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1945 - 1961

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und des Wiederaufbaus

 1945-1949

Mit dem Einzug der Amerikaner Ende März endet für Zeilsheim der Zweite Weltkrieg - vierzig Tag vor der Kapitulation der deutschen Wehrmacht (8. Mai). 127 Zeilsheimer kehren aus dem Krieg nicht mehr zurück. Mit dem Ende des Krieges sind Strapazen und Opfer für die Bevölkerung jedoch noch lange nicht vorbei. Deutschland war von den Siegermächten in vier Besatzungszonen aufgeteilt worden. Zeilsheim befindet sich im amerikanischen Sektor. Die Besatzungsmacht geht mit Härte gegen die Bevölkerung vor.

Auf dem Gelände der heutigen Märchensiedlung im "Holzbaracken-Lager" werden 1.800 deutsche Kriegsgefangene untergebracht, die Zwangsarbeiten für die amerikanische Besatzungsmacht leisten müssen. Zuvor waren dort noch russische Kriegsgefangene untergebracht.

Zur gleichen Zeit ziehen polnische Juden in das "Steinbaracken-Lager" ein. Die Amerikaner hatten sich bereit erklärt, diese jüdischen Flüchtlinge in ihrer Besatzungszone aufzunehmen und ihnen solange Zuflucht zu gewähren, bis sich geklärt hat, wo sie letztlich ihre Heimstatt finden sollten. Durch diese "Displaced Persons" im sogenannten DP-Lager erlangt Zeilsheim weit über die nationalen Grenzen hinaus einen großen Bekanntheitsgrad. Da der Platz im Lager nicht ausreicht, müssen im Oktober und November 1945 über 200 Wohnungen binnen weniger Stunden geräumt werden, wodurch sich 430 Zeilsheimer Familien mit dem gerade Nötigsten, das in einem Koffer Platz findet, eine Bleibe bei Freunden und Bekannten suchen müssen. Notquartiere gibt es nicht. Die Zahl von 2.700 Juden steigt bald auf fast das Doppelte an. 1946 wird das DP-Lager vom späteren israelischen Premierminister David Ben Gurion und 1947 von der ehemaligen amerikanischen First Lady Eleanor Roosevelt als Repräsentantin der Vereinten Nationen besucht. Voller Ungeduld warten die Juden auf die Entscheidung der Vereinten Nationen, einen Judenstaat in Palästina zu errichten. Da dort noch der Krieg tobt, kann man nur auf Umwegen dorthin gelangen. Dazu benötigt man Geld - Dollars. So beginnen die Lagerinsassen mit den Waren, die ihnen offiziell von den Amerikanern zugeteilt werden, mit unterschlagenen Armeebeständen und Waren aus PX-Läden einen schwungvollen Handel zu treiben. Zeilsheim entwickelt sich in kürzester Zeit zum größten Schwarzmarkt im besetzten Gebiet.

Am 15. November 1948 – der Staat Israel war inzwischen gegründet worden – beginnt die große Übersiedlung der jüdischen Familien nach Israel, und das Lager wird von der US-Armee aufgelöst. Die Häuser, die für das Lager requiriert worden waren, werden zurückgegeben, vorwiegend an Arbeiter der I.G. Farben im nahe gelegenen Höchst.

Im Bechtenwaldpark hinter der Stadthalle, dem Gelände, wo sich ehemals das Lager erstreckte, steht seit dem 14.09.1988 das "Mahnmal Lager-Zeilsheim" des Bildhauers Willi Schmidt. Auf einem Granitblock montierte Willi Schmidt eine 1,90 x 0,80 Meter große Bronzetafel.

Mahnmal DP Lager

Sie trägt das Stadtwappen und folgende Inschrift:
AUF DIESEM GELÄNDE BEFAND SICH
VON 1942 - 1948 DAS LAGER ZEILSHEIM.
DARIN WURDEN WÄHREND DER
NATIONALSOZIALISTISCHEN DIKTATUR
AUSLÄNDISCHE VERSCHLEPPTE
ZWANGSARBEITER FESTGEHALTEN.
NACH KRIEGSENDE DIENTE
DAS LAGER ALS DURCHGANGSSTELLE
FÜR FLÜCHTLINGE,
DISPLACED PERSONS,
UND ALS UNTERKUNFT
FÜR DEUTSCHE KRIEGSGEFANGENE.
IM LAGER ZEILSHEIM
WARTETEN BIS ZU 5 000
EHEMALIGE JÜDISCHE
KZ-HÄFTLINGE UND VERSCHLEPPTE JUDEN
AUF IHRE REPATRIIERUNG ODER AUSWANDERUNG.

 

1950

Zeilsheim zählt jetzt 6.000 Einwohner.

1950/51

Am Ostrand von Zeilsheim (Gemarkung Sindlingen) wird die Siedlung "Friedenau" errichtet, in der ausschließlich Heimatvertriebene, Umsiedler und Ostzonenflüchtlinge eine neue Heimat finden.

1953

Zeilsheim hat noch immer 25 Bauernhöfe mit 300 Hektar Land.

1954

Das Schwesternhaus wird erweitert.

schwhaus
Das erweiterte Schwesternhaus

1957

Bereits 1932 hatte das bischöfliche Ordinariat Limburg den Erweiterungsbau der Pfarrkirche für auf Dauer zu klein eingeschätzt. Bei Bedarf sollte eine Verlängerung vorgesehen werden. Zeilsheim wächst weiter und damit auch die Zahl der Katholiken.

Der zweite Erweiterungsbau der Pfarrkirche wird dem seinerzeitigen Bauleiter, Architekt Georg Müller (Hofheim) übertragen. Gleichzeitig wird ein Turm geplant, wenn auch seit 1942 nur noch ein Glöckchen läutet (die großen Glocken fielen dem Krieg ab 1942 zum Opfer).

Am 24. November können Anbau und Turm (Höhe 30 m) von Domdekan Löhr eingeweiht werden (siehe Kirche St. Bartholomäus / Zweiter Erweiterungsbau).

An der Bechtenwaldstraße kauft die Pfarrgemeinde für den geplanten Bau eines Gemeindehauses mit Zeltkirche und Pfarrhaus ein Grundstück.

1958

Die Pfarrkirche erhält endlich wieder vier neue Glocken.

glockenweihe 1958
Die Glockenweihe im Jahr 1958

Beim Gloria des Gründonnerstages erklingt zum ersten Mal ein neues, großes Geläute:

  • St. Bartholomäus e'
  • Maria                  fis'
  • St. Michael          a'
  • St. Johannes        h'

Ihre Töne ergeben die Anfangsmelodie des lateinischen Hymnus "Te Deum laudamus".

Der Rhein-Main-Schnellweg wird autobahnähnlich ausgebaut.

1958-1962

Die Siedlung Taunusblick nördlich der Pfaffenwiese entsteht mit über 1.000 Wohnungen und Eigenheimen für ca. 4.000 Menschen. Im Jahr 1960 zählt Zeilsheim inzwischen 12.000 Einwohner. Mit dem Bau der Großsiedlungen wächst die Zahl der Katholiken auf über 6.000, ein neuer Seelsorgbezirk muss erschlossen werden.

1959

Pfarrer Rupp stirbt am 3. Februar. Sein Nachfolger wird Pfarrer Heinz Wolf am 12. April.

wolf

Heinz Wolf

Pfarrer von Zeilsheim vom 12.04.1959 bis 31.08.1984

* 13.12.1912 in Frankfurt am Main
+ 16.04.1997 in Zeilsheim

 

 

1961

Ein  neuer Kreuzweg des Frankfurter Künstlers Ludwig Becker bringt eine weitere, gut gelungene Note in das Kirchenbild. Auf 14 Stationen bildet das Kreuz den wuchtigen, eindrucksvollen Hintergrund (siehe Kirche St. Bartholomäus / Zweiter Erweiterungsbau).

In der Siedlung Taunusblick wird die Adolf-Reichwein-Schule eröffnet.

Das SED-Regime errichtet die Berliner Mauer, ein Grenzwall, der 28 Jahre später fallen und die Wiedervereinigung des deutschen Volke möglich machen sollte.

Verfasser:

Ulrich von Janta-Lipinski

Quellen:

Vollert, Adalbert:
Zeilsheim - Ein Frankfurter Stadtteil in alter und neuer Zeit (Herausgegeben von der Frankfurter Sparkasse von 1822)

Festschrift "50 Jahre neue Pfarrkirche St. Bartholomäus"

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