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1618 -1870

Vom 30-jährigen Krieg bis zur Gründung des Kaiserreiches

1618 - 1648

Im ganzen Heiligen Römischen Reich tobt der Dreißigjährige Krieg. Zeilsheim muss, wie viele andere Orte im Reich, schlimm unter dem Krieg leiden. Gegen einen solchen Krieg, in dem es keine Regeln gibt und die Soldaten plündernd und mordend durch die Lande ziehen, ist ein kleines Dorf wie Zeilsheim machtlos. Immer wieder durchstreifen die sich bekriegenden Armeen die Mainebene.

Am 20. Juni 1622 kommt es zwischen Höchst und Rödelheim zu einer blutigen Schlacht zwischen dem kaiserlichen Generalissimus Graf Johann Tserclaes von Tilly und dem protestantischen Feldherren Herzog Christian von Braunschweig, die mit entscheidenden Niederlage der protestantischen Truppen endet. Dennoch wurden von den Protestanten viele katholische Orte, darunter auch Zeilsheim, deren Kapelle geplündert und deren Bewohner vor den Soldaten in die Taunuswälder geflüchtet waren, zerstört und niedergebrannt. Aber auch protestantische Orte, wie Unterliederbach, wurden von den katholischen Truppen heimgesucht.

Bis 1631 bleibt es im Maingau dann verhältnismäßig ruhig. Am 27. November 1631 erobert Gustav II. Adolf von Schweden jedoch die Stadt Höchst und am 13. Dezember desselben Jahres auch Mainz. Bis 1634 lagern die schwedischen Truppen in dieser Gegend und plündern die umliegenden Dörfer.

Während der Kriegsjahre nimmt die Bevölkerung in Zeilsheim rapide ab. Von 24 Häusern zu Beginn des Krieges sind nur noch 15 bewohnt, die Bevölkerungszahl ist um die Hälfte gesunken. Genaue Zahlen sind jedoch nicht zu belegen, da während der schwedischen Verwüstungen die Kirchenbücher mit den entsprechenden Statistiken verschwunden sind.

histkart
Zeilsheim im Mittelalter (nach einer Rekonstruktion von Jakob Christ)
1 = Freihof
2 = Deutschordenshof mit Zehntscheune
3 = Hof des Klosters Retters
4 = Hof des Klosters Altenmünster
5 = Liebfrauengut
6 = Kronberger Hof
B = Beune (Gemeindeland)
K = Kapelle

W = Wed (Brandweiher)

1666

Von Ostern bis zum 24. August (Fest des Hl. Bartholomäus) wütet in Zeilsheim die Pest. Im Juni häufen sich die Todesfälle. In einer Woche gibt es acht Pesttote. Schultheiß Johannes Nix und Heinrich Odenthal beschließen mit allen Bewohnern den Ort zu verlassen und auf freiem Feld zu campieren. Am 18. Juni verlassen die Zeilsheimer mit allen beweglichen Gütern den Ort und ziehen hinaus aufs Feld Richtung Münster. Trinkwasser bekommen sie aus dem Lachgraben und die Höchster Antoniter versorgen sie mit Lebensmitteln.

Doch auch draußen auf dem Feld sind die Bewohner vor der Pest nicht geschützt, doch werden hier auch Kinder geboren. Insgesamt sterben 24 Menschen an der Pest etwa ein Drittel der Bevölkerung, die vor der Epidemie in Zeilsheim lebten.

Unsere Vorfahren geloben aus Dankbarkeit für die Beendigung der Schreckenszeit, der Mutter Gottes auf dem Berg bei Hofheim eine Kirche zu errichten und jährlich am ersten Sonntag nach dem 1. Juli eine Prozession dorthin durchzuführen. Außer Zeilsheim beteiligen sich auch die Nachbargemeinden Hofheim, Kriftel, Hattersheim und Münster.

Die Hofheimer Bergkapelle wird 1667 fertiggestellt und seitdem pilgern die Christen der umliegenden Gemeinden jährlich entsprechend ihres Gelöbnisses "aus Dankbarkeit für die Errettung aus größter Not" nach Hofheim.

Im Namen der Zeilsheimer Gemeinde erwirbt Heinrich Odenthal im Jahre 1668 ein Muttergottesbild, die Pestmadonna, aus Köln.

Pestmadonna
Die Pestmadonna von 1668 in voller Kleidung

1668

Nach dem 30-jährigen Krieg wird im Kurfürstentum Mainz die Gerichtsbarkeit neu geregelt. Zeilsheim verliert seine Ortsgerichtsbarkeit, die nun vom Hochgericht Hofheim übernommen wird. Berufungsinstanz wird das Hofgericht in Mainz. Für die Zeilsheimer ist dies jedoch eine große Zumutung, da die Gerichtsverhandlungen drei Mal im Jahr gehalten werden, und alle männlichen Bewohner des Ortes zu diesen Verhandlungen zu erscheinen haben. Damit ist der Ort in dieser Zeit völlig schutzlos gegen Überfälle und Räubereien, und im Falle eines Feuers besteht die Gefahr, dass der ganze Ort niederbrennt.

Deswegen reicht Schultheiß Johannes Lentz bereits 1717 bei der kurfürstlichen Regierung den Antrag auf Entlassung aus der Hofheimer Ortgerichtsbarkeit ein, und 1722 kehrt die Ortsgerichtsbarkeit nach Zeilsheim zurück. Nur für schwerwiegende Rechtsgeschäfte ist jetzt noch das Hochgericht in Hofheim zuständig.

1672 - 1678

Zeilsheim wird im Holländischen Krieg erneut durch kriegerische Auseinandersetzungen in Mitleidenschaft gezogen. 1672 brechen unter französischem Kommando stehende lothringische und brandenburgische Söldner die Kapelle auf, stehlen wertvolle Kultgegenstände und verbrennen das Gestühl und die Bänke.

Nachdem sich Zeilsheim gerade von diesem Überfall erholt und das Gotteshaus wieder Instand gesetzt hat, wird es bereits zwei Jahre später, im Jahre 1674, erneut von lothringischen Dragonern überfallen, die bei ihrem Überfall auch den Zeilsheimer Schultheiß Paul Merz in seiner Wohnung ermorden. Auf diesen Überfall folgen kurz darauf im gleichen Jahr kaiserliche Truppen, die die Kapelle verwüsten und die beiden Glocken mitnehmen. Die Glocken werden zwei Jahre später in Frankfurt als Diebesgut beschlagnahmt und an die Gemeinde in Zeilsheim zurückgegeben.

Doch alle diese Ereignisse vermögen es nicht, wie es in den Kirchenbüchern vermerkt ist, "der frommen Volksseele zu schaden". Auch die Opferbereitschaft der Zeilsheimer war in keinster Weise getrübt, ließ sich die Gemeinde die Instandsetzung und Ausschmückung der Kapelle doch einiges kosten.

1682 - 1690

Im Kurfürstentum Mainz wird 1682 die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Die Gemeinden sind dazu angehalten, Gebäude zur Unterrichtung der Schüler zur Verfügung zu stellen und einen Dorflehrer zu beschäftigen.

Das als Privatgebäude 1683 errichtete "Häuslein bei der Kirche" wurde 1690 als Schulgebäude mit Lehrerwohnung hergerichtet und diente bis 1834 gleichzeitig als Gemeindehaus. Das Haus wurde bis 1889 als Schule genutzt.

lehmkaut
Erstes Zeilsheimer Schulhaus
("Lehmkaut" genannt)

1690 wurde das Haus zum Schulehalten und als Lehrerwohnung errichtet. Bis 1834 diente das Gebäude gleichzeitig als Gemeindehaus. Das Haus wurde 1820 um einen Klassenraumtrakt erweitert (Anbau rechts) und bis 1889 unterrichtlich genutzt. Danach war es Dienstwohnung für "unverheiratete Lehrer" und 1911 - 1913 katholisches Schwesternhaus.
1932 wurde das Gebäude bei der Erweiterung der Kirche abgerissen.

1730

Nachdem der Zeilsheimer Schultheiß Embs bereits 1629 bei den Antonitern auf eine bessere seelsorgliche Betreuung und die Errichtung einer eigenen Pfarrei in Zeilsheim gedrängt hatte, sich die Situation jedoch trotz höherer Pfarrbesoldung nicht besserte, verfügt die Kurfürstliche Hofkammer zu Mainz am 26. Juni:

"Gegen eine Jahresvergütung von 30 Malter Korn aus dem Kurfürstlichen Zehnten wird die Verpflichtung der Meßfeier an Sonn- und Feiertagen bestätigt und auf die vier höchsten Festtage des Jahres ausgedehnt." 

1736

Die Zeilsheimer errichten zum Dank für die Befreiung von der Pest vor den Toren des Ortes eine kleine Kapelle, die dem Heiligen Erzengel Michael geweiht ist. Die 1668 erworbene Pestmadonna steht seitdem in der kleinen Michaelskapelle (heute steht dort nur noch eine Kopie, das Original befindet sich jetzt in der Pfarrkirche.) 

1738

Zeilsheim ist auf über 40 Familien gewachsen und die Kapelle bietet nicht mehr genügend Platz für die Gläubigen. Daher genehmigt die Kürfürstliche Regierung die Erweiterung des Gotteshauses um einen Chorraum und eine Sakristei.

1741

Die Erweiterung der Kapelle von 1738 änderte jedoch nichts an dem allgemein schlechten Zustand des Gotteshauses. Die Kapelle ist durch die Geschehnisse der letzten Jahrzehnte so in Mitleidenschaft gezogen worden, dass eine vollständige Sanierung nötig ist, für die die Gemeinde allerdings selber nicht aufkommen kann. Deshalb weist Kurmainz die Amtskellerei Hofheim an, der Gemeinde "einen Nachlass des Zehnten und aller übrigen Abgaben zu gewähren, um die notwendigen Reparaturen an dem vom Verfall bedrohten Gotteshaus vorzunehmen".

1755

Im Mainzer Landrecht wird festgeschrieben, wie die Kosten für den Bau und die Unterhaltung der Kirchen auf dem Gebiet des Kurfürstentums Mainz zu verteilen sind. Es heißt darin:

Die Errichtung und Unterhaltung von Kirchen und Kapellen werden finanziert durch

  • Zehntherr - Chor der Kirche
  • zivile/bürgerliche Gemeinde - Turm, Glocken, Uhr
  • Kirchenfonds/kirchliche Gemeinde - Langhaus

Dieses Gewohnheitsrecht wird später auch von der Herzoglich Nassauischen Landesregierung übernommen.

1792 - 1797

Um das französische Königtum zu schützen bilden Preußen, Österreich und Sardinien am 19. Juli 1792 eine Koalition, der sich 1793 auch Großbritannien, Rußland, Spanien, Portugal, die Niederlanden, die Italienischen Staaten, Neapel und die deutschen Fürsten anschließen. Im April 1792 erklärt Frankreich Österreich wegen seiner Invasionsdrohungen den Krieg.

Zuerst verläuft der Krieg für die Koalition erfolgversprechend, doch bereits im September 1792 erleidet die Koalition eine entscheidende Niederlage. Französische Truppen dringen bis an den Rhein vor und besetzen die Festung Mainz. Brandschatzend und plündernd dringen sie über den Rhein bis nach Frankfurt vor, das am 22. Oktober 1792 freiwillig übergeben wird. Auch Zeilsheim wird von französischen Truppen besetzt. Das 1741 gerade erst renovierte Gotteshaus wird von den französischen Truppen als Brot- und Getreidespeicher missbraucht, und "das Dach mitsamt Vorbau mit geworfenen Steinen ruiniert". Erst durch den Kriegseintritt Großbritanniens wendet sich das Kriegsglück wieder, und die Koalition gewinnt wieder die Oberhand. Am 22. Juli 1793 wird das besetzte Mainz durch hessische und preußische Truppen befreit.

Nach der französischen Heeresreform von 1794, ändert sich die Situation jedoch wieder, und die Koalition muss eine Niederlage nach der anderen hinnehmen. Im Herbst 1795 dringt der französische General Jourdan mit 18.000 Soldaten in den Maingau vor und lagert mit seinen Truppen in den umliegenden Orten, darunter auch in Zeilsheim. Um nicht von anrückenden Koalitionstruppen eingeschlossen zu werden, verlässt er die Gegend jedoch sehr schnell wieder. Dafür quartieren sich dann jedoch österreichische Truppen in unserer Gegend ein.

Nach den Friedensschlüssen bekommt Frankreich das gesamte linke Rheinufer zugesprochen. Mainz wird als "Mayence" für 16 Jahre französisches Territorium. Das Kurfürstentum Mainz zu dem auch Zeilsheim gehört wird für diese Zeit von Aschaffenburg aus regiert.

1798 - 1802

Nachdem Großbritannien, Russland, Österreich, das Osmanische Reich, Neapel und Portugal eine neue zweite Koalition gegen Frankreich geschlossen haben, besetzen französische Truppen das Oberamt Höchst mit allen dazugehörenden Ortschaften, also auch Zeilsheim. Das Kurfürstentum Mainz mobilisiert den Landsturm. Zum Teil mit Dreschflegeln und Sensen ausgerüstete Männer leisten den französischen Truppen bei Höchst in mehreren Gefechten erbittert Widerstand, müssen aber am 4. Juli 1800 der feindlichen Übermacht weichen.

Im Frieden von Luneville wird das Ende der französischen Revolutionskriege besiegelt und die Neuordnung Mitteleuropas festgelegt. Frankreich behauptet seine linksrheinischen Gebiete und baut sich in den umliegenden Staaten ein Satellitensystem auf.

1803

Durch die Säkularisation wird die Antoniterniederlassung in Höchst sowie der gesamte Antoniterorden aufgelöst. Auch das geistliche Kurfürstentum Mainz fällt der Säkularisation zum Opfer; Mainz verliert außerdem seinen Erzbischofssitz und ist seitdem nur noch Sitz eines Suffraganbischofs. Die Gebiete des Kurfürstentums werden unter den weltlichen Fürstentümern aufgeteilt, wobei das Gebiet um Zeilsheim an das Herzogtum Nassau fällt.

Durch ein Dekret der neuen Herzoglich Nassauischen Regierung wird Zeilsheim mit eigenem Gottesdienst als Pfarrvikarie (Filialkirche) der Pfarrei Höchst von Weltgeistlichen betreut.

1805 / 1806

Vom 3. Koalitionskrieg wird Zeilsheim nicht unmittelbar berührt. Kriegerische Auseinandersetzungen werden nicht im Rhein-Main-Gebiet geführt. Allerdings kommt Zeilsheim als Nassauisches Territorium bei der Bildung des Rheinbundes 1806, einem französischen Satellitensystem, unter französischen Einfluss. Darüber hinaus legt der römisch-deutsche Kaiser Franz II. 1806 die Kaiserkrone nieder. Damit endet die bald 1000-jährige Geschichte eines deutschen Staates.

1812 - 1814

Frankreich greift nach dem Zusammenbruch Preußens mit 700.000 Soldaten, darunter auch Nassauischen Streitkräften, Russland an, doch wird es im Winter vor Moskau entscheidend geschlagen. Bereits seit September 1812 sind über 15.000 verletzte Soldaten im Oberamt Höchst einquartiert und warten auf ihren Weitertransport nach Frankreich. Fast jedes Haus gleicht einem Lazarett.

Noch schlimmer kommt es für die umliegenden Orte allerdings, als die am 16.-19. Oktober 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig geschlagene französische Armee in die Rhein-Main-Gegend flieht. Auf sie folgen schließlich im November die siegreichen Truppen der Koalition, die bis Januar 1814 einquartiert bleiben. So muß Zeilsheim nochmals schwer unter den Repressalien der Einquartierung leiden.

1816

Zu Beginn der Nassauischen Zeit ist die Zeilsheimer Kirche, nicht zuletzt durch die Geschehnisse von 1795, so baufällig, dass für die Nassauische Regierung nur noch ein Abriss und Neubau in Frage kommt. Deshalb wird das alte Gotteshaus auf Abbruch versteigert.

1816 - 1819

Der Mainzer Bauinspektor Johann Christian Zais wird mit der Bauplanung für eine neue Kirche beauftragt. Das neue Gotteshaus wird als klassizistisches Bauwerk, eine damals übliche Stilart, in der von Johann Christian Zais auch die Kirchen in Sindlingen und Münster errichtet wurden, geplant.

Im Zuge der Bauarbeiten wird das erhöhte Gelände abgetragen und der Friedhof an den südöstlichen Ortsausgang verlegt. Der Neubau der Kirche wird Ende 1818 fertiggestellt und 1819 eingesegnet. Die Kosten für den Bau der Kirche betragen 9.915 Gulden und 13 Kreuzer.

Der barocke, noch heute in der Kirche stehende Hochaltar, stammt aus dem 18. Jahrhundert. Seine Herkunft ist allerdings nicht bekannt. Da das Geld für neue Glocken nicht vorhanden ist, werden vorläufig die Glocken aus der alten Kirche übernommen.

aussenansicht 1907
Kirche St. Bartholomäus in einer Aufnahme aus dem Jahr 1907
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Kirche St. Bartholomäus in einer Aufnahme aus dem Jahr 1932

1821

Zum ersten Mal erhält Zeilsheim eine eigene Orgel. Die Orgel wird für 280 Gulden von der evangelischen Gemeinde in Nastätten erworben. Diese Schleifladenorgel steht bis zur Anschaffung einer neuen Orgel im Jahre 1962 in der St. Bartholomäuskirche und danach bis 1986 in der Hofheimer Bergkapelle. Nach der Anschaffung einer neuen Orgel für die Bergkapelle schenkt die Hofheimer Pfarrei Zeilsheim zum 100-jährigen Bestehen der Pfarrgemeinde im Jahre 1988 fünf Pfeifen der alten Orgel, die heute in einem Schaukasten im Pfarrgemeindezentrum zu bewundern sind.

1827

Auf dem Gebiet des Herzogtums Nassau wird ein neues Bistum gegründet, das Bistum Limburg. Kathedralkirche des neuen Bistums ist der 1235 geweihte St. Georgs-Dom in Limburg. Zeilsheim, seit 1803 Nassauisches Gebiet, wechselt von der Diözese Mainz, die seitdem das Gebiet des Großherzogtums Hessen-Darmstadt umfasst, zur Diözese Limburg.

1835

Zeilsheim wird auf Beschluss der Landesregierung und im Einvernehmen mit dem Bischöflichen Ordinariat der Pfarrei Hofheim zugewiesen. Begründet wird die Entscheidung mit der "bedeutsamen Entfernung des Filials von dem Pfarrorte und des beschwerlichen Weges von Höchst nach Zeilsheim".

Obwohl die Zeilsheimer heftig protestieren und ihrerseits von der Kirche an gerechnet, 170 Schritte weniger nach Höchst ermitteln, bleibt es bei der getroffenen Entscheidung. Somit können die Zeilsheimer nur noch auf die Erfüllung der seit 200 Jahren erhobenen Forderung nach der Errichtung einer eigenen Pfarrei hoffen.

1848 / 1849

Im Rahmen der nationalen Erhebung der deutschen Bevölkerung, die durch die Februarunruhen in Frankreich ausgelöst wurde, tagt in Frankfurt die Nationalversammlung. Aufgabe der Nationalversammlung soll die Schaffung einer Verfassung und eines gemeinsamen Deutschen Staates sein. Im März 1849 wird die Reichsverfassung durch die Abgeordneten angenommen, doch die Frage, wie das Deutsche Reich in seinen Grenzen aussehen soll, teilt die Nationalversammlung in verschiedene Lager. Am Ende setzt sich die sogenannte "Kleindeutsche Lösung" durch, die vorsieht, alle deutschen Staaten, Deutsch-Österreich und Luxemburg in das Reich mit einzubeziehen, während das restliche, ungarische Österreich nicht Teil des Reiches wäre.

Als erblichen Kaiser des Reiches wählt die Nationalversammlung den preußischen König Friedrich Wilhelm IV., der die ihm angetragene Ehre jedoch ablehnt. Darauf ziehen Preußen und Österreich ihre Abgeordneten ab. Die restlichen Abgeordneten versuchen verzweifelt, doch noch eine Lösung zu finden; jedoch scheitern alle Versuche und damit auch die Hoffnungen, ein neues Deutsches Reich zu schaffen.

Die Revolution bringt jedoch eine kleine Liberalisierung der bis dahin absolutistischen Systeme. So werden ab 1849 die Schultheißen nicht mehr von der Regierung bestellt, sondern in freien Wahlen von der männlichen Bevölkerung gewählt. Hierbei gilt jedoch das Dreiklassenwahlrecht, wobei die Klassen gemäß ihren Einkünften bemessen werden, und jede Klasse ein Drittel aller Stimmen besitzt. Somit bestimmen mehr oder weniger allein die Wohlhabenden den Ausgang einer solchen Wahl. Dieses Wahlrecht bleibt noch bis 1919 in Kraft.

1863

Mit 66.450 Gulden Startkapital gründen in Höchst die Herren Wilhelm Meister und Dr. Eugen Lucius mit August Müller als Teilhaber die chemische Fabrik "Meister, Lucius & Co.". 1864 scheidet August Müller als Teilhaber aus dem Unternehmen aus und Dr. Adolf Brüning tritt an seine Stelle. Die Firma ändert ihren Namen in "Meister, Lucius & Brüning". Das Unternehmen wächst immer mehr an und wird schon bald zum größten Arbeitgeber der Region.

Am 1. Januar 1880 wird die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und nennt sich fortan "Farbwerke Hoechst AG, vorm. Meister, Lucius & Brüning".

1866

Zwischen Preußen und Österreich kommt es wegen der Frage der politischen Vorherrschaft im Deutschen Bund zum Krieg. Die deutschen Staaten treten alle in den Krieg ein. Auf Seiten Preußens stehen fast alle norddeutschen Staaten, auf Seiten Österreichs kämpfen alle süddeutschen Staaten, darunter auch das Großherzogtum Hessen-Darmstadt, das Kurfürstentum Hessen-Kassel und das Herzogtum Nassau, sowie die Freie Reichsstadt Frankfurt.

Preußen und seine Verbündeten entscheiden den Deutschen Krieg mit dem Sieg über die hannoversche Armee bei Langensalza und Österreich bei Königsgrätz für sich. Preußen annektiert alle gegnerischen Staaten nördlich der Mainlinie außer Sachsen und Hessen-Darmstadt. Zeilsheim kommt damit als Nassauische Gemeinde zu Preußen. Aus dem Herzogtum Nassau wird die Provinz Hessen-Nassau mit Sitz der Provinzregierung in Wiesbaden gebildet.

Während des Krieges sind in Zeilsheim zuerst Teile der nassauischen Truppen einquartiert, später dann, nach der Kapitulation Nassaus, preußische Soldaten.

1870

Die Zeilsheimer haben endlich das Geld, für die neue Kirche auch neue Glocken zu kaufen. Die alten Glocken werden entfernt und an die bereits vorhandenen Reiter werden die neuen Glocken gehängt. Die neuen Glocken heißen:

  • Pius (c)
  • Petrus (es)
  • Maria Victoria (g)

Verfasser:

Alexander von Janta-Lipinski

Quellen:

Vollert, Adalbert:
Zeilsheim - Ein Frankfurter Stadtteil in alter und neuer Zeit (Herausgegeben von der Frankfurter Sparkasse von 1822)

Kinder, Hermann; Hilgemann, Werner:
dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band 1, 24. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1990

Kinder, Hermann; Hilgemann, Werner:
dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band 2, 28. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1994

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