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Schulseelsorge Höchst erinnert mit Stolperstein an Hermann Josef Wehrle

Die katholische Schulseelsorge Höchst erinnert an den ehemaligen Schüler der Leibnizschule Hermann Josef Wehrle. Er wurde, als Priester verfolgt, vom Volksgerichtshof um die Attentate des 20. Juli 1944 zum Tode verurteilt. Vor der Leibnizschule in Frankfurt-Höchst wurde ihm und seinem Leben zum Gedenken 2010 „Stolperstein“ verlegt. Sein Todestag jährt sich am 14. September zum 75. Mal.

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Schulseelsorger Clemens Weißenberger erinnert anlässlich des 75. Todestags am 14. September 2019 und des 10. Jahrestags der Verlegung des Stolpersteins für Hermann Josef Wehrle an den wenig bekannten Höchster Abiturienten, der in den Mühlen der Verfolgung durch die nationalsozialistische Terrorherrschaft so vieler Priester auch sein Leben gelassen hat. In Gedenken an Wehrle liegt vor der Leibnizschule ein „Stolperstein“, eine Aktion des Künstlers Gunter Demnig zum Gedenken an Verfolgte der Naziterrorherrschaft. Die Leibnizschule und das Friedrich Dessauer Gymnasium, so Weißenberger, sind Hermann Josef Wehrle eng verbunden. Weißenberger hofft, dass diese außergewöhnliche Persönlichkeit nicht nur in den katholischen Gemeinden Frankfurts und besonders des Frankfurter Westens, sondern auch in den Schulen als Beispiel der Zivilcourage, des Widerstands und des Gottvertrauens gedacht werden wird. Denn sein Leben ist außergewöhnlich.

Hermann Josef Wehrle wurde in Nürnberg 26.Juli 1899 geboren. Sein Vater bekam bei der ehemaligen Höchst AG Arbeit, weswegen die Familie, Eltern und Schwester, nach Höchst zogen. So verbrachte Hermann seine Kindheit und Jugend in der damals selbständigen Kreisstadt, die seit 1928 nach Frankfurt eingemeindet wurde. Am Leibnizgymnasium Höchst hat Wehrle 1917 das Abitur abgelegt, bevor er für ein Jahr zum „Vaterländischen Hilfsdienst“ eingezogen wurde und dabei krank wurde und sich zunächst im Sanatorium auskurierte, bevor er weiter Kriegsdienst leistete.

Schon früh stand sein Wunsch fest, Priester zu werden. Er wandte sich an das Priesterseminar in Fulda, an dem er auch aufgenommen wurde, ihm aber seine Motivation in Frage gestellt wurde. Er musste das Seminar verlassen, studierte ab dem Wintersemester 1922 an der Frankfurter Universität die Fächer katholische Weltanschauung, Philosophie, Soziologie, Sozialwissenschaften und Geschichte, 1926/27 dann Geschichte und Soziologie und promovierte schließlich zum Doktor der Philosophie. In der Folge war er als Haus- und Privatlehrer, aber auch als Erzieher in Internaten tätig und hielt sich mit Vorträgen und Veröffentlichungen über Wasser. Seinen Wunsch, Priester zu werden, behielt er dabei immer in den Augen.

Ab 1936 studierte er an verschiedenen Orten dann wieder Theologie, wobei die Repressionen des Nazi-Regimes und der Ausbruch des zweiten Weltkriegs ihm vielfach Steine in den Weg legten. In München dann endlich kann er seinen Traum verwirklichen, er darf am 01.Mai 1941 ins Priesterseminar einziehen, empfängt am 07.September 1941 die Diakonenweihe und wurde am 6.April 1942 er zum Priester geweiht.

Als zweite Kaplansstelle kommt er nach München Bogenhausen, wo auch sein Cousin Rupert Mayer SJ und Alfred Delp öfters zu Gast ist. Dort treffen sich auch die Verbündeten des Kreisauer Kreises und er bekommt Kontakt zu ihnen. Als gesuchter Beichtvater wendet sich eines Abends Freiherr von Lenrod an ihn, der in der Gewissensnot ist, als Soldat und Offizier einen Eid auf Hitler abgelegt zu haben, aber erkannt hat, das Deutschland nur über den Tod des Diktators die Chance zu einem schnellen Ende des Krieges hat. Wehrle aber verneint die Frage von Lenrods, ob ein Mitwirken bei einem Tyrannenmord durch die katholische Kirche statthaft sei.

Nach dem Attentat wird zunächst von Lenrod verhaftet, dann aber auch Hermann Josef Wehrle, obwohl er nur Zeuge im Prozess gegen von Lenrod sein soll. Sowohl gültiges Recht als auch die entlastende Aussage von Lenrods helfen ihm nicht, er wird durch den Volksgerichtshof in Berlin des Hochverrats angeklagt, Roland Freisler machte ihm den Prozess und die wahren Motive wurden schon bald offensichtlich: Rechtsbeugung und Rachegelüste gegen die am 20.Juli Beteiligten motivierten Freisler und unter Absehen der gültigen Paragraphen der Strafprozessordnung kam es zur Verurteilung. Herrmann Joseph Wehrle brachten sie den Tod, der amtlich am selben Tag der Verhandlung, dem 16.September 1944 um 16:41 festgestellt wurde. Auf Anweisung Himmlers wurde den Verwandten weder eine Todesinformation überstellt noch der Leichnam zur Bestattung freigegeben, der Leichnam Wehrles wurde eingeäschert und die Asche in die Felder gestreut. Zwei Wochen danach erhält Wehrles Schwester Gertrud dessen persönliche Dinge und seinen Abschiedsbrief: „Ich bin eben zum Tode verurteilt. Welch schöner Tag – heute Kreuzerhöhung.“

Clemens Weißenberger

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