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Wehe dem, der allein ist

„Wehe dem, der allein ist!“ - Eine Familiengeschichte
Mein Großvater Ernst Seidenberger. Münchner Rechtsanwalt in der NS-Zeit

Im Rahmen der Ausstellung „Vielfältig verbunden“ lädt die Pfarrei Sankt Margareta ein zu einer Autorenlesung mit dem Wiesbadener Autor Peter Neumaier am Freitag, 16.09. 2022 um 18:00 Uhr in der Sossenheimer Kirche St. Michael.

In dem Buch „Wehe dem, der allein ist“ recherchiert der Autor die Lebensgeschichte seines Großvaters, des Münchner Rechtsanwalts Ernst Seidenberger.

Ernst Seidenberger entstammte einer alten jüdischen Familie. Er verspürte jedoch früh den Wunsch, sich von seiner jüdischen Herkunft abzugrenzen und in die „deutsche Gemeinschaft“ zu streben. Er konvertierte zum katholischen Glauben. 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger. In den 1920er Jahren vertrat der erfolgreiche Anwalt u.a. den Schriftsteller Oskar Maria Graf. Die Ereignisse des Jahres 1933 setzten eine tiefe Zäsur im Leben und nationalkonservativen Weltbild von Ernst Seidenberger.

Mit dem Aufstieg und der Herrschaft des Nationalsozialismus wird ein erschütterndes, aber auch exemplarisches Protokoll der zunehmenden Vereinsamung infolge der eskalierenden Entrechtung und Verfolgung erzählt. Berufsverbot, Scheidung von seiner „arischen“ Frau, Zwangsarbeit und Tätigkeit als „Konsulent“, in der ihm nur noch die rechtliche Vertretung jüdischer Mandanten erlaubt war, bildeten die Stationen seiner gesellschaftlichen Isolierung. Getrennt von Familie, Beruf und Mitmenschen  folgte die Deportation nach Theresienstadt. Ernst Seidenberger überlebte.

Der Autor wird in seinem Vortrag auch die neu recherchierte Geschichte seiner Großmutter väterlicherseits, Karoline Rosenmann einbeziehen. Die Rosenmanns waren typische Landjuden, die nach der Vertreibung aus fast allen großen Städten über Jahrhunderte das jüdische Leben in Deutschland prägten. Ende des 19. Jahrhunderts verließen die Rosenmanns ihr kleines unterfränkisches Dorf und zogen nach München. Die Auflösung des Landjudentums und die Verfolgung durch die Nationalsozialisten kennzeichnen das dramatische Schicksal auch dieser Familie.

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 In einer mit Bilderm begleiteten Lesung u. a. von Briefen und anderen Dokumenten Seidenbergers, stellt der Autor das Leben und die Verfolgungsgeschichte seines Großvaters und der Familie Rosenmann vor.

Es besteht die Möglichkeit zur Diskussion und zum Gespräch mit dem Autor, ebenso zum Besuch der Ausstellung „Vielfältig verbunden“. Herzliche Einladung in die Kirche St. Michael – Freitag, 16.09.2022 um 18:00 Uhr.

 

Armin Kopp, Bildungsausschuss der katholischen Pfarrei Sankt Margareta

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