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500 - 1618

Von der Ortsgründung bis zum 30-jährigen Krieg

Zwischen 500 und 700

Unter König Chlodwig (482 - 511) wird das Frankenreich nach Siegen über die Burgunder und Alemannen (um 500) vereint, und die Gegend Zeilsheims wird fränkisch. Das Frankenreich wird in einzelne Gaue aufgeteilt; die Zeilsheimer Gegend wird dabei dem Niddagau zugeordnet.

Der Niddagau wird erstmals urkundlich im Jahre 770 erwähnt. Er erstreckt sich von der westlichen Wetterau bis zum Schwarzbach (Hofheim, Kriftel) und von den Taunushängen bis hinunter zum Main. In diese Zeit fällt die Entstehung Zeilsheims, das am Rande einer fruchtbaren Lößstraße, vermutlich von einem fränkischen Edelmann Namens Ciolf, gegründet wurde.

Die Benennung der Orte erfolgte gemäß alter fränkischer Tradition. So sagt der Name Ciolfesheim viel über die Entstehung des Ortes aus, auch wenn wir keine genauen Schriftstücke über diese Epoche besitzen. Nach fränkischem Brauch siedelten sich die Edelleute mit ihrem Herrenhof (fränkisch: "Heim") in verschiedenen Gegenden an und zwangen ihre Knechte, sich in dieser Gegend niederzulassen. So entstand um den Herrenhof auch eine kleine Siedlung. Im Laufe der Jahre siedelten sich weitere Menschen hier an und nannten den Ort Ciolfesheim.

In diese Zeit fällt auch die Christianisierung unserer Gegend. König Chlodwig war der erste fränkische Herrscher, der sich taufen ließ und zum Christentum übertrat; ihm folgten viele Untertanen. Die große Christianisierung erfolgte jedoch erst später durch iro-schottische Wanderprediger und den angelsächsischen Benediktinermönch Bonifatius, der 732 zum Erzbischof von Mainz ernannt wurde.

754

Bonifatius erleidet bei den heidnischen Friesen am 5. Juni den Märtyrertod. Gemäß seinem Willen wird sein Leichnam in das von ihm gegründete Kloster Fulda überführt. Der Leichenzug nimmt seinen Weg entlang des Rheins nach Mainz und von dort aus entlang der alten Römerstraße nach Fulda. Dabei führt sein Weg auch durch die Gemarkung Zeilsheims.

794

Zeilsheim wird als Ciolfesheim erstmals in einer Urkunde vom 31. Mai genannt:

"Ich, in Gottes Namen, Flanbrecht, schenke dem heiligen Märtyrer Nazarius, dessen Körper im Kloster Lorsch ruht, dem der ehrwürdige Abt Richbod vorsteht, zum ewigen Besitz und aus freiem Willen im Niddagau im Dorfe Ciolfesheim 1 Hube und 30 Morgen Land und 1 Knecht."

flanurk
Text der Originalurkunde vom 31. Mai 794
(siebte Reihe: Ciolfesheim)

Aus verschiedenen anderen Akten erfahren wir, dass die meisten Einwohner des Ortes Bauern oder Leibeigene sind.

830

In Höchst wird die Kirche zur Heiligen Margaretha (die heutige Justinuskirche), eine der Hauptkirchen im fränkischen Niddagau durch Erzbischof Otgar von Mainz geweiht. Der Erzbischof überträgt die Oberaufsicht über die Seelsorge dem Archidiakonat St. Peter zu Mainz.

In Zeilsheim gibt es noch keine eigene Ortsgemeinde und auch kein eigenes Gotteshaus. Die Seelsorge wird durch die in Höchst tätigen Priester und Ordensleute geleitet. Zeilsheims Mutterkirche ist daher die Kirche zur Heiligen Margaretha.

1090

Der Mainzer Erzbischof Ruthard beauftragt das Mainzer Benediktinerkloster St. Alban mit der Seelsorge in Höchst und den angrenzenden Orten, darunter auch Zeilsheim. Für ihren zusätzlichen Dienst erhalten die Mönche 90 Morgen Ackerland in Zeilsheim.

1263

Zum ersten Mal wird urkundlich eine Zivilgemeinde in Zeilsheim erwähnt. Zeilsheim besitzt zu dieser Zeit neben den Hofgerichten, die für alle den jeweiligen Hof betreffenden Rechtsangelegenheiten zuständig sind, bereits schon ein eigenes Dorfgericht, das über alle niederen Rechtsangelegenheiten des Ortes Recht zu sprechen hat.

Für alle höheren Rechtssachen sind die Hochgerichte zuständig. Zeilsheim fällt dabei in den Bezirk des Hochgerichtes Königstein.

1384

Zum ersten Mal wird urkundlich eine Kapelle in Zeilsheim erwähnt. Dieses wohl erste Gotteshaus war der Hl. Gertrud geweiht und hatte als wesentliches Merkmal einen dem Hl. Bartholomäus geweihten Altar sowie einen eigenen Friedhof.

Über den Bau dieses ersten Gotteshauses - vermutlich eine Holzkonstruktion - ist nichts überliefert. Da in der Urkunde jedoch seine Lage an der "Kirchgasse" (heute Alt-Zeilsheim) beschrieben wird und außerdem 2 Kirchenrechner erwähnt werden, kann man davon ausgehen, dass die dort stehende Kapelle bereits damals ein hohes Alter besaß und vermutlich im 12. Jahrhundert erbaut wurde.

In der Urkunde wird weiterhin erwähnt, dass eine Else von Zeilßheym ihre Ländereien an die "Capelle zu Zylssheim" verpfändet und mit einer jährlichen Abgabe von 6 Maltern Korn an die Mönche des Klosters St. Alban einen monatlichen Gottesdienst in Zeilsheim fundiert.

Die Abgaben werden nach 1400 durch die Zivilgemeinde um 3 Malter erhöht, um alle 14 Tage einen Gottesdienst in Zeilsheim zu ermöglichen. Diese "Caplaneystiftung" garantiert den Zeilsheimern eine regelmäßige gottesdienstliche Betreuung.

1400

Kurmainz verpfändet die Vogtei Hofheim, zu der die Orte Hattersheim, Hofheim, Kriftel, Marxheim, Münster, Sindlingen und Zeilsheim gehören, für 10.000 Gulden an die Grafschaft Falkenstein. Dabei legt es ausdrücklich den Rechtsvorbehalt einer Wiedereinlösung der Pfandsumme fest, der auch in allen folgenden Verträgen ausdrücklich festgeschrieben wird.

1419

Erzbischof Johann hebt das Albanerkloster in Höchst auf; Kirche und Klostergut fallen an den Erzbischof. Die kirchlichen Dienste werden von Weltgeistlichen übernommen. Ein "Frühmesser" wird verpflichtet alle 14 Tage Gottesdienst in Zeilsheim zu halten, sowie Kindstaufen und Beerdigungen im Ort selbst vorzunehmen.

1432

Die alte Gertrudiskapelle wird abgerissen und an ihrer Stelle eine neue Kapelle - diesmal aus Stein - errichtet. Das neue Gotteshaus wird dem Heiligen Bartholomäus geweiht und besitzt bereits einen Turm mit zwei Glocken. Der Altar der alten Kapelle wird auch in das neue Gotteshaus übernommen. Fast 400 Jahre stand diese Kapelle ohne wesentliche Veränderungen auf dem "Kirchberg", umgeben vom "Kirchhof", der örtlichen Begräbnisstätte.

barthkap
Ansicht und Grundriß der 1432 in gotischem Stil erbauten Bartholomäuskapelle
(nach einer Rekonstruktion von Jakob Christ)

1441

Der Mainzer Erzbischof Dietrich von Erbach beruft wieder Ordensgeistliche nach Höchst. 12 Antoniter aus dem Mutterhaus Roßdorf bei Hanau übernehmen die Seelsorge der Kirche und Pfarrei. Die Mönche sind damit auch für die Zeilsheimer Kaplanei und Höfe zuständig.

Bis zur Auflösung des Ordens 1803 wirken die Antoniter in Höchst und Umgebung als "sozialer Vorposten" bei der Seelsorge, im Schulwesen und in der Krankenpflege. Viele Antoniter sind namentlich bekannt, vor allem Heinrich Odenthal, der den Zeilsheimern bei der Pestepidemie 1666 beistand, das verschollene Kirchenbuch neu anlegte und zurückliegende Ereignisse nachschrieb.

1463

Unter einem Baum auf freiem Felde wird bei Zeilsheim der Zeilsheimer Friede zur Beendigung der Mainzer Stiftsfehde geschlossen.

Die Stiftsfehde war 1459 ausgebrochen und hatte schwere Folgen für die Kirche, das Kurfürstentum Mainz und das ganze Heilige Römische Reich. Mainz hatte zwei Erzbischöfe, die Anspruch auf den Bischofsstuhl erhoben: Adolf II. von Nassau und Diether von Isenburg. Die Fehde wurde mit großer Härte und brutaler Gewalt ausgetragen. Am 28. Oktober 1462 hatte Adolf II. Mainz im Handstreich genommen. Alle Anhänger Diethers, darunter auch der Erfinder der Buchdruckkunst, Johannes Gutenberg, mussten die Stadt verlassen.

Am 5. Oktober einigen sich die beiden streitenden Parteien in Zeilsheim und beenden ihre Feindseligkeiten.

1465

Die Pfandschaft der Vogtei Hofheim geht von der Grafschaft Falkenstein auf die Grafschaft Eppstein über. 1487 wird diese Pfandschaft auf die doppelte Summe (20.000 Gulden) erhöht.

ab 1517

Mit dem Anschlag der "95 Thesen gegen den Ablass" an die Türen der Schloßkirche von Wittenberg durch Luther am 31. Oktober 1517 beginnt in Deutschland eine Epoche, die geprägt ist von der Glaubensspaltung und kriegerischen Auseinandersetzungen.

Anfänglich von Luther nur als Protest gegen die Missstände in der katholischen Kirche gedacht, verselbständigt sich die Bewegung, und es kommt 1519 zum Bruch mit Rom. Es beginnt die Zeit der Reformation.

Zeilsheim bleibt hiervon weitgehend unberührt und als kurmainzisches Dorf katholisch.

1535

Die Pfandschaft der Vogtei Hofheim fällt in Erbfolge an die Grafschaft Stolberg-Ortenburg. Da die Grafen von Stolberg zum Protestantismus konvertierten, müssen auch alle Einwohner der Vogtei Hofheim zum Protestantismus übertreten. Die Zeilsheimer leisten dem Befehl zwangsläufig Folge, und Zeilsheim wird damit ein evangelischer Ort.

1546 / 1547

Die Religionsstreitigkeiten zwischen dem katholischen Kaiser und den evangelischen Reichsfürsten erleben im Schmalkaldischen Krieg einen ersten Höhepunkt, als die Mitglieder des Schmalkaldischen Bundes versuchen, die Religionsfrage mit Gewalt zu lösen.

Zeilsheim ist von den Auseinandersetzungen auch betroffen, als die protestantischen Armeen Mainz und Frankfurt belagern und umliegende Dörfer, so auch Zeilsheim brandschatzen.

Der Krieg führt jedoch zu keinem Erfolg für eine der beiden Seiten und im Augsburger Religionsfrieden von 1555 wird der Status Quo anerkannt. Eine der wichtigsten Bestimmungen des Augsburger Friedens ist die Regelung des Religionsbekenntnisses (cuis regio - eius religio), wonach alle Untertanen den Glauben des Landesherren annehmen müssen; lediglich in den Freien Reichsstädten herrscht Religionsfreiheit.

1565

Dem Mainzer Kurfürsten Daniel von Homburg gelingt die Einlösung der Pfandschaft über die Vogtei Hofheim. Zeilsheim muss 44 Gulden 20 Albus und fünf Pfennig zur Zahlung der Pfandsumme beisteuern. Damit ist Zeilsheim endgültig ein kurmainzisches Dorf. Alle Einwohner treten nach der Einlösung der Pfandschaft wieder zum Katholizismus über.

Im Rahmen einer Gebietsreform wird das Amt Hofheim mit dem Amt Höchst zu einem Oberamt vereinigt. Sitz des Oberamtes wird Höchst, Hofheim bleibt Amtssitz.

Verfasser:

Alexander von Janta-Lipinski

Quellen:

Vollert, Adalbert:
Zeilsheim - Ein Frankfurter Stadtteil in alter und neuer Zeit (Herausgegeben von der Frankfurter Sparkasse von 1822)

Kinder, Hermann; Hilgemann, Werner:
dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band 1, 24. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1990

Kinder, Hermann; Hilgemann, Werner:
dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band 2, 28. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1994

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