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Wegkreuze

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Zu den oft nur wenig beachteten Denkmälern in unserer Gegend zählen Bildstöcke und Wegkreuze, die als sichtbarer Ausdruck der Frömmigkeit fast ausschließlich in den Orten - wie auch in Zeilsheim - gesetzt wurden, die bis 1802/03 zum Mainzer Kurfürstentum gehörten.

Wegkreuze und Bildstöcke sind die Hauptformen sakraler Flurdenkmäler. Während in Franken und im Fuldaer Raum der Bildstock die häufigste Form ist, sind in unserer Gegend die Wegkreuze weitaus am zahlreichsten vertreten.

Die heute in unserer Gegend vorhandenen Bildstöcke und Wegkreuze wurden im 16. Jahrhundert bis in unsere Zeit gesetzt. Überwiegend stammen sie aus dem 18. und 19. Jahrhundert und sind ein Spiegelbild der Volksfrömmigkeit ihrer Entstehungszeit. Sie sollen den Vorübergehenden an die Allgegenwart Gottes erinnern und an die Vergänglichkeit des Lebens mahnen. Als Erfüllung für ein in der Not gemachtes Versprechen oder zum Dank für erhaltene Hilfe, besonders für eine glückliche Heimkehr aus dem Krieg, bot sich die Aufstellung eines Kreuzes oder Bildstockes an. Ihre aussagereichen Inschriften geben oft Hinweise auf bestimmte Heilige und deren Verehrung und vermitteln zusammen mit den Andachts- oder Widmungsformeln Einblicke in das religiöse Denken und Fühlen der Stifter. Auch dienen manche Wegkreuze, prächtig zu Altären geschmückt, bis zur Gegenwart als Stationen bei Prozessionen und Bittgängen.

Die Inschriften verdienen unsere besondere Aufmerksamkeit. Sie verraten selten etwas über den Stiftungsanlass. Einige rufen auf zu einer Andacht oder enthalten eine Anrufung Gottes und eines Heiligen. Vor dem Datum der Errichtung nennt sich der Stifter allein oder gemeinsam mit seiner Ehe- oder Hausfrau. Die Texte sind häufig dem Alten und dem Neuen Testament, auch Kirchenliedern entnommen oder besonders für die sakralen Male verfasst worden. Aus dem verständlichen Streben des Steinmetzen, die einzuhauenden Buchstaben zu vermindern, was manchmal aus Platzmangel angebracht sein konnte, finden wir in den Inschriften nicht nur Ligaturen (Verbindungen von Buchstaben) und Wortabkürzungen, sondern auch den Verdoppelungsquerstrich über den Konsonanten "M" oder "N".

Insgesamt finden sich in und um Zeilsheim herum sieben Wegkreuze, die alle in gutem Zustand sind. Nach jahrelangen Bemühungen, auch vom Zeilsheimer Heimat- und Geschichtsverein über den Ortsbeirat an den Magistrat, ist es gelungen, die Wegkreuze in Zeilsheim restaurieren zu lassen. Wir Zeilsheimer bedanken uns herzlich dafür.

  • Das Wegkreuz in der Friedhofskapelle auf dem alten Friedhof (Bild oben)
    stammt aus dem Jahre 1761. Die Friedhofskapelle selber wurde 1852 errichtet. Der Zeilsheimer alte Friedhof wurde bis 1941 genutzt. Die Fenster der Friedhofskapelle wurden in der Zeit danach zugemauert, weil die Fenster durch Unfug zerstört und die Marienstatue am Fuße des Kreuzes bereits beschädigt wurde. 1951 wurde der alte Friedhof zu einem Kinderspielplatz umgewandelt, und die Friedhofskapelle wurde erneuert. Die Kapelle sowie das Kreuz wurden zuletzt 1994 saniert. Jakob Christ schreibt zu dem Kreuz in der Kapelle: "Das künstlerisch wertvollste Steinkreuz aus Miltenberger rotem Sandstein steht in der kleinen Totenhof-Kapelle von 1852, erstellt von Heinrich Jung, Bildhauer in Mainz, 1761."
  • Das Friedhofskreuz auf dem neuen Friedhof
    wurde dort nach der Erweiterung des Friedhofs im Jahre 1928, der Eingemeindung Zeilsheims nach Frankfurt, aufgestellt.
  • Das Wegkreuz an der Hofheimer Straße
    wurde an dieser Stelle im Jahre 1861 errichtet. Über den Stiftungsanlass finden sich jedoch keine genaueren Hinweise. Wohl aber wissen wir, dass bis zu diesem Kreuz sowie zu drei weiteren Wegkreuzen in früherer Zeit die Bittprozessionen vor Christi Himmelfahrt gingen. Jakob Christ schreibt dazu 1967: "Bis zum Steinkreuz am Wege nach Hofheim ging in der Bittwoche die Bittprozession. Alle vier Wegkreuze wurden von der Zivilgemeinde betreut."
  • Das Wegkreuz vor der Kirche
    wurde 1853 errichtet. Es ist überliefert, dass die Frankfurter an den Bitttagen zu diesem Kreuz ihre Wallfahrt hielten. 1943 hat Bildhauer Adolf Roth einen neuen Corpus für das Kreuz vor der Kirche geschaffen.
  • Das Wegkreuz an der Michaelskapelle
    wurde 1719, also einige Jahre früher als die nebenstehende Michaelskapelle, errichtet. Über das Kreuz, das auch schon 1891 und 1932 restauriert wurde, schreibt der damalige Heimatforscher Jakob Christ: "Der Werkstoff des Kreuzes ist aus Mainsandstein, von charakteristischer Grundhaltung, geringer Abweichung in der Ausführung. Das Kreuz strahlt Frömmigkeit aus, trotz aller äußeren Einfachheit. Sockel und Platte sind profiliert, rechts und links des rechteckigen geraden Schafts sind am Sockel seitlich eingerollte Voluten angebracht, ein typisches barockes Merkmal. Angefertigt wurde das Kreuz von Flörsheimer Steinmetzen." Mit der Restaurierung der Michaelskapelle wurde auch das Kreuz restauriert und am 9. Mai 1988 wieder aufgestellt.
  • Das Friedenskreuz am Ortsausgang nach Münster
    stammt aus dem Jahre 1759 und wurde in Erinnerung des Zeilsheimer Friedens aufgestellt. Mit dem Zeilsheimer Friedensschluss von 1463 wurde die seit 1459 andauernde Stiftsfehde zwischen den beiden Mainzer Erzbischöfen Diether von Isenburg und Adolf II. von Nassau beigelegt. Zu dem Streit war es durch den für das Mittelalter charakteristischen Kampf zwischen Imperium (Reich) und Sacerdocium (Kirche) gekommen, der fast zwangsläufig im besonderen das Gebiet des Erzbistums Mainz in Mitleidenschaft zog, da der Mainzer Erzbischof nicht nur kirchliches Oberhaupt für sein Erzbistums, sondern auch Kurfürst des Kurfürstentums Mainz und Reichskanzler war. So führte die Wahl des Isenburgers Diether zum Erzbischof von Mainz 1459 zu einer folgenschweren Stiftsfehde, die sich durch ihre Verquickung mit der Reichs- und Kirchenpolitik verschärfte. Der unterlegene, aus nassauischem Geschlecht stammende Adolf stand zunächst in gutem Einvernehmen mit Diether, der ihn zum Provisor von Erfurt ernannte. 1461 setzte der Reformpapst Pius II. den Isenburger jedoch ab und ernannte Adolf zum Erzbischof (1461–1475), der sich am 5. Oktober 1463 im Zeilsheimer Friede mit seinem Kontrahenten aussöhnte. Nach Adolfs Tod und der ausdrücklichen Designation durch den Papst wurde Diether erneut zum Erzbischof (1475–1482) ernannt.
  • Das Wegkreuz an der Pfaffenwiese
    ist das Kreuz, über das am wenigsten bekannt ist; schon deshalb, weil sich im Sockel des Kreuzes keine Inschrift findet, die Aussage über Stiftungsanlass oder -jahr gibt. Das Kreuz steht vor dem Grundstück unseres Bildhauers Adolf Roth (Pfaffenwiese, nähe Pflugspfad) und wurde zuletzt 1992 restauriert.

Jakob Christ schreibt 1967 über die Wegkreuze: "Über 200 Jahre stehen diese Kreuze an ihrem Standort. Stürme, Wolkenbrüche, Hagelschläge, dürre und nasse Jahre, Kälte und Hitze, alles haben sie überdauert."

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