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ausBlick Juli 2021 - Grußwort

In der Alltäglichkeit unserer kirchlichen Routinen droht das, worum es geht, zu verdunsten: die Gottsuche.

In dem Buch „Gott“ (Herder), fand ich diesen gottsuchenden Text der Lyrikerin Ulla Hahn, den ich Ihnen als Impuls empfehle:

Ist was? frag ich die Freunde
wenn sie ihn sehen über meinem Schreibtisch
den Mann den jeder kennt
den ernsten Mann am Kreuz
den noch keiner lächeln sah

Wie sie da gucken die Freunde (ein bisschen verlegen)
und die Schultern zucken (etwas mitleidig)
Ist was? frag ich
Dann fragt niemand weiter

Einzelkind (was den Vater angeht) reichlich Halbgeschwister
Machte sich aber nicht viel aus Familie (kleine Verhältnisse Adoptivvater Zimmermann aufm Dorf)
Kehrte ihr bald den Rücken (säte nicht erntete nicht und sein himmlischer Vater ernährte ihn doch) schlug sich als Wunderheiler durch
mit einem großen Herzen für die kleinen Leute und einer forschen Lippe gegen die da oben (Ihr sollt Gott mehr gehorchen als den Menschen)
Aufsässig furchtlos eigensinnig praktischer Arbeit abhold

Den hab ich geliebt wenn ich die Mutter mundtot machte mit Lukas:
nicht die hauswirtschaftende Martha
vielmehr Maria zuhörend von Jesu gefesselt habe „das Bessere“ erwählt
und mich mit göttlichem Segen in meine Bücher vergrub

Hab das gottschlaue Lieben verlernt bei den Weiden am Rhein unter menschlichen
Lippen- und anderen Zärtlichkeiten
So viele Vaterunser der Reue und Buße
Vergebene Liebesmüh

Mein Kinderheld fuhr in den Himmel auf Ich blieb unten
Da bin ich noch
Manchmal aber lese ich wieder in seinen alten Briefen
(die von den vier Kurieren überbrachten)
oder besuch ihn bei sich zu Haus
(Mit Brot und Wein Musik und Kerzenschein)
Dann frag ich ihn Wofür das alles? Dein Leben Leiden Sterben

Für den der fragt sagt er und lächelt
befreit von seinem Kreuz
nimmt mich in seine Arme
flüstert mir ins Ohr: Irgendwann stell ich dich meinem Vater vor.
Lass dir Zeit. Ich kann warten.
Und meine Freunde?
Bring sie doch mal mit.
Auch Miriam, Fatima und Ali.
In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen.
Und mit fünf Broten und zwei Fischen krieg ich alle satt.

Dr. Karl-Josef Schmidt

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