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Frauenpredigt 2022

Am 11. September predigte Pastoralreferentin Betttina Ickstadt in St. Bartholomäus und St. Johannes Apostel. Die Frauenpredigt 2022 ist nachfolgend lesbar.

20220118 JustinusportalIch begrüße Sie heute am 11. September zum Gottesdienst hier in St. Bartholomäus/ St. Johannes. Der 11. September ist immer noch ein denkwürdiger Tag, auch wenn in den Medien zur Zeit der Tod der Queen den ersten Platz einnimmt!

Außerdem ging gestern die 4. Vollversammlung des Synodales Weges zu Ende. Aber der Grund weshalb ich heute im Gottesdienst die Ansprache halten werde, ist die Frauenpredigtwoche im Bistum Limburg Gestern haben wir sie im Frankfurter Dom eröffnet.

Der heutige Sonntag liegt auch zwischen zwei Marienfeiertagen. Deshalb habe ich mir auch ausnahmsweise erlaubt, den Evangelientext von Morgen, also Montag, den 12. September dem Gedenktag „Mariä Namen“ als Grundlage für meine Ansprache zu nehmen.

Den Evangelientext Lk 15,1-32 vom verlorenen Schaf und der verlorenen Drachme, der heute eigentlich gelesen werden sollte, empfehle ich Ihrer eigenen Lektüre.

 

Frauenpredigt 2022 (zu: Lk 1.39-56)

Die Textstelle des heutigen Evangeliums ist vielen von uns geläufig. Wir wissen was ihr voraus ging. Maria hatte gerade von einem Boten Gottes erklärt bekommen, dass sie schwanger ist und den Sohn Gottes auf die Welt bringe wird.
Wir wissen, wie es anfing und wir wissen, wie es weiter ging. Die Stelle ist uns so bekannt, dass wir das Prekäre der damaligen Situation gar nicht mehr so richtig wahrnehmen!

Denn Maria befand sich damals in einer extrem unangenehmen Situation!
Sie ist schwanger. Und das Kind ist nicht von ihrem Verlobten. Josef weiß nicht, von wem das Kind ist. Sie scheint nicht mit ihm darüber gesprochen zu haben. Er will die Verlobung in aller Stille lösen und Maria „frei“ geben. In den Augen der damaligen Welt wäre sie damit eine Schwangere ohne Ehemann, das Kind ohne Vater. Wie wäre es ihr und dem Kind ergangen, wenn das publik geworden wäre? Hätte ihr irgendjemand geglaubt, dass das Kind von Gott ist?

Welche Gefühle könnte diese Situation bei Maria ausgelöst haben? Vielleicht haben Sie ja selbst schon einmal eine ähnliche Erfahrung in der Familie erlebt? Dann kennen sie das Gefühlschaos zwischen Stress, Angst und Ohnmacht. Da ist die Sorge um die Zukunft und die bange Frage: „Wie soll das alles weitergehen?“ Gefühlt verliere ich die Kontrolle über mein Leben. Die Unsicherheit ist groß. Das alles sind ganz natürliche Reaktionen in einer solchen Situation. Und es sind Gefühle, die wir selbst aus anderen Zusammenhängen ja auch kennen.

Wie steht es mit Maria? Sie reagiert anders, als erwartet. Da ist nichts von Unsicherheit, Angst oder gar Panik zu spüren. Sie scheint sich keine großen Sorgen zu machen. Denn sie hat ein grenzenloses Gottvertrauen. Sie weiß, Gott hat ihr eine Aufgabe zugedacht und er wird sie dabei nicht alleine lassen. Wahrscheinlich hat sie selbst keine genauen Vorstellungen, wie es weiter gehen wird. Sie lässt sich einfach von Gott leiten. Sie vertraut auf ihn. Er wird alles zum Guten bringen. Und so geht sie frohen Mutes ins judäische Bergland, um ihrer Verwandten Elisabeth bei der Geburt ihres ersten Kindes im Haushalt zu helfen.

Elisabeth erkennt schon beim Hereinkommen, dass Maria schwanger ist. Klar! Sie kennt die Symptome einer Schwangerschaft gut. Schließlich hatte sie ja selbst jahrelang auf eine Schwangerschaft gehofft und gewartet! Werden die beiden Frauen jetzt gemeinsam überlegen, wie sie Maria aus der prekären Lage heraus helfen können? Werden sie zusammen weibliche Intrigen schmieden, um eine Lösung zu finden, wie mit dieser ungebührlichen Schwangerschaft umzugehen ist?

Nein! Weit gefehlt! Die beiden freuen sich. Sie feiern die Schwangerschaft und sie feiern das Kind! Auch Elisabeth hatte ja schon gute Erfahrungen damit gemacht einfach auf Gott zu vertrauen. Und so singt Maria sogar ein Loblied auf dieses Kind. Sie ist davon überzeugt: Das, was hier passiert, ist gottgewollt. Gott ist an meiner Seite. Gott liebt mich. Er wird alles zum Guten führen.

Fast ein bisschen übermütig sagt sie: „[Gott] vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind. Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.“ Meint sie damit vielleicht auch die Menschen, die hochmütig „nach den Buchstaben des Gesetzes“ und „laut der bestehenden Tradition“ eine solche Schwangerschaft verurteilen würden? Maria ist überzeugt: All den Ohnmächtigen und Machtlosen wird Gott Recht verschaffen!
Wir heute wissen natürlich, dass die Sache für Maria gut ausgegangen ist. Das konnte Maria damals aber noch nicht mit Sicherheit wissen! Trotzdem bleibt sie unbekümmert, fröhlich und gelassen. Eine ungewisse Zukunft kann sie nicht entmutigen, denn sie ist überzeugt: Das, was ich tue, ist gut und richtig, egal was andere denken! Und so ging sie mutig Schritt für Schritt den Weg weiter, den ihr Gott gewiesen hatte.
Wow! Was für eine starke selbstbewusste junge Frau! Was für ein Gottvertrauen!

Diesen Mut und dieses Gottvertrauen wünsche ich auch uns Frauen in der katholischen Kirche. Gott ist an unserer Seite. Das wissen wir von Jesus, der ja immer wieder Grenzüberschreitungen zu Gunsten der Frauen begangen hat. Für ihn waren sie gleichwertige Gesprächspartnerinnen. Deshalb sollten und können wir als Christinnen selbstbewusst und mutig sein.
Wenn wir spüren, dass Gott an unserer Seite ist, dann brauchen wir nicht zu zögern und zu zaudern. Wir können unserem Gespür trauen und wie Maria unbekümmert und mutig den Weg gehen, den Gott uns gewiesen hat.

Tatsächlich werden auch heute immer noch viele Frauen in der Kirche klein gehalten und dass nicht etwa nur in fernen Ländern, sondern leider auch in deutschen Bistümern und sogar in manchen Pfarreien hier in unserem eigenen Bistums.
Aber Gott ist auf der Seite der Schwachen, so, wie es Maria in ihrem Loblied bei Elisabeth besingt. Und deshalb ist Gott auch auf der Seite der Frauen, die sich ohnmächtig und mutlos fühlen.

Dieser Kirche wird etwas ganz Entscheidendes fehlen, wenn sie die Frauen verliert. Und das wird sie, wenn sich nichts ändert. Schon jetzt ziehen sich viele Frauen frustriert in die innere Emigration zurück. Das kann nicht im Sinne von Jesus sein! Er würde sich die katholische Kirche bunt und vielfältig wünschen, genauso bunt, wie die Gruppe von Menschen, die ihn damals in Israel begleitet hat. Das waren Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebenssituationen. Das Geschlecht dieser Menschen hat dabei für Jesus wohl keine Rolle gespielt. Und deshalb sollte unsere Kirche bunt und divers sein. Auch wenn das eine Minderheit der deutschen Bischöfe nicht wahrhaben will.

„Ich bin von Gott geliebt.“ Das bekommt jeder und jede* von uns in der Taufe von Gott zugesagt. Dass alle Menschen ob männlich, weiblich oder divers in der Kirche durch die Taufe die gleiche Würde und die gleichen Rechte haben, daran erinnert uns Maria mit dem Taufschal.

Es ist eine Aktion der Gruppe Maria 2.0 hier in Margareta. Sie läuft in der Zeit von Maria Geburt am 8. September bis zu Mariä Namen am 12. September. 

Maria wird als „Himmelskönigin“ verehrt. Sie war eine Prophetin und sie hat die Apostel gelehrt. All das ist in der kirchlichen Tradition in Wort oder Bild überliefert. Mit den Aposteln hat sie am Pfingsttag die Heilige Geistkraft empfangen. Damit ist sie eine Christin der ersten Stunde. Wenn wir Maria deshalb einen Taufschal umlegen, machen wir damit nur von außen deutlich, was von innerlich schon lange gegeben ist.

Gemeinsam mit Maria haben wir alle von Gott den gleichen Auftrag als Getaufte: An der Verwirklichung des Reiches Gottes in dieser Welt mitzuwirken. Das heißt: Wir haben den Auftrag den Willen Gottes nach bestem Wissen und Gewissen in dieser Welt zu Gehör zu bringen und umzusetzen. Wir haben als Getaufte die Aufgabe, den Menschen von Gott zu erzählen und den Glauben in dieser Welt lebendig zu halten.

Und deshalb ist es unsere Aufgabe nicht die heilige Asche zu hüten, sondern die lebendige Flamme des Glaubens weiterzugeben!

Und deshalb werden wir diese Kirche gemeinsam verändern müssen, Schritt für Schritt. Wenn wir uns an Maria ein Beispiel nehmen wollen, dann tun wir dies fröhlich, unbekümmert und mit großem Gottvertrauen. Amen.

Quelle: Frauenpredigt 2022, Pastoralreferentin Bettina Ickstadt, St. Bartholomäus / St. Johannes Apostel am 11.09.2022

 

Für weitere Informationen zur Aktion "Maria trägt einen Taufschal" auf unserer Homepage, bitte hier klicken.

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