ausBlick April 2021 - Grußwort
Mut und Vertrauen
Liebe Mitchristen
Haben Sie schon mal über den Tod nachgedacht? Wenn Sie diesen ausBlick in den Händen halten, feiern wir Ostern; haben wir die Kartage hinter uns gebracht, Tage, die uns mit Leid und Tod direkt konfrontieren. Aber Jesu Leid und Sterben ist weit weg. Es wird uns ja nur erzählt. Da kann man quasi als Zuschauer unberührt gegenüberstehen. Der Tod hunderter Menschen hingegen, der uns täglich wie Lottozahlen mitgeteilt wird – mit dem uns die Pandemie konfrontiert – ist real, er schockiert uns, wühlt uns auf. Der reale Tod berührt uns bis in unser tiefstes Innerstes selbst.
Die Zahlen, vielleicht kennen wir sogar an Covid gestorbene Menschen, bringt unsere bisher so selbstverständliche Sicherheit vor dem Tod ins Wanken. Bin ich vielleicht die/der nächste Covid-Tote, wenn ich mich nicht ausreichend zurückziehe und schütze? Unsere ganze schöne abgesicherte Welt, in der wir die Gedanken an den Tod gut verdrängen können, bricht wie ein Kartenhaus zusammen. Plötzlich hilft unsere Medizin nicht mehr, wir stellen fest, unsere ganzen Versicherungen gegen Krankheit und Leid in einem vom natürlichen Zyklus des Lebens entfremdeten Denken und Leben zählt nicht mehr. In panischer Angst vor dem Natürlich-Unausweichlichen ziehen wir alle Register, die uns die Politik und die Medizin geben, um ja unsere physische Existenz nicht zu verlieren. Wir reduzieren Kontakte, wo es nur geht, machen einen Lockdown nach dem nächsten und steigern uns in eine Thanatophobie – eine übersteigerte Angst vor dem Tod. Und verlernen dabei, was das von Gott gegebene „Leben“ in seiner ganzen Fülle ist. Und noch etwas scheinen wir schon verloren zu haben: das Vertrauen in Gottes österliche Kraft und Gegenwart, die uns „eigentlich“ alle Angst nehmen sollte. – Und den daraus resultierenden Mut, unser Leben wieder in die Hand zu nehmen.
Jesus scheint am Ölberg auch das Vertrauen in seinen Vater verloren zu haben. Aber offensichtlich spürt er doch, dass sein Vater ihn hält, auch wenn er ihn gerade im Angesicht des nahen Todes nicht spürt. So fasst er gestärkt Mut für den ihm vorgezeichneten Weg, geht seinen Peinigern und Mördern entgegen und erleidet den Kreuzestod. Und dann: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Ein hilfloser Schrei, menschlicher geht es nicht. Ist es auch unser Schrei?
Vielleicht lässt sich unser aus dem Lot geratenes Verhältnis zum Tod wieder auf eine natürliche Basis stellen. Philosophin Thea Dorn gibt in ihrem Buch „Trost – Briefe an Max“ eine Hilfestellung – eine goldene Brücke: Welt, gib uns die technologisch-medizinischen Mittel, gegen Krankheit und Tod zu kämpfen, die Seelengröße, Krankheit und Tod hinzunehmen, und die Weisheit zu erkennen, wann es zu kämpfen, wann es hinzunehmen gilt.
Und Ostern gibt uns Christen darüber hinaus erst recht die Kraft und diese Weisheit, genau das zu tun: Gott wieder Vertrauen zu schenken in unserer hilflosen Situation und den Mut zu haben, unser Leben unter seinem Schutz mutig und vertrauensvoll mit aller Fülle unseres Seins wahrzunehmen – und zu leben.
Frohe und gesegnete Ostern
Stefan Abel, PGR-Vorsitzender