts diskriminieren darf. Und die das auch noch feiert!“ Das darf nicht so bleiben!
Deshalb ist z. B. der Synodale Weg, den die Kirche in Deutschland geht, so wichtig. Und auch der Umbau unseres Bistums aufgrund der Erkenntnisse der Missbrauchsstudie ist ein hoffnungsvoller Ansatz. Die Gruppe Maria 2.0 begleitet diese Entwicklungen wohlwollend-kritisch. Auch in unserer Pfarrei hat sich eine solche Gruppe gegründet. Ich befürworte das!
Die Kirche war zu Beginn ihres Entstehens eine Gemeinschaft, die eine große Strahlkraft besaß, weil in ihr weder der Stand noch das Geschlecht eine Rolle spielten. Jeder und jede konnte den Platz finden, der den Fähigkeiten und Begabungen entsprach. So soll es wieder werden!
Unsere Kirche muss einfach wieder genauso bunt und divers werden, wie es die Menschen waren, die damals mit Jesus durch Israel gezogen sind. Das waren Männer und Frauen, Zöllner, Fischer, ehemals Besessene und frisch Genesene.
Sie alle waren dabei, wenn Jesus verkündet hat: „Du bist von Gott geliebt, so wie du bist!“
Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Kirche von der Geistkraft Gottes geleitet den richtigen Weg ins 21. Jahrhundert finden wird. Und ich bin bereit daran mitzuwirken, an der Stelle, an der mich Gott hingestellt hat!
Bettina Ickstadt, Pastoralreferentin
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