Ökumenischer Weltgebetstag in Sankt Michael
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Auch in diesem Jahr versammelte man sich wieder weltweit – so auch in Sossenheim – zum Weltgebetstag-Gottesdienst, der diesmal von einer Gruppe von Frauen auf den Cook-Inseln vorbereitet worden war. Das Motto, angelehnt an ein Zitat aus Psalm 139: „Wunderbar geschaffen – eine große Welle machen für die Schöpfung“.
Wunderbar, so war auch der Abend im Gemeindesaal von Sankt Michael, und das in mehrerlei Hinsicht. Während man zu akustischem Meeresrauschen in den festlich geschmückten Saal eintrat, erblickte man eine lange Tafel mit vorbereiteten Speisen, (was bereits beim Eintreten ahnen ließ, dass es auch kulinarisch Außerordentliches zu erwarten gab). Auf den im Halbkreis angeordneten Stühlen lag jeweils ein grünes Weltgebetstag-Heft, voll mit Informationen, Gebeten und Liedern, dazu eine Karte mit der Abbildung geschmückter Maori-Frauen und ein blaues Stoff-Bändchen.
Sonderbar, jedenfalls für mich als Mann – da waren nur Frauen im Saal! Als ob der ökumenische Weltgebetstag reine Frauensache wäre! Er geht alle etwas an: Frauen und Männer, Protestanten und Katholiken, Christen überhaupt und darüber hinaus! Wir haben Grund genug zu beten, für Frieden, Gerechtigkeit, Gottes wunderbare Schöpfung…
Soll das nicht alle Menschen angehen? Auch wenn der Weltgebetstag traditionell von Frauen vorbereitet wird, so werden die Männer doch auch als eine Bereicherung erfahren, wie eine Teilnehmerin sagt. Es gehe ja um Geschwisterlichkeit und das Sensibilisieren von Frauen/familienspezifischen Problemen, die nur alle gemeinsam lösen können.
Auch hier in Sossenheim haben sich die Frauen in der Vorbereitungsgruppe große Mühe gemacht, das Motto des Abends mit Leben zu erfüllen. Sie haben sich die vielfältige Arbeit aufgeteilt: Eindrucksvolle Bilder (per Beamer projiziert) und Informationen über die Menschen auf den Cook-Inseln werden dargeboten, Texte werden gelesen, Gebete gesprochen, der schöne Psalm 139 rezitiert; zur Klavierbegleitung werden unbekannte neue Lieder (auf deutsch, englisch, sowie in Maori-Sprache) über die Schönheit der Schöpfung gesungen, von der wir alle ein Teil sind und für die wir dankbar sind.
„Kia orana!“ – ein gutes und erfülltes Leben, mit diesen Maori-Worten grüßen sie zu Beginn des Gottesdienstes und erinnern damit zugleich an die Frauen auf den Cook-Inseln, die das Christentum heute mit aller Selbstverständlichkeit praktizieren und dabei voller Stolz Elemente ihrer Maori-Kultur mit einbringen. Maori-Worte und –Lieder durchziehen die Liturgie und spiegeln das Lebensgefühl der Menschen auf den Cook-Inseln. Zwischendurch werden drei typische Lebensgeschichten von Frauen erzählt, in denen sich die Schwierigkeiten und Sorgen, aber auch das positive Lebensgefühl und die Geborgenheit im christlichen Glauben spiegeln. Als „Beitrag zum betenden Handeln“ halten wir Kollekte, deren Erlös den weltweit über 100 Partnerorganisationen des Weltgebetstags zufließt; nicht zuletzt denken wir dabei an die Bedrohungen durch die Klima-Krise, von denen die Cook-Inseln ganz besonders betroffen sind. Sodann dürfen wir uns die blauen Stoffbändchen gegenseitig um das Handgelenk binden und unseren Nachbarinnen etwas Freundliches und Ermutigendes zusprechen und am Ende sagen: „Gott hat dich wunderbar geschaffen!“ Als Bekenntnis zum „Betenden Handeln“ machen wir uns bewusst, dass wir alle „Wunderwerke Gottes“ sind und als solche mit unseren Gaben und Talenten der Welt dienen und zum Segen werden wollen. Gott ruft uns zu einer neuen Lebensweise auf: zum betenden Handeln in der Welt. Wir sind wunderbar geschaffen, machen wir eine große Welle für die Schöpfung!
In diesem Sinne endeten wir vor dem traditionellen letzten Lied („Der Tag ist um“) mit dem Segen: „Dazu segne uns Gott, die Schöpferin, Jesus Christus, unser Bruder und die heilige Geistkraft. Amen“.
Und dann der kulinarische Ausklang – nach sehr schmackhaften Maori-Rezepten. Ein großer Genuss! Wir sitzen noch lange beisammen und genießen diesen wunderbaren Abend. War das eigentlich ein Gottesdienst? Mindestens das!
Und ich frage mich zum Schluss: Wo waren eigentlich außer mir alle die anderen Männer? Der Ökumenische Weltgebetstag ist auch für Männer da. Auch wenn es schön war mit diesen großartigen Frauen in Sankt Michael - bitte, Männer, lasst mich das nächste Mal nicht allein! Kommt am ersten Freitag im März 2026 dazu, Ihr werdet es nicht bereuen!
Armin Kopp
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