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Sankt Margareta Frankfurt

Margaretengottesdienst am 20. Juli

Einen in mehrfacher Hinsicht besonderer Gottesdienst

Einen in mehrfacher Hinsicht besonderen Gottesdienst zum Patronatstag der Pfarrei erlebten die Teilnehmenden aus allen fünf Gemeinden unserer Pfarrei sowie Gäste am 20. Juli in der Pfarrkirche St. Justinus.

Die Heilige Margareta und ihr Schicksal als Opfer grundloser und brutaler Macht- und Gewaltausübung von Männern inspirierte vier Frauen aus der Gemeinde St. Bartholomäus zu beeindruckenden Statements zur heutigen Lage der Frauen in der katholischen Kirche. In ihren Statements (siehe unten) wiesen sie darauf hin, dass im Jahr 2023 (!) die Männer in den Führungsetagen unserer Kirche ihre Macht missbrauchend weiterhin verhindern, dass Frauen ihre Berufung leben und Zugang zu den Dienstämtern der Kirche erlangen können. In ihren Berichten beschrieben sie ihre eigenen Erfahrungen, wie sie faktisch als „Menschen bzw. Christ*innen zweiter Klasse“ behandelt wurden und immer noch werden, ein Zustand, der angesichts der Worte und des Handelns Jesu den Frauen gegenüber als unverständlich und unangemessen gekennzeichnet wurde. Zudem wurde aufgezeigt, dass wissenschaftlich erwiesen und unstrittig ist: Frauen haben Leitungsfunktionen in der frühen Kirche wahrgenommen. Warum wird ihnen das in der Kirche im 21. Jahrhundert immer noch verwehrt?

MAR Patronatsfest 2023 07 21 203835Der Kirchenchor „Cäcilia“ Zeilsheim bereicherte den Gottesdienst mit wunderbar klang- und stimmungsvollen Gesängen. Bernd Pichelmann leitete den Chor und begleitete auch am Flügel die Gemeindegesänge sowie das im letzten Jahr von Armin Kopp komponierte „Margaretenlied“ unserer Pfarrei. Näheres zu diesem Lied und seinem Text, der die Margaretenlegende aufgreift und in die heutige Zeit hinein deutet, finden Sie in der Broschüre „Ein Lied für Margareta“. Sie liegt in den Kirchen aus und ist auch auf der Pfarrei-Homepage zu finden.

Im Anschluss an den Gottesdienst hatte die Gemeinde Zeilsheim einen kleinen Imbiss ausgerichtet. Bei diesmal angenehmen Temperaturen und ohne Gewitter kamen die Gottesdienstteilnehmenden noch „gemeindeübergreifend“ ins Gespräch.

Michael Ickstadt, Pastoralreferent

 

Statement 1

Schon als Kind und Jugendliche und erst recht als erwachsene Frau hat mich immer beeindruckt, wie unbefangen Jesus mit den Frauen umgegangen ist. Denken wir beispielhaft an die Frau am Jakobsbrunnen, die Ehebrecherin, die gekrümmte Frau, Maria Magdalena und viele mehr. Er nahm die Frauen ernst und hat Jüngerinnen gleichberechtigt in seine Gefolgschaft aufgenommen. In der damaligen Zeit, wo Frauen keine oder wenig Rechte hatten, war dies schon etwas Besonderes.  Bei Jesus  waren die Frauen gleichberechtigte Zeuginnen, gerade unter dem Kreuz finden wir die Frauen, die ihm beistehen und es sind die Frauen, die die Auferstehung verkündigen.

In unserer Kirche hat dies bis heute keine Konsequenzen, dabei gibt es im Laufe der Geschichte viele Frauen, die die Kirche geprägt haben: Teresa von Avila, Hildegard von Bingen, Madeleine Delbrèl, Edith Stein, hl.Clara und sehr viele mehr. Aspekte von Jesus Leben haben diese Frauen für sich entdeckt und ihr Leben danach ausgerichtet, mit allen Konsequenzen. Es ist für mich schwer zu verstehen, dass Frauen in ihrem Dasein, mit ihren Vorstellungen und Begabungen nach wie vor in der Kirche keine Weiheämter erhalten und oft nicht anerkannt werden. Es geht dadurch so viel großartiges Potenzial verloren, und viele Frauen erfahren tiefe Verletzungen, weil sie nicht den Platz in der Kirche einnehmen konnten, den sie in sich spüren.

Statement 2

Es sind die starken Frauen, die uns immer wieder begegnen, die Jesus begleiten, die ihm nachfolgen, die seine Lehre verbreiten.

Da ist Maria, erwählt, Gottes Sohn zur Welt zu bringen. Sie, eine einfache Frau aus dem Volk wurde zur Mutter Gottes! Eine Frau hat so der Welt den Erlöser geschenkt.

Da sind die Frauen am Grab, die am Ostermorgen als erste die frohe Botschaft vernahmen, dass Jesus auferstanden ist. Sie waren es, die diese frohe Botschaft weitertrugen.

Da ist die Hl. Lydia, Purpurhändlerin und wohl gut situierte Frau in Philippi, die sich von Paulus taufen ließ und so zur ersten Christin Europas wurde. Sie öffnete ihr Haus für die christliche Gemeinde als Versammlungsort und übernahm die Aufgaben der Gemeindevorsteherin. So entstand die erste christliche Gemeinde Europas.

Mich begeistert die Anerkennung, die den Frauen im frühen Christentum zuteilwurde, die Selbstverständlichkeit, mit der sie tätig sein konnten und, dass Gott selbst eine Frau ausgesucht hat, um seinen Heilsplan zu verwirklichen. Wie konnte es da geschehen, dass die katholische Kirche die Rolle der Frauen so sehr einschränkt?

Schmerzhaft erinnere ich mich an meine Kindertage, als ich nach der Erstkommunion, im Gegensatz zu meinen Freunden, keine Messdienerin werden durfte. Denn damals waren Mädchen am Altar noch verpönt. Ich konnte einfach nicht verstehen, was an Mädchen falsch sein sollte, weshalb sie diesen Dienst nicht übernehmen durften.

Damals, bis hin zum jungen Erwachsenenalter, entwickelte sich bei mir ein Bild von Kirche, in dem Frauen nur Hilfsdienste leisten durften, die vorrangig mit tugendhafter, haushaltlicher Tätigkeit verbunden waren. Lediglich Gemeindeschwestern oder Religionslehrerinnen begegneten mir in der Kinder- und Jugendarbeit.

Auch wenn sich dieses Bild von Kirche inzwischen bei mir gewandelt hat, spätestens, seit ich vor knapp 40 Jahren erstmals in der Erstkommunionkatechese tätig war und mich seit beinahe genauso langer Zeit in synodalen Gremien engagiere, so sehe ich Frauen doch noch immer als benachteiligt an, so zu sagen als Christinnen zweiter Klasse. An dieser, meiner Meinung, wird sich nichts ändern, solange Frauen der Zugang zu allen kirchlichen Ämtern verschlossen bleibt.

Messdienerinnen dürfen nun schon lange ihren Dienst am Altar verrichten, obwohl „Rom“ zwischenzeitig versucht hatte dies wieder zu unterbinden, was aber am Widerstand Vieler scheiterte.

Seit vielen Jahren sind Frauen hauptamtlich als Gemeinde- oder Pastoralreferentinnen in den Gemeinden und Pfarreien tätig oder als ehrenamtliche Laiinnen mit Beauftragung. Doch wie sie ihre Tätigkeiten in der Seelsorge und Verkündigung umsetzen und ausführen können, hängt vom „Good Will“ des zuständigen Klerus ab.

Da haben Frauen hier in unseren Gemeinden der Pfarrei Sankt Margareta Glück. Seit Jahrzehnten erfahren sie hier im Rahmen des Möglichen und manchmal auch Unmöglichem Unterstützung. Gemeinsam müssen wir – als starke Frauen – dafür kämpfen, dass diese Unterstützung allen Frauen zuteilwird. Die Verantwortlichen in Rom müssen endlich erkennen, welche Schätze der Kirche verloren gehen, solange Frauen ausgeschlossen sind!

Noch zu erleben, dass dies geschieht und Frauen Zugang zu allen kirchlichen Weiheämtern erhalten, wage ich aber nicht zu hoffen …

Statement 3

Meine Erfahrungen mit der Kirche gründen hauptsächlich auf mein Leben in unserer Zeilsheimer Gemeinde.

Ich habe mich dort immer gut aufgehoben gefühlt und meinen engen Freundeskreis habe ich auch genau dort gefunden. Das verbindet uns sehr und macht mich glücklich.

Wir hatten hier – zumindest in meiner Erinnerung – immer Ortspfarrer, die die Frau am Ambo oder Altar respektiert und unterstützt haben und es war eigentlich nie ein Problem, wenn von Frauen gepredigt oder Gottesdienste gehalten wurden.

Auch die vielen Gruppierungen und Ausschüsse wären ohne uns Frauen doch undenkbar – da wurden mir keine Steine in den Weg gelegt nur aufgrund meines Geschlechts. Und ich glaube und hoffe, das empfinden viele hier so.

Aber ich weiß, so gut und akzeptiert geht es in der katholischen Kirche wirklich nicht überall zu.

Wann wird man auch in Rom bzw. bei den Verantwortlichen im Klerus einsehen, dass es ohne uns Frauen nicht geht? Dass wir das Fundament sind? Dass wir mit unseren Ideen, unserer Sicht der Dinge immer eine Bereicherung sein werden? Ich weiß nicht, ob ich das noch erleben darf …

Statement 4

Kirche bedeutet für mich in erster Linie Gemeinschaft. An der ehrenamtlichen Arbeit gefällt mir, dass man mit den verschiedensten Menschen zusammenkommt: Menschen unterschiedlichen Alters, aus unterschiedlichen Familien, aus unterschiedlichen sozialen Schichten,… Menschen, mit denen man im Alltag vielleicht nicht viel gemeinsam hätte, sich hier aber zusammen für eine Sache engagiert.

Dabei wird meiner Wahrnehmung nach nicht zwischen Männern und Frauen unterschieden – oft sind Männer hier ja auch in der Unterzahl. Die Arbeit an der Basis wird größtenteils von Frauen gewuppt.

Auch hauptamtliche Frauen waren und sind keine Ausnahme. Daher ist es verwunderlich und schlichtweg inkonsequent, dass Frauen der letzte Schritt, die Weihe zur Priesterin, verwehrt wird.

Wie soll ich das meinen drei Jungs im Teenageralter erklären?

In der Vorbereitung dieses Gottesdienstes habe ich sie nach ihrer Meinung zu dem Thema gefragt: Die Antwort war ein Schulterzucken und ein „Ich glaube das ist so, weil es schon immer so war “. Sie sagten aber auch: Das ist doch Quatsch, schließlich machen die Frauen die ganze Arbeit und die machen das ja auch richtig gut. Da sollten sie auch die Wandlung machen dürfen. Anmerkung von mir: dabei hatten sie wohl ihre Erstkommunionvorbereitung im Kopf, bei der abgesehen der Wandlung im Erstkommuniongotttesdienst alles von der Pastoralreferentin gemacht wurde.

Diese Aussage macht mir Mut – es ist doch ein kleiner Erfolg, wenn für die nächste Generation Frauen als Priesterin eine Selbstverständlichkeit sind und es bleibt zu hoffen, dass die Bemühungen der KämpferInnen von Maria 2.0. irgendwann ebenfalls von Erfolg gekrönt sein werden.

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