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Blickwinkel

In der heutigen Zeit engagieren sich viele Menschen in ihrer Gemeinde und Pfarrei. Sie tragen dazu bei, dass die Gemeinschaft enger zusammenwächst und wichtige Projekte umgesetzt werden können. In unserer Übersichtsseite "Blickwinkel" stellen wir Ihnen einige dieser engagierten Menschen vor. Sie erzählen uns von ihrem Engagement und stellen dabei ein besonderes Thema in den Fokus. Entdecken Sie, was kirchliches Engagement bedeuten kann und welche positiven Veränderungen es bewirken kann. Lassen Sie sich inspirieren von den Geschichten und Visionen, die in den Blickwinkeln zu finden sind.

Wege entstehen, wenn wir sie gehen!

Ende September 2022 am Montag nach meinem Urlaub führt mich gegen 10 Uhr mein Weg in die Frühstücksstube der CaJo – Caritas St. Josef

                               Zuerst begrüße ich das Team, heute sind die Ehrenamtlichen zu viert. Sie arbeiten sehr eigenständig und ich kann mich auf die beiden Teamchefinnen voll verlassen.

Mit einem Kaffee setze ich mich zu den Gästen. Der erste fragt mich, ob es in diesem Jahr wieder die Weihnachtsbeihilfe der Stadt Frankfurt geben wird. Das hoffe ich doch sehr, viele warten schon auf diese Unterstützung; im letzten Jahr waren es 40,- €.

Dann lerne ich einen neuen Gast kennen: eine Rentnerin, die vor vier Wochen in der Fußgängerzone auf der Königsteiner den Flyer der Frühstücksstube bekommen hat. Es ist gut, dass das Team geworben hat, denn durch Corona hat die Zahl der Gäste stark nachgelassen. Ihr gefällt es bei uns und das ist das Wichtigste. Wie so viele hat sie nur eine sehr schmale Rente und die Begegnungen mit anderen im Gespräch beim Frühstück tun ihr gut.

Am Tisch daneben, treffe ich drei Männer, die ich ebenfalls noch nicht kenne. Sie stammen aus Rumänien und nur einer von ihnen spricht gebrochen Deutsch. Die Verständigung ist nicht einfach, aber es wird klar, sie sind offensichtlich obdachlos. Sie brauchen einfach alles: Geld, einen Ort zum Duschen, warme Kleidung, eine Unterkunft … Wir können nicht mit allem helfen. Immerhin: das Frühstück gibt es bei uns für 50 Cent – wer die auch nicht hat, wird nicht weggeschickt! Für Kleidung können wir auf den Second-Hand-Laden „Kleider am Alleehaus“ des Caritasverbandes verweisen.

Diesen Auftakt nach meinem Urlaub in der CaJo mit einer Reihe von kurzen aber dichten Gesprächen erlebe ich als sehr intensiv und bereichernd. Der weitere Verlauf des Tages nachher im Büro mit Telefonaten, Post und vielen Emails wird deutlich „trockener“ sein.

Die Caritas in Sankt Margareta ist für eine Pfarrei außergewöhnlich stark aufgestellt. Viele Ehrenamtliche engagieren sich in karitativen Projekten, wie Hilfenetz, Allgemeiner Sozial- bzw. Lebensberatung, Kleiderladen, HerausWagen, Wohnraum für Flüchtlinge, … und nicht zuletzt dem Caritasausschuss. Oft arbeiten wir in Kooperationen, z. B. mit dem Caritasverband Frankfurt oder der Frankfurter Tafel.

Auf diese Weise leben wir den christlichen Auftrag zur Nächstenliebe, der auch in der Gründungsvereinbarung unserer Pfarrei formuliert ist: „Mit allen Menschen guten Willens wollen wir gemeinsam eine friedliche Welt gestalten. … Wir wollen lebendige Zeichen der Liebe und Nähe Gottes sein. Mit der Haltung der Achtsamkeit und Wertschätzung begegnen wir allen Menschen in den Stadtteilen, unabhängig ihrer Lebenssituation, Religion und Herkunft.“ Mit meinem Arbeitsschwerpunkt Caritas fühle ich mich hier am rechten Platz und bin stolz darauf, was alles geleistet wird. Gerade hier kommt meine franziskanische Prägung zum Ausdruck.

Schon als Kind sollte ich aufgrund meines Doppelnamens entscheiden, wann ich meinen Namenstag feiern will. Ich las die Biographien von Franz von Assisi und Karl Borromäus und entschied mich für Franziskus! Damals konnte ich noch nicht ahnen, dass mich im Alter von 16 bis 19 die Jugendgruppe der Jungen Franziskanischen Gemeinschaft in Fulda entscheidend prägen würde. Dort erlebte ich eine gegenseitige Offenheit und lebendige Spiritualität, die sich am franziskanischen Ideal der Geschwisterlichkeit und Armut orientierte. Das kannte ich so vorher in meiner Heimatgemeinde nicht. Erlebnisse wie die Fastenwanderung in der Rhön in den Herbstferien, bei der wir uns nur mit Milch und Brot ernährten, oder die Assisi-Wallfahrt, bei der ich meinen 18. Geburtstag feierte, sind mir in Erinnerung geblieben und haben letztlich die Entscheidung reifen lassen, Theologie zu studieren und Pastoralreferent zu werden.

Heute liebe ich an meinem Beruf die Vielfältigkeit der Tätigkeiten. Nur selten mache ich drei Stunden am Stück das Gleiche. Die Koordination der Gemeinde St. Josef in Höchst ist vielschichtig und die Ökumene mit drei Konfessionen interessant. Mit engagierten Ehrenamtlichen zusammen zu arbeiten, macht Freude, sei es mit den Kirchenaufsichten in St. Justinus, in der Konferenz für Seniorenarbeit oder in der Öffentlichkeitsarbeit.

Es klingt vielleicht seltsam, wenn ich sage: „Ich mag Trauerfeiern.“ In Trauergesprächen profitiere ich bis heute von meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in der Telefonseelsorge während meines Studiums. Auch hat sich mein Blick auf Sterben und Tod irgendwie verändert, seit ich meine Eltern im Sterben begleiten durfte. Ich bin überzeugt: jede*r Verstorbene hat ihr*sein eigenes Charisma, das es zu würdigen gilt. Oft ermutige ich die Angehörigen trotz der Trauer stolz auf das zu sein, was sie in Zeiten langer Pflege geleistet haben.

Der Blick zurück auf 34 Berufsjahre als Pastoralreferent ist einfach. Der Blick voraus auf die Zukunft unserer Pfarrei Sankt Margareta hingegen schwierig. Es bleibt also spannend …

Franz-Karl Klug, Pastoralreferent


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