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St. Johannes Apostel hat im Patroziniumsgottesdienst am 27. Dezember 2019 Abschied genommen

Die Gemeinde St Johannes Apostel hat Abschied genommen von Margurit Aßmann – so, wie sie es sich gewünscht hat: in einem ganz normalen Gottesdienst, mit dem Pfarrer als Zelebranten und einer von ihr selber festgelegten Person für die Ansprache, keine Trauerreden aber ein Kondolenzbuch und danach ein Umtrunk. Alles war wie von ihr gewünscht und doch war nichts wie sonst.

Gemeinsam mit der Familie, Freunden, Bekannten, ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern der Caritas; Synodalen aus der Pfarrei Sankt Margareta, der Stadtkirche Frankfurt und dem Bistum Limburg; dem Pastoralteam und ehemaligen Pfarrern von St. Johannes, Arbeitskolleginnen und Ärzten aus dem Krankenhaus und vielen Unterliederbachern haben wir das Patrozinium unserer Pfarrkirche und Gemeinde gefeiert. Mehr als 500 Gottesdienstbesucher fanden am Abend sitzend und stehend Platz in der Kirche, noch dazu haben viele ihre Grüße und Gebetszusagen übermittelt, die nicht persönlich nach Unterliederbach kommen konnten oder verreist waren.
Die Kirche erfüllte eine ganz besondere Atmosphäre: Neben der Statue des Apostels stand die geschmückte Urne und ein Bild von Margurit Aßmann – sie war so ein letztes Mal mitten unter uns. Bei aller Trauer war nicht Verzweiflung, sondern Dank für ihr Leben und christliche Hoffnung zu spüren. Pfarrer Martin Sauer hat die Eucharistie gefeiert und in der Statio zu Beginn aufgezeigt, dass der Apostel und Evangelist Johannes (so das Patrozinium) auf das Kreuz Jesu Christi verweist und darüber hinaus auf die Welt, die es aus dem Evangelium heraus zu gestalten gilt. Eine solche Gestalterin war Margurit Aßmann: „Eine Frau, die mit engagierter Gelassenheit, kämpferischer Sehnsucht im Herzen und kritischer Treue die Kirche und die Menschen uneingeschränkt liebte“, so Pfarrer Sauer.
In der Ansprache zeichnete Stefan Krenzer – Gottesdienstleiter in St. Johannes und der Familie seit vielen Jahren eng verbunden –das Leben von Margurit Aßmann nach. Er erinnerte daran, dass sie, nach der Geburt von ihrer Mutter im Höchster Krankenhaus zurückgelassen, die ersten vier Jahre im Waisenhaus lebte. Als Pflegekind wurde sie dann von der Lehrerin Walli Kuhl angenommen, sie wuchs als ihre Tochter in Unterliederbach auf, putzen und kochen musste sie nicht. Fräulein Kuhl sorgte für gute Schulbildung in der Elisabethenschule in Hofheim. Manche Zurücksetzung konnte sie nicht verhindern. Warum Maggi niemals die Rolle der Maria im Krippenspiel übernehmen durfte, bleibt im Dunkel der Gemeindegeschichte verborgen. Sie wurde nach Ende der Schulzeit, ganz dem eigenen Wunsch entsprechend, im Hofheimer Krankenhaus der Dernbacher Schwestern in der großen Krankenpflege ausgebildet – und lernte dort als Patienten ihren späteren Mann Gerd-Reiner kennen. Die Familie mit ihren drei Kinder, den Schwiegerkindern und Enkeln war der Mittelpunkt ihres Lebens. Das Haus an der Gotenstraße wurde immer mehr zentrale Anlaufstelle: die Haustür stand Hilfesuchenden offen, die Garage füllte sich seit Jahren mit Gaben von Spendern, im Garten wurde gefeiert. Ihr caritatives Engagement griff weit über Unterliederbach hinaus. Stefan Krenzer führte das Zeugnis dieses Leben zusammen: „Ihr Urvertrauen war nicht zu erschüttern. Sie ging auf in der Liebe zu ihren Mitmenschen und in ihrem Vertrauen auf Gott. Einer ihrer Kernsätze war: ‚Gott tut nichts als fügen‘“.
Der Gottesdienst endete wie bei jedem Patrozinumsfest mit dem Verkosten des gesegneten Weins und dem gegenseitigen Wunsch: „Trinke die Liebe des Heiligen Johannes“. Von dieser Liebe hat Margurit Aßmann empfangen und weitergeschenkt – das wurde beim anschließenden Empfang auf dem Kirchvorplatz ganz deutlich. In den Erzählungen von Begebenheiten wurde nochmals sichtbar, was sie ausgezeichnet hat: die unbedingte Zuwendung zu den Menschen – unabhängig von ihrem Rang, ihrer Stellung und der öffentlichen Meinung: Da nahm sie eine in Not geratene Frau oder eine Flüchtlingsfamilie genauso wichtig, wie den Ortspfarrer oder den Bischof von Limburg. Sie hat in allen immer zuerst den Menschen gesehen und ist dann für Wahrheit und Gerechtigkeit eingetreten, gelegen oder ungelegen. Kaum einer kann sich vorstellen, dass „die Königin des Netzwerks“ nicht mehr in der Kirche bei den Vermeldungen aufsteht, einfach das Wichtigste noch von ihrem Stammplatz hinten links ruft oder auf der Straße Menschen mit Rat und Tat in den Dramen des täglichen Lebens zur Seite steht und praktikable Lösungen sucht.
Der gewünschte „Umtrunk“ war ein großes Wiedersehen von Weggefährten und ein gemeinsames Erinnern – aus dem neue Ideen entstanden. Für das leibliche Wohl war gesorgt: Glühwein und Orangen-Mango-Punsch (wie beim Stand des Netzwerks der Frankfurter Eine-Welt-Gruppen auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt), selbstgemachtes Popcorn süß und salzig (wie bei der Herbergssuche in Aßmanns Garten) sowie Laugengebäck und leckere Häppchen (bewährt von Edeka Lich aus Unterliederbach). Und zum Abschluss haben wir – wie immer – einen Ramazzotti getrunken, da war Margurit Aßmann in Erinnerung ganz bei uns. Gegen Mitternacht gingen die letzten Gäste und das Organisationsteam nach Hause, alles war fertig abgebaut, gespült und aufgeräumt. Den vielen Ehrenamtlichen, die so unkompliziert zugepackt und dazu beigetragen haben, dass alles so einladend und gastlich sein konnte, sei ganz herzlich Dank gesagt!

Für den Ortsausschuss der Gemeinde St. Johannes Apostel
Dr. Barbara Wieland

Bilder: Stefan Hecktor, Bernhard Mühlberger

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